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Kapitel 106
Ich habe noch sehr viel leiden müssen an diesem Ort, sehr viel, aber davon erzähle ich später vielleicht mal, ich möchte es jetzt nicht. Ich merke, wie es mir jetzt zu viel wird, beim bloßen Hinschreiben, und ich schaff das gerade nicht.
Jedenfalls eines Tages kam ich wieder ins Krankenhaus und von dort hat mein Herr mich dann abgeholt und das war es dann. Ich war kein Mensch mehr. Also nicht mehr der, der ich früher gewesen war. Mit eigenen Gefühlen und Gedanken, einem inneren Kern, der nur mir gehörte und sonst niemand auf der Welt.
Nach dieser Sache mit der letztlich mißglückten Folterung entschloß ich mich, sie nach einer Ehrenrunde über das Krankenhaus gleich wieder zu mir zu nehmen , auch wenn mein „special advisor“ meinte, ein „bißchen länger“ könnte ihr nicht „nicht schaden“, da war ich mir aber nicht mehr ganz so sicher. Das Übermaß an Sadismus, das mir zum Schluß die Folterung Annas kaputtgemacht hatte, sein Unvermögen, die eigene Haltung selbstkritisch zu reflektieren, haben mich ihm entfremdet ein Stück weit, sowie, das gebe ich zu, auch die stark gestiegenen Kosten für Annas Abrichtung, bedingt durch ihre Aufenthalte im Krankenhaus und dem Sklavengefängnis.
(Um es vorwegzunehmen: ihr zweiter Krankenhausaufenthalt war versicherungstechnisch allerdings weitgehend abgedeckt, bezüglich des ersten winden die sich noch etwas, aber mein Anwalt taugt wirklich was und wir werden ja sehen....)
Der war ja so „grenzlegal“, das wußte ich selber, und ich sah durchaus ein , dass in so einem Falle ohne entsprechende „Schmierung“ nichts läuft. Ich gab aber mein O.k, da ich ihm zu jenem Zeitpunkt noch vorbehaltlos traute.
„Es ist deine Entscheidung, mein Lieber“, meinte er noch, lässig in seinen Sessel hingelümmelt, einen Martini vor sich. Er suchte mich auf meinen Wunsch zu Hause auf, um über Annas Fortschritte zu reden. Mir wurde nämlich so langsam „die Hose eng“, Ihr wißt schon was ich meine.
Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich mir in letzter Zeit, im Zimmer meines kleinen Ficktierchens auf ihrem Bett liegend, beim Gedanken an all die schönen Spielereien, die ich noch mit ihr vorhatte, einen runtergeholt hatte. Das duftete noch schwach nach ihrem Parfüm, ihr Bett, und alleine das genügte, um mich in einen Zustand der Raserei zu versetzen. Ich schwelgte in den schönsten Gedanken und empfand zunehmend die bittere Ungerechtigkeit, die darin lag, erst soviel Geld ausgegeben zu haben, nur um eine Sklavin zu erwerben, die dann doch nicht so recht parierte, und jetzt noch viel mehr Geld dafür ausgeben zu müssen, um diesen Mangel zu beheben. Verklagen sollte ich ihren ersten Herrn, jawoll, auf Schadensersatz, auf zumindest teilweise Übernahme der Kosten, das wär’s!
Aber das würde natürlich erst mal noch mehr Geld kosten, viel Geld, und nur Gott weiß, wie lange sich so ein Prozeß hinschleppen mochte und wie er letzten Endes ausginge.
Also nee, und wenn er denn womöglich zur Rücknahme verurteilt würde, wäre es mir auch nicht recht, denn ein guter Fick war sie ja, die Anna, daran bestand kein Zweifel. Womit wir wieder beim Thema wären: die größte Ungerechtigkeit, fast wäre ich versucht zu sagen: Ironie des Schicksals, lag natürlich darin, zu löhnen und zu löhnen und sich trotzdem auch noch selber einen runterholen zu müssen...
In diesem Sinne fragte ich einfach mal an bei meinem „special advisor“, und, siehe da, er bequemte sich, zu mir hinauszufahren.
„Wie gesagt, es ist deine Entscheidung. Aber ich rate dir: bezähme deine verständliche Ungeduld, investiere noch mal ein Sümmchen, das ist auf alle Fälle sinnvoller, als einen Rückfall in alte Verhaltensmuster bei ihr zu riskieren. Das ist bei einer wie ihr, wie die Erfahrung lehrt, nie ganz ausgeschlossen, auch wenn sie uns momentan aus der Hand frißt.“
Er konnte das sehr gut begründen, mit Statistiken und Verlaufskurven, alles natürlich eine vorbereitete Präsentation auf einem schicken Laptop, und am Ende habe ich mein Einverständnis erklärt.
Sein bestes Argument war jedoch, dass ich ja mal bei einer professionellen Folterung meines kleinen Herzblattes dabei sein wollte, und, nun ja, dafür böte ein Ergastulum selbstredend die besten Voraussetzungen. „Das wäre dann natürlich im Gesamtpreis von, sagen wir mal: zweieinhalbtausend Euro inklusive, komplette Nutzung von Raum und Gerätschaften, die stellen sogar noch einen Assistenten, den nehmen wir natürlich, wenn er schon nichts extra kostet. Aber eigentlich brauchen wir den gar nicht, wir beide sollten ausreichen, du und ich.“ Und er zwinkerte mir verschwörerisch zu...
Aber genau der Verlauf eben jener Folterung war's, der mich isgesamt so enttäuschte. Wenn ich auch der Gerechtigkeit halber hinzufügen möchte, dass ich mir bis dahin unter einer Folterung nicht wirklich etwas vorstellen konnte, in Wirklichkeit hat sie eben doch sehr unschöne Details und ist etwas anderes als eine Art heftige SM- Session oder eine etwas exzessive Bestrafung.
Vielleicht interessiert es Euch ja, etwas mehr darüber zu erfahren, und auch wenn es nicht unbedingt zu meinen schönsten Erinnerungen zählt, bitteschön. You have been warned, wie der Angelsachse so treffend sagt, und zwischenzeitlich kann ich der ganzen Angelegenheit sogar etwas abgewinnen, aber damals, unvorbereitet und in seiner ganzen Unmittelbarkeit, da war es denn doch etwas zu heftig für mich.
Dieses ungute Gefühl, dass doch alles ein wenig anders verlaufen könnte als in meiner Phantasie, stellte sich schon bei der Annäherung an dieses Ergastulum ein, in dem sich Anna auf mein Geheiß befand. Tat ich überhaupt das Richtige? War es nicht besser, bestimmte Dinge im Bereich der Phantasie zu belassen, statt sie eins zu eins umzusetzen, nur weil man es konnte?
Aber nun war es wohl zu spät für einen Rückzieher, ich hätte mich ja lächerlich gemacht. Außerdem: dies war die Gelegenheit, die ich mir in Gedanken so oft ausgemalt hatte, die Gelegenheit, etwas wirklich Krankes zu tun, und tief drinnen wollte ich es doch, auch wenn meine eigenen Begierden anfingen, mir unheimlich, sogar widerlich zu werden.
Ein Gefängnis ist schließlich nie was Erbauliches, ein reiner Zweckbau zur mehr oder minder dauerhaften Verwahrung von Menschen, doch als ich auf den Eingang des Ergastulum zuschritt und zu diesem Zweck hunderte von Metern auf die hohe fugenlose Betonmauer zuzulaufen hatte (der Besucherparkplatz war ziemlich abseits gelegen), fühlte ich mich mehr als nur etwas angespannt. Regelrecht nervös war ich.
Ich meine, Stacheldraht und Wachtürme und alle paar Meter ein Mast mit Flutlicht, das kennt man doch auch von normalen Gefängnissen. Was aber wirklich geradezu creepy war, war das Fehlen jedweder Fenster in dem ganzen Klotz. Keine Fenster, außer in der Pförtnerloge.
Ich lief auf einen grauen, abweisenden Bunker zu, der seine schrecklichen Geheimnisse völlig vor der Außenwelt verbarg, in jedem Sinne undurchdringlich. Hinzu kam noch das Bewußtsein, dass hinter diesen Mauern die grundlegendsten Regeln unserer Zivilisation außer Kraft gesetzt waren, also zumindest für die Insassen, dass ich tatsächlich im Begriff stand, eine selbst kleinen Kindern schon geläufige Stätte des absoluten Grauens zu betreten (wenn auch freiwillig und mit gültiger Einladung), das zerrte schon an den Nerven, das dürft Ihr mir glauben.
Wohltuend war die Normalität der Einlasskontrolle. Überprüfung der Personalien, der Zugangsberechtigung. Ohne gültige Einladung kam kein Normalsterblicher hier rein, Besuche für die Insassen waren nicht vorgesehen, die Presse oder sonstige Vertreter der Öffentlichkeit erst recht nicht, man benötigte schon einen besonderen Grund oder eben eine gültige Einladung. Dafür hatte der Sir gesorgt und alles seine Richtigkeit, so dass sich mit metallischem Schaben die schwere Panzertür für mich öffnete, die für den Zutritt von Personen vorgesehen ist. Als sie sich wieder schloß hinter mir, fühlte ich diese Nervosität wieder verstärkt in mir aufkeimen. Man, d.h. ein Uniformierter, geleitete mich aber höflich in einen Warteraum, in dem der Sir mich dann abholen würde.
Beiger Teppichboden, orangefarbene Plastikschalensitze, die unvermeidlichen Hydrokulturen, in der Ecke ein Getränkeautomat, der dezent vor sich hinsummte. Ich war offenbar im Moment der einzige Wartende.
„Es kann noch etwas dauern. Bedienen Sie sich am Getränkeautomaten, das ist kostenlos. Einfach auf den gewünschten Knopf drücken. Sie können auch eine Zeitschrift lesen, aber bitte wieder zurücklegen.“ Er wies auf einen Zeitschriftenständer, der sich hinter einer Hydrokultur befand und der mir gar nicht aufgefallen war.
„Ja, vielen Dank.“
„Keine Ursache. Ich muß sie jetzt alleine lassen. Aus Sicherheitsgründen wird es Ihnen nicht möglich sein, den Raum zu verlassen, bis eine autorisierte Person Sie abholen kommt. Sollten Sie irgendwie Hilfe oder eine Auskunft benötigen, hier ist eine Gegensprechanlage.“ Er deutete auf einen Telefonhörer an der Wand. „Einfach abheben und Sie sind automatisch mit der Zentrale verbunden, die wissen dann auch sofort, von welchem Apparat aus Sie anrufen.“
„Ja, vielen Dank nochmals.“
Er ging und ließ mich zurück- eingesperrt. Eine Gänsehaut lief mir über den Rücken und ich setzte mich in einen dieser orangenen Schalensitze, nicht ohne mir vorher am Getränkeautomat eine Cola gezogen zu haben, gegen den trockenen Mund.
Jetzt war ich schon sehr aufgeregt und gleichzeitig gespannt wie ein Flitzebogen auf die erste professionelle Folterung meines Lebens, der ich beiwohnen sollte. Die Geilheit überwog nun eindeutig wieder und ich kam mir verrucht und pervers vor.
„Ah, da bist du ja. Schön, dass du da bist.“ Der Sir begrüßte mich mit breitem Lächeln und streckte mir seine Rechte hin. Ich hatte ihn gar nicht kommen gehört.
„Ja, hallo, auch schön, dich zu sehen“, und ich schlug kräftig in seine dargebotene Hand ein.
„Nervös?“
„Ja, also wenn ich ehrlich sein soll, schon ein bißchen.“
„Das ist normal. Schließlich wirst du etwas zu sehen bekommen, das man nicht alle Tage sieht. Ich hoffe, du hast einen guten Magen...“
Ich lachte, etwas gequält, ich gesteh's.
„Na, ganz so schlimm wird' s schon nicht werden, oder?“
„Das kommt ganz auf den Standpunkt an“, meinte der Sir kryptisch und mit ernster Miene. Als er die Verständnislosigkeit in meinen Zügen bemerkte, mußte auch er lachen.
„Ich meine, deine Anna wird das sicher anders empfinden als ich und möglicherweise auch du. Sie ist übrigens schon im Behandlungsraum...“, ich zog fragend die Augenbrauen hoch, „...ach so, ja weißt du, üblicherweise vermeiden wir die Bezeichnung „Folterkammer“, ist so 'ne Sprachregelung, von wegen political correctness und so, aber meinethalben: sie ist schon in der Folterkammer und erwartet uns sehnsüchtig...“
„Weiß sie, was ihr bevorsteht?“
„Im Prinzip schon. Natürlich keine Einzelheiten, aber sie hat schon mehrfach mitgekriegt, dass wir nicht zimperlich sind hier, und dass es heute zur Sache geht, das weiß sie. Wir haben ihr auch gesagt, dass sie möglicherweise drauf geht dabei und dass das o.k. geht mit dir.“
„Das wird sie aber doch nicht wirklich, oder? Ich meine, das ist doch mehr oder minder ausgeschlossen, will ich hoffen.“
„Nach menschlichem Ermessen, ja. Sie ist vorher gründlich medizinisch durchgecheckt worden und wurde für belastbar genug eingeschätzt. Wir habe sie auch schon ziemlich rangenommen, seit sie hier ist, so dass die Folterung nicht wie ein totaler Schock kommen sollte. Ich denke, sie wird es überstehen, ohne den Verstand zu verlieren, aber es wird sie völlig gebrochen und willenlos zurücklassen, als perfekte Sklavin, die sie bereits jetzt schon weitgehend ist. Das heute, das ist nur das Sahnehäubchen, gewissermaßen. Und ich mag Sahne. Viel Sahne, um genau zu sein.“ Er leckte sich genießerisch die Lippen.
„Na, nun komm schon mit. Ran an die Buletten!“
Wir waren bereits am Rausgehen, als er sich mit der Hand gegen die Stirn schlug.
„Ach Gott, jetzt hab' ich doch glatt vergessen....Wir müssen dich ja noch kostümieren.“
„Äh..., wie meinen?“
„Na ja, dich zum Klu-Klux- Klan- Mitglied machen oder sowas Ähnlichem. Ganzkörperverhüllung, du verstehst schon. Anna soll dich nicht erkennen. Das machen wir immer so.“ Und hielt schon diesen Telefonhörer in der Hand, organisierte alles, wie es eben so seine Art war.
„Muß das sein? Das ist doch ein bißchen kindisch. So kann man doch höchstens ein kleines Kind erschrecken.“
„Nein, nein, du mißverstehst das. Es ist wirklich so: sie sollte dich nicht erkennen, du wirst auch nichts reden im Be... in der Kammer, ja? Ich will es dir erklären...“, er senkte vertraulich die Stimme, „...also, du wirst sie bald wieder zu dir nach Hause nehmen, richtig?“
„Ja, genau.“
„Ja, und das ist eben der Kasus knactus. Du bist dann gewissermaßen ihr Erlöser aus ihrer ganzen Pein, kapierst du?“
Ich begann, zu verstehen.
„Du meinst, ich, dem sie das alles zu verdanken hat, stehe dann für sie als ihr Retter da?“
„Exactement, mein Lieber. Und was Furcht und die Erfahrung völligen Ausgeliefertseins nicht zu bewirken vermögen, obwohl diese beiden für sich genommen schon sehr probate Mittelchen zur Vernichtung einer Persönlichkeit sind, das bewirkt das Gefühl der Dankbarkeit dir gegenüber dann. Da wird sie nichts dagegen tun können, glaube mir, in ihre Angst, wieder zurückgeschickt zu werden, wird sich Liebe mischen. Liebe zu dir, ihrem Erretter aus höchster Not. Das ist ein Potential, das wir nicht verspielen dürfen.“
Ich erhob keine Einwände mehr dagegen, als Mönch ausstaffiert zu werden. Selbstverständlich war das mit dem Klu- Klux- Klan nur ein Scherz gewesen. Die Kutte war schwarz und trug sich angenehm. Sie war aus leichtem Material, so wie beispielsweise Weihnachtsmann- Kostüme auch, damit der Träger darunter nicht ins Schwitzen gerät. Einzig mein ziemlich eingeschränktes Gesichtsfeld störte mich, denn natürlich trug ich eine Skimaske mit Sehschlitzen unter meiner Kapuze. Sie behinderte auch etwas die Atmung.
Gut, wir haben sie also gefoltert, und das nicht zu knapp. Ihre Schreie gellen mir heute noch in den Ohren und recht blutig war die ganze Angelegenheit auch. Na ja.
Der Sir und ich laufen einen Gang entlang, könnte auch ein Gang in einem Bürogebäude sein, wenn nur die verrammelten und verriegelten Stahltüren nicht wären, an denen wir vorüberschreiten. Wir befinden uns im Zellentrakt. Hinter einigen der Türen sind entsetzliche Laute vernehmbar, Laute, die Angst und höchsten Schmerz verraten.
„Ja,“ meint der Sir leichthin, während er sich nach mir umdreht (er als mein Führer durch dieses Gebäude läuft voran), „wir foltern sie Tag und Nacht und auch in ihren Zellen. Das hier ist die Hölle für die, die hier gelandet sind, und wir sorgen schon dafür, dass das Feuer nicht ausgeht. Für keinen von Ihnen.“ Er kichert und wird mir nachgerade unheimlich. Warum sagt er „wir“? Ich denke, er ist der Besitzer einer Sklavenschule und kann nur bei ausgewählten Gelegenheiten an einer Folterung hier im Gefängnis teilnehmen. Ich bekomme den Eindruck, dass er mir einiges verschweigt. „Wahrscheinlich hat er meine Extra- Zweieinhalbtausend in die eigene Tasche geschoben“, denke ich für mich.
Ständig kommen wir an irgendeine Panzerglastüre, die uns den Weg versperrt, der Sir öffnet sie mittels einer Magnetkarte und eines Zahlencodes, den er in ein Terminal neben der Tür tippt. Ob es jedesmal der Gleiche ist oder immer ein Verschiedener, kann ich nicht erkennen. In letzterem Fall, von dem ich ausgehe, muß er über ein phänomenales Gedächtnis verfügen, denn es sind viele Türen.
Wachen sind keine zu sehen, alles wirkt seltsam menschenleer, dafür aber jede Menge Kameras, die von der Decke hängen und uns mit ihren toten Linsen beäugen.
„Wir haben auch noch andere, nicht so offensichtliche Überwachungssysteme wie die Kameras“, bemerkt der Sir. Kann er Gedanken lesen?
Schließlich stehen wir in einem Aufzug, der sich langsam nach unten in Bewegung setzt. Ich fühle mich selber immer mehr wie ein Gefangener. Wenn ihnen nun einfällt, mich nicht mehr hinauszulassen? Kein Mensch weiß, wohin ich mich heute begeben habe. Ärgerlich verscheuche ich diesen absurden Gedanken.
In der Vorbereitungsphase für dieses Unternehmen habe ich auch eine umfassende Verschwiegenheitsverpflichtung unterschrieben, und ich denke nicht daran, sie zu brechen. (Nur Ihr, meine Leser aus der realen Welt, die es in dem fiktiven Bereich dieser Erzählung ja überhaupt nicht gibt, bekommt da was darüber zu lesen.)
Ich zweifle nämlich keine Sekunde daran, dass man mich dann auf juristischem Wege fertigmachen würde, und zwar gründlich. Wir haben zwar alle Dreck am Stecken in dieser Angelegenheit, Anna dürfte sich zum Beispiel streng genommen gar nicht hier befinden an diesem Ort, ohne richterliche Einweisung; aber so wie ich den Sir und Konsorten einschätze, sitzen die an ein paar ganz langen Hebeln, von denen ich noch nicht mal zu träumen wage. Besser, sich an alle Vereinbarungen mit diesen Leuten zu halten.
Der Aufzug hält und wir betreten einen Gang, der irgendwie unheimlich riecht. Nach Blut, wie im Schlachthof. (Wer unter Euch diese Erfahrung nicht gemacht hat: gebt Euch das mal rein, Leute. Ich garantiere einen lupenreinen Gänsehauteffekt.)
Es ist aber ganz still.
Der Sir hat sich nahe an mein Ohr gebeugt.
„Nicht viel Kundschaft heute“, wispert er. Ist das wegen mir? Soll mich keiner sehen hier unten? Ich verkneife mir diese Frage aber.
„Hier, hinter dieser Tür. Dahinter werden sich die Pforten der Hölle auftun für Klein- Anna.“ Wieder dieses Kichern. Das könnte er sich eigentlich abgewöhnen. Doch jetzt ist nicht der Zeitpunkt, solche Dinge zu diskutieren.
„Denk dran. Nicht reden, wenn wir drin sind. An deiner Stimme würde sie dich todsicher erkennen.“ Ich nicke.
Wir treten ein.
Das erste, was mir auffällt, sind zwei weitere Personen, die im Raum anwesend sind.
Einer, ein ziemlich grobschlächtiger Kerl mit umgebundener weißer Schürze, gibt mir wortlos etwas linkisch die Hand. Wir begrüßen uns mit einem Kopfnicken. Wahrscheinlich der Assistent, den wir eigentlich gar nicht bräuchten nach Ansicht des Sir.
Die zweite Person, eine schöne, großgewachsene Frau ganz in Weiß und mit völlig ausdruckslosem Gesicht, hat ein Stethoskop umhängen. Wahrscheinlich eine Ärztin.
Und richtig: „Darf ich vorstellen? Meine Frau. Sie ist Ärztin und für den medizinischen Teil dieser Veranstaltung zuständig. Damit unsere kleine Probandin auch immer schön bei Bewußtsein bleibt und nicht etwa einen Teil der Vorstellung versäumt.“ Bei diesen Worten hebt er warnend den Zeigefinger an den Mund, um mich an mein Schweigegelübde zu erinnern. Das ist auch notwendig, denn ich kann gerade noch das „Angenehm“ runterschlucken, das mir schon auf der Zunge liegt. Die Dame scheint meine Anwesenheit nicht weiter zu interessieren, jedenfalls wendet sie ihre Aufmerksamkeit nach einem kurzen Blick auf mich wieder diversen Instrumenten, hauptsächlich Injektionsbestecken, zu, die vor ihr auf einem fahrbarem Tischchen liegen, und die sie offenbar noch einmal überprüft für ihren Einsatz.
„Und nun“, stößt der Sir hervor, ziemlich theatralisch, „zur Hauptperson.“ Er befindet sich eindeutig in einem erregten Zustand, möglicherweise sexueller Natur.
Er winkt mir, ich soll mitkommen.
Der nicht allzugroße Raum ist mittig geteilt durch einen Plastikvorhang. Der Sir zieht ihn fast schon hektisch zur Seite und gibt den Blick frei auf Anna.
Sie ist stramm auf etwas gefesselt, das wie eine Kreuzung aussieht zwischen gynäkologischem und Zahnarztstuhl.
Ihre Unterarme ruhen auf Armlehnen, natürlich auch sie schön verzurrt. Selbst ihre ausgestreckten und leicht gespreizten Finger scheinen einzeln festgemacht zu sein mit metallenen Schlaufen. Sie ist nicht geknebelt und heult vor sich hin. Ganz trostlos und mutterseelenallein klingt das. Sie beginnt direkt, mir leid zu tun.
Ganz elend sieht sie aus, denke ich mir. Da sie den Kopf nicht bewegen kann, er ist fixiert mit einer Art Ledergeschirr, das fest verknüpft ist mit der Kopflehne, rollt sie nur ängstlich mit den Augen.
„Darf ich?“, reißt mich der Assistenten- Typ aus meinen Gedanken. Ich gebe den Weg frei, auch er hat einen fahrbaren Tisch, so eine Art überdimensionierten Servierboy, den er am Fußende Annas abstellt. Mit verdrehten Augen versucht sie verzweifelt, einen Blick darauf zu erhaschen, was aber wohl nicht geht, da sie halb schräg nach hinten gekippt ist auf ihrer Unterlage. Es ist auch besser so, dass sie nicht sieht, was sich alles darauf befindet. Mir fallen so kleine spitze Haken auf, so eine Art Miniatur- Fleischerhaken, und lange spitze Stahlnadeln, dann wende auch ich lieber den Blick ab.
Nun kommt die Ärztin mit ihrem Wägelchen und begibt sich hinter das Kopfende dieses Stuhles.
„Sabi, Sabi...“, schluchzt Anna. Kennt sie diese Frau etwa? Und warum nennt sie sie bei ihrem Vornamen?
Der Sir hat eine Fernbedienung in der Hand. Mit leisem Surren bewegen sich Annas Beine auseinander und werden gleichzeitig angehoben.
„Dieses Teil ist klasse“, murmelt der Sir, mehr zu sich, „wenn man sie einmal festgebunden hat, kann man sie praktisch in jede Position und Verrenkung bringen, schon toll.“
„Damit kann man sie sogar komplett wenden, während sie dran hängen“, pflichtet ihm der Assi an mich gewandt bei. „Es ist phantastisch, mit rausnehmbaren Segmenten, damit man ihnen auch von hinten weh tun kann. Die Rippen brechen, die Lunge anbohren, was weiß ich. Und das Stärkste ist...“, redet er sich richtig in Fahrt und hat weiße Speichelreste in den Mundwinkeln dabei, wie mir auffällt, „das Stärkste ist, man kann die Teile für die Arme und die Beine und den Kopf beliebig ausfahren. Das ist gleichzeitig nämlich auch 'ne Streckbank, das Teil. Das nenn' ich Fortschritt!“
Und er grinst mich an aus seiner einfältigen Visage, als habe er diese Vorrichtung selbst ersonnen. Dabei hätten wir noch nicht mal den Faustkeil, wenn die Menschheit nur aus Exemplaren wie ihm bestünde.
In meinen „Ich- foltere- meinen- kleinen- Liebling“- Phantasien kam so ein Neandertaler jedenfalls nicht vor, soviel steht mal fest. Ich kann nur hoffen, dass der Sir den Großteil des Jobs übernimmt, der hat doch entschieden mehr Stil.
Der, sprich der Sir, ist zwischenzeitlich zwischen Annas hilflos geweitete Beine getreten und haut ihr ohne viel Federlesens gleich ein paar Ohrfeigen runter, dass es nur so raucht.
„Halt die Schnauze, halt ja die Schnauze, du miese kleine Fotz“, brüllt er sie zornroten Gesichts an und haut ihr noch ein paar rein, „von dir will ich hier nichts anderes hören als Schmerzensschreie, ist das klar.“
„Ja...a...a, Sir“, heult Anna laut, „aber bitte, bitte, nicht mehr wehtun, oh bitte, bitte, ich mach doch alles. Alles , alles , alles, oh bitte, bitte, bitte....“. Sie heult immer hysterischer, der Sir schnippt ungeduldig mit den Fingern, blitzschnell reicht der Assi ihm eine Art Polizeiknüppel, und genauso schnell schlägt ihn der Sir Anna über die Rübe, dass man es richtig krachen hört. Blut schießt ihr aus der Nase und läuft über ihren knochigen Brustkorb. Richtig schön mager ist sie geworden, genau die richtige Kost für einen Kinderschänder wie mich, freue ich mich. Die Tittchen fast nicht mehr vorhanden.
Aber es gefällt mir gar nicht, dass der Sir so unbeherrscht ist, er, den ich doch bisher für seine überlegene Ausstrahlung bewundert habe. Zu diesem besorgniserregenden Gesamteindruck trägt auch bei, dass er sein hengstgroß geschwollenes Glied aus der Hose zerrt und anfängt, es in Anna hineinzustopfen.
„Aua, aua, aua“, brüllt Anna und läuft ganz violett an dabei. Er stößt es ihr bis ungefähr zur Hälfte rein (weiter geht wohl nicht) und fickt sie mit einer solchen Vehemenz, dass der gesamte , recht solide, Foltertisch zu wackeln beginnt. Genauso abrupt, wie er begonnen hat, zieht er seinen Schwanz plötzlich wieder raus aus Anna, offenbar, ohne Erleichterung gefunden zu haben. Er bleibt steif und der Sir packt ihn auch nicht wieder weg.
Der Assi macht sich zwischenzeitlich auch unten herum an sich zu schaffen, während die Ärztin das ganze Geschehen kühl überblickt, nach wie vor mit völlig regungslosem Gesicht.
Ich würde das insgesamt ja nach wie vor als recht anregend empfinden, es erinnert an diese Tätowieraktion Annas, als der eine Magere mit dem großen Pimmel über sie drübergestiegen ist- zumal das Glied des Sir alles in den Schatten stellt und ein dünner Hering die von ihm an den Tag gelegte Brutalität beim Vollzug nie erreichen könnte.
Ich bin aber zu nervös, was wohl auf mich zukommt, um mich meiner Geilheit richtig hinzugeben.
„So, Anna, jetzt fangen wir an, dir so wehzutun, dass du dir wünschst, du wärst nie geboren worden.“
Der Sir schien seine Contenance wieder gefunden zu haben, er sprach zwar schweratmend, aber mit einer Art kalter Entschlossenheit.
Zu meiner nicht gelinden Überraschung antwortete Anna ihm trotz strengen Verbots erneut- mit leicht zittriger, aber annähernd ihrer normalen Stimme- und ebenfalls sehr ruhig: „Bitte Sir, ich weiß nicht, warum sie noch zweifeln an meinem totalen Gehorsam. Bitte geben sie mir doch eine Chance, ihn zu beweisen. Ich gehe sofort runter in den Keller und hänge eine auf, sie brauchen es nur zu befehlen. Und diesmal werde ich nicht umkippen. Ich verspreche es.“
Nanu, hatte sie jetzt völlig den Verstand verloren? Was sollte dieser Quatsch denn?
„Bitte, Sir...“, begann sie wieder, um auf einmal loszuschluchzen, „...ich hab so Angst, nicht foltern. Bitte, bitte, bitte....“
Ich erwartete, der Sir würde wieder brutal werden, aber ich sollte mich täuschen.
„Anna, noch ein Wort, und wir verpassen dir auf der Stelle eine Zahnbehandlung. Der Raum ist gerade frei. Willst du das?“
Was immer das sein mochte, diese „Zahnbehandlung“, es wirkte. Anna verstummte, gab keinen Laut mehr von sich.
„Gut, dann können wir ja endlich beginnen“, stellte er fest, ohne zu irgend jemand Bestimmten zu reden.
Er winkte mich zu sich. „Wir fangen mit ihren Händen an. Schau, wie ich's mache, und wenn du dann willst, darfst du auch.“
Er beute sich über Anna, die nun am ganzen Körper von einem heftigen, unkontrollierbaren Zittern befallen wurde. Ihr Atem ging rasch und stoßweise.
Er schaute ihr direkt in die Augen, lächelte sie zärtlich an, strich ihr sanft über das Haar.
„Warum so aufgeregt, kleine Anna? Bekommst doch nur eine kleine Maniküre. Mit dem hier!“ Und unvermittelt hielt er eine dieser scheußlichen Stahlnadeln vor ihr Gesicht. Anna stieß einen spitzen Schrei aus.
Wieder setzte sich mit leisem Surren was am Foltersessel in Bewegung, der Sir hatte erneut auf die Fernbedienung gedrückt.
Auch die Armlehnen waren in mehrere, unabhängig voneinander bewegbare Segmente unterteilt, wie ich jetzt sah. Ihre Händen wurden langsam angehoben, bis sie ziemlich steil nach oben standen.
Der Assi knipste eine OP- Lampe, die an der Decke befestigt war, an, und zog sie an ihrem Gelenkarm nach unten, leuchtete Annas rechte Hand schattenfrei aus. Ich bemerkte, dass sie mit Wundgaze dick unterlegt war.
Vorsichtig, wie um ihr ja nicht weh zu tun, begann der Sir damit, ihr mir der Stahlnadel den Dreck unter dem Nagel ihres Zeigefingers wegzukratzen.
„Tss, tss, tss, so ein schmutziges Händchen aber auch“, murmelte er, „du solltest dir öfters die Hände waschen, Anna, also wirklich.“ Er stach sie zwei- ,drei mal unter den Nagel, was von Anna jedesmal mit einem entsetzten Aufquieken quittiert wurde.
Dann unterbrach er seine Beschäftigung. Auch ich blickte auf.
Die Ärztin war am anderen Arm unterdes konzentriert damit beschäftigt, einen venösen Zugang zu legen. Sie tat es rasch und geschickt. Der Assi rollte derweil aus dem vorderen Bereich des Raumes einen Infusionsständer herbei, an dem bereits gebrauchsfertig eine Ringer- Lösung hing.
„Danke“, sagte die Ärztin. Wie hatte Anna sie doch gleich genannt? Ach ja- „Sabi“. War wohl die Kurzform von Sabine.
Na ja, wie immer auch, sie hängte die Infusion an, brachten sie zum Laufen, regulierte die Tropfgeschwindigkeit.
Dann gab sie Anna noch zwei Injektionen in den Oberarm. Der Sir wartete geduldig, bis sie fertig war. Die beiden schienen ein eingespieltes Team zu sein, brauchten nicht viel Worte, denn während der letzten Injektion löste der Assi auf das Geheiß des Sir die Ösen, mit denen das Kopfgeschirr Annas befestigt war.
„Damit sie nicht an ihrem Erbrochenem erstickt“, erläuterte mir der Sir.
„Können wir?“, fragte er seine Frau.
„Eine Minute noch“, antwortete diese, „bis die Spritzen wirken.“
„Wir stützen ihren Kreislauf medikamentös. Sie wird einen starken Wundschock erleiden. Ich habe vor, mehrere Fingernägel mit dem hier zu lockern“ (er deutete auf die Stahlnadel) „und dann vorsichtig zu extrahieren. Damit sie wieder nachwachsen.“
„Nicht wahr, du siehst ein, dass wir einem bösen und schmutzigen Mädchen wie dir die Nägel wegmachen müssen. Und weil du immer so böse warst, gibt 's keine Betäubung. Das hast du nun davon.“
Anna antwortete nicht, das Klappern ihrer Zähne war aber nicht zu überhören.
Der Assi kam mit einem Schemel an und einem Beistelltischchen, auf dem sich eine Nierenschale befand und eine Flachzange. Justierte noch mal die OP- Lampe.
Der Sir ließ sich auf den Hocker fallen, rückte näher ran an sein Opfer, striff sich Gummihandschuhe über, ergriff die Stahlnadel, hielt sie an einem Ende zwischen zwei Fingern hoch, damit der Assistent sie mit einem Desinfektionspray, nehme ich mal an, einsprühen konnte. Anna wimmerte leise.
Dann schob er die Nadel vorsichtig unter Annas Fingernagel suchte behutsam den richtigen Ansatzpunkt. Das Wimmern wurde lauter und ich bekam doch tatsächlich eine formidable Erektion. Trieb die Nadel mit einer Bewegung kraftvoll unter den Nagel, bis ans Nagelbett.
„Er löst sich sehr gut“, verkündete er laut in das schlagartig einsetzende infernalisch schrille Gekreisch Annas hinein, „nun wird’s ein wenig unangenehm für sie, fürchte ich. Wir müssen ihn komplett runterschaben“.
Gesagt, getan, und nun wurde es sehr blutig. Unter ekelhaftem Knirschen fuhrwerkte er hin und her unter dem Nagel, es war ein so durchdringendes Geräusch, dass selbst Annas unaufhörliches Kreischen es nicht völlig überdecken konnte. Anna zuckte konsulvisch, dass die Befestigungsgurte knirschten, warf den dunkellila verfärbten Kopf hin und her wie in einem Krampfanfall, erbrach sich heftig und nicht endenwollend.
Wieder und wieder stach der Sir zu, fickte sie mit seiner Nadel in einen Orgasmus direkt aus Satans Reich hinein, in einen aberwitzigen Schmerz. Sie schrie, schrie , schrie sich heiser, und ihr Fleisch entging der Nadel nicht.
Schließlich, nach endlosen Minuten, legte der Sir sein blutiges Instrument zur Seite.
„Bald hab' ich ihn“, verkündete er triumphierend, und hob den Nagel, der nur noch hinten fest hing , mit der Flachzange an. Er sah aber nicht mehr aus wie ein Nagel, sondern wie ein schleimiges, blutverkrustetes Etwas. Ein tiefes kehliges Stöhnen Annas war die Antwort darauf.
Er ruckelte unvermittelt an dem , was vor kurzem noch Annas fest verwachsener, gesunder Zeigefingernagel gewesen war.
Anna schrie nicht mehr, erbrach sich nur noch, vielmehr würgte zwischenzeitlich nur noch Magensaft und Galle hoch. So besudelt bot sie keinen schönen Anblick, ich schwör's Euch.
„Verdammt, das Luder will nicht!“
Und er riß und zerrte an dem blutigen Ding, das sich nur widerwillig aus seinem Nagelbett löste. Er drehte und wendete es hin und her, so weit es eben ging, und Anna röhrte wieder fortissimo wie ein brünstiger Hirsch während dieser Aktion. Sie klang wie eine Wahnsinnige während dieser Sekunden, ihre Halsvenen standen hervor wie zwei dicke Stränge. Schließlich, mit einem besonders widerlichem letzten Knirschen, „hatte er ihn“. Vorsichtig legte er ihn in der Nierenschale ab, was gar nicht einfach war, da das daran klebende Blut bereits zu gerinnen begann. Er benötigte die Stahlnadel, um das widerstrebende Ding runterzustreifen von der Flachzange.
Alles war voll Blut. Es war so widerlich. Die Ärztin, „Sabi“, hängte eine Blutkonserve an. Denn- „wir machen weiter nach der Werbeunterbrechung. Bleiben Sie dran“, wie der Sir Anna in Aussicht stellte. Er habe vor, die „Nierenschale heute noch anzufüllen, und wenn ich ein paar Zähne und Ohren dazulegen muß!“ (Letzteres mit einem Grinsen untermalt, um das Scherzhafte dieser Bemerkung zu unterstreichen.)
Insgesamt, das darf ich jetzt mal zusammenfassend sagen, hat er ihr aber „nur“ drei Nägel ausgerissen, noch den des Ringfingers der gleichen Hand und den des Zeigefingers der anderen.
Niemand kann ermessen, was sie durchlitten hat, ich glaube, wenn es ein Synonym für „Hölle“ gibt, dann dieses unglaublich brutale Ausreißen ihrer Fingernägel. Es dauerte und dauerte, Sabi mußte sie etliche Male wieder zu sich bringen. Am Ende lag sie keuchend da mit buchstäblich Schaum vor dem Mund, und halb geschossenen Augen, in denen man nur noch das Weiße sah.
„Wie gut, dass wir ihnen immer Einläufe geben vorher“, philosophierte der Assi, „wer weiß, welche Schweinerei sie uns noch zugemutet hätte.“
Natürlich war auch zwischendurch ihr Urin abgegangen, ohne dass einer von uns bemerkt hätte, wann.
Der Sir lud mich zu einem „leichten Imbiß“, ob ich „auch mal möchte“ (also einen Nagel ausreißen), hatte er mich allerdings nicht mehr gefragt, denn ich konnte nicht anders, als mich zweimal zu übergeben während dieses Teils von Annas Leidensweges.(An dieser Stelle mal ein Lob dem Assistenten, dem mein Zustand sofort auffiel und der mich diskret auf die in einer Ecke befindliche Toilettenschüssel hinwies.)
Eigentlich hatte ich, offen gesagt, bereits restlos genug, aber ich wollte natürlich nicht als Schwächling oder Maulheld dastehen, und der Sir schien nur so zu strotzen vor Tatendrang.
Der Imbiß, bestehend aus belegten Brötchen, wurde serviert im vorderen Teil des Raumes, während sich Sabi und der Assistent hinter dem nun wieder geschlossenen Vorhang mühten, Anna wieder „fit zu machen für die nächste Runde“, wie der Sir sich ausdrückte.
Irgendwann kam sie dann wohl wieder etwas zu sich , und ein lautes Weinen und Wehklagen setzte ein, unterbrochen von einem tröstenden Singsang Sabis.
Nach einer Weile ging mir auf, dass sie Anna doch tatsächlich Kinderlieder vorsang.
An so einem Ort!
Die malträtierten Fingerchen dick verbunden, trottet eine immer noch unter Schock stehende Anna mit uns mit. Der Assistent war gerade dabei, sie zu säubern, als wir fertig waren mit unserem Imbiß. Sie befand sich noch auf dem Folterstuhl, die Fesseln bereits gelöst, und er wusch sie mit einem großen weichem Schwamm und einem Wasserschlauch. Das ist kein Problem, da sich überall auf dem Boden Abflussrinnen befinden. Man ist sehr gut eingerichtet auf Eventualitäten dieser Art.
Die Ärztin und der Assi führen sie rechts und links an den Armen untergehakt, stützen sie, da sie immer wieder stolpert und zu stürzen droht.
Ihr Blick ist glasig und die Ankündigung des Sir, dass es nun doch zu einer „Zahnbehandlung“ ginge, schien sie gar nicht richtig wahrzunehmen.
Eine weitere Hilfskraft trägt die dicke Ärztetasche. Die hatte der Sir gleich herbeitelefoniert, als er sich erkundigte, ob der „Zahnbehandlungsraum“ immer noch zur Verfügung stünde. Ja, wir hätten Glück beziehungsweise Pech (letzteres in Richtung Anna), wir er uns mitteilte.
Wir durchschreiten einen Raum mit lauter leeren Edelstahlwannen und ich frage mich, welchem Zweck sie wohl dienen mögen. Irgendein geheimnisvolles Reinigungsritual vielleicht. Oder einfach das wöchentliche Gemeinschaftsbad? Leichenbeseitigung mittels Salzsäure? Was weiß ich.
Als wir uns dem Ausgang dieses Saales nähern, wird Anna doch ein wenig unruhig.
„Nein, nein“, flüstert sie vor sich hin, „nein, nein.“ Und schüttelt ungläubig den Kopf, langsam, wie in Trance.
Der Sir stürzt zu ihr hin, tritt ihr heftig auf ihre bloßen Füßchen. (Habe ich schon mal erwähnt, dass sie ganz allerliebste kleine Füßchen hat? Nein?)
Sie schreit schwach auf. Sabi streicht ihr übers Haar.
„Sch, sch, Anna“, macht sie, „ganz ruhig. Du wirst auch das überstehen. Bist mein tapferes Mädchen.
Mit flinken Händen nimmt sie dann im Zahnbehandlungsraum wieder ihre medizinischen Utensilien aus ihrer Tasche, breitet sie auf einem Tischchen aus, während die Männer das „tapfere Mädchen“ auf dem Behandlungsstuhl festschnallen und bewegungsunfähig verzurren, auf den sie willig und brav geklettert war.
Allerdings wirkt sie gar nicht so sehr tapfer jetzt, sie fiept vor sich hin wie ein kleines Hündchen, das Angst hat, sehr viel Angst hat, um genau zu sein. Das finde ich dann doch wieder sehr anregend und hole mein Glied aus der Hose.
Die nun folgende Session, um Euch nicht weiter „auf die Folter zu spannen“ (HA HA), zählt nun wirklich zum gelungensten, das man sich vorstellen kann (zumindest, wenn man ein wenig abartig ist), seine unverzeihlichen Fehler hat sich der Sir erst später erlaubt, als er nämlich drauf und dran war, mir mein kleines Sexobjekt ernsthaft zu beschädigen.
Wer von Euch aber an einer Zahnarztphobie leidet und vielleicht auch noch nächstens einen Behandlungstermin hat, dem rate ich, die Lektüre des nun folgenden Abschnitts zumindest aufzuschieben.
„Ah, Moment mal, ich hab doch glatt was vergessen.“
Der Assi.
Der Sir nickt bestätigend: „Die Nierenschale mit ihren Fingernägel drin. Ich habe doch versprochen, sie mit Annas Einzelteilen anzufüllen. Wenn Sie mir die bitte noch holen würden. Wir können doch nicht einfach irgendeine x- beliebige nehmen.“
„Genau. Bitte um Entschuldigung wegen meiner Vergeßlichkeit. Bin gleich wieder da.“
Und er entschwindet.
„Weißt du“, wendet sich der Sir nun an Anna, „wir machen das jetzt etwas anders, als du es gewohnt bist. Ich werde dir deine hinteren Backenzähne aus dem Kiefer brechen. Wir fangen oben an. Ich habe da zwar noch nicht so furchtbar viel Übung drin, aber ich werde jedesmal besser. Möchtest du eine Betäubungsspritze.“
„Ja, bitte Sir“, sagt Anna mit matter Stimme.
Der Sir lacht höhnisch. „Du dumme Fotz! Du glaubst immer noch an das Gute im Menschen, stimmt's?“
Anna beginnt verzweifelt zu weinen.
Der Assi ist zurückgekehrt.
„Schön weit auf das Schnäbelchen, mein kleines Singvögelchen, schön weit auf. Damit der gute Onkel Doktor dir auch schön aua machen kann.“ Und er schiebt ihr so eine Arretierungsklemme ins Maul. Sie wird nach hinten gekippt mitsamt dem Behandlungsstuhl und los geht's!
Der Sir krempelt entschlossen die Ärmel hoch, greift sich eine Zange und leistet körperliche Schwerstarbeit.
Mit der einen Hand krallt er sich in ihre Schulter, und fuhrwerkt, über sie gebeugt, heftig in ihrer Mundhöhle herum. In ihrem Kiefer kracht und knackt ganz schauderhaft, ein dünner Strahl Blut schießt plötzlich aus dem offenen Loch in Annas unterer Gesichtshälfte und besudelt den Unterarm des Sir. Anna röhrt wieder laut und gibt auch so gurgelnde Geräusche von sich.
„Du Sau, machst du das absichtlich? Na warte!“
Und die Session nimmt mit gesteigert Intensität ihren Fortgang.
Ihr an sich ja stramm fixierter Kopf wird brutal hin und her gerissen, wenngleich natürlich nur millimeterweise, aber welch ein Kraftaufwand! Der Sir gibt sein Äußerstes, versucht buchstäblich, den gesunden Zahn durch gnadenlos heftiges Reißen und Zerren, durch seitliche Schaukelbewegungen, förmlich aus seiner Verankerung zu brechen. Annas Röhren wird immer lauter, hat nichts Menschliches mehr an sich. Wie ein Tier in höchster Not, so klingt sie. Ihre Füße und Hände, die einzigen Körperteile, die sie noch frei bewegen kann, sind in höchster Aufruhr.
Ich glaube, wenn sie jetzt die Wahl hätte, dann wäre sie wirklich lieber tot. Aber so schnell stirbt es sich nicht.
Eine erneute kleine Blutfontäne aus Annas Mund belohnt schließlich nach endlos scheinenden Minuten die Bemühungen des Sir. Ein scharfes Knacken, und triumphierend hält der Sir die Zange nach oben. In ihr festgeklemmt, ganz unverkennbar das Prachtexemplar eines menschlichen Backenzahnes. In einem Stück und mit schönen langen Zahnwurzeln.
„Kein Wunder, das er so festsaß“, entfährt es dem Assi bewundernd.
Mit einer eleganten Bewegung legt der Sir Annas Beißerchen leise klirrend in die Nierenschale zu ihren Fingernägeln.
„Voila. Numero une!“
Anna wird mit dem Behandlungsstuhl wieder in eine aufrechte Position gebracht. Der Assi schraubt an der Kieferklemme herum, entfernt sie. Sie zieht widerlich lange rote Fäden, als er sie rausnimmt.
Die Kopfarretierung, die Fesseln des Oberkörpers werden gelöst.
Sabi hält ihr einen Becher mit Wasser hin. Sie darf den Mund ausspülen, wie beim richtigen Zahnarzt.
Sie kapiert erst gar nicht, was man von ihr will. Unter ihrem schweißnassem Haar flackernde Augen (sowas gibt’s wirklich, hätte ich auch nicht gedacht), wie ein Vampir aus einem Gruselfilm sieht sie aus, mit ihrer halb offen stehenden blutverschmierten Fresse, aus der jetzt unkontrolliert Speichel sabbert. Dennoch- ungeachtet dieser Details- wie ein höchst entzückender kleiner Vampir weiblichen Geschlechts allerdings, der nur leider momentan etwas entrückt scheint. Unter meiner Kutte wichse ich haltlos bis zum Abgang, laß es einfach auf den Boden tropfen.
Sabi stupft sie an.
„Anna! Wie geht es dir? Spül dir den Mund aus, ja?“
„'lecht, 'lecht“, lallt sie, „aufhö'en, aufhö'en. Tut weh, so weh!“
Ungeschickt greift sie den Becher und versucht, ihren Mund zu spülen, was ziemlich unappetitlich ausschaut, da der Sabber ja noch rumhängt und sie auch außerdem mindestens die Hälfte des Wassers gar nicht erst in ihren Mund hineinbekommt, es läuft ihr einfach am Hals hinunter. Sabi reinigt sie vorsichtig mit dicken flauschigen Tüchern.
„Probier es bitte noch einmal, Anna, ja?“, ermuntert sie sie.
Diesmal klappt es besser, aber was sie in den Ausguß spuckt, das ist blutrot. Anna beginnt zu weinen, als sie das sieht.
„Sabi“, heult sie, „Sabi. Sieh nur.“
„Das macht nichts. Und noch einmal, Anna!“
Dasselbe Resultat. Allerdings geht diesmal wieder viel mehr daneben. Sie hat immer noch große Schwierigkeiten, ihren Mund zu schließen. Sabi tupft sie wieder sauber
„Oh, Sabi, hat so wehtan. Tut so weh, so weh. Bitte nich' meh'. Nich' meh' Zähne 'aus.“
„Doch! Drei noch!“, mischt sich da der Sir ein. „Und stell gefälligst keine Forderungen hier, du unverschämtes kleines Dreckstück! Sonst entzahne ich dich ganz!“
„Ja, Si'. Ve'zeihung!“
Sabi blickt zu ihrem Mann auf.
„Sie braucht eine Pause. Sonst steht sie es nicht durch.“
„Meinetwegen“, murrt dieser, „wie lange, schätzt du?“
„Eine Stunde. Mindestens. Sie braucht jetzt Ruhe und Infusionen.“
„O.k. Du bist die Ärztin.“
Sie gibt den beiden Hilfskräften ein Zeichen.
„Wir müssen sie ganz los machen. Und sie flach lagern.“
„Es gibt hier eine fahrbare Liege, wir benutzen sie sonst zum Leichentransport“, meldet sich da eifrig der vorhin neu Hinzugekommene zu Wort.
„Perfekt! Und holen Sie auch Infusionsständer und das ganze Zeug, bitte.“
„Wird gemacht, Frau Doktor.“
Der Sir und ich sitzen im angrenzendem Raum auf den Rändern zweier dieser Wannen, der Sir hat sich eine Zigarette angesteckt. Und ich kann endlich diese verdammte Skimütze abnehmen. Was für eine Wohltat!
„Meinst du nicht, einer reicht? Das dauert doch ewig, wenn wir da jedesmal eine Stunde Pause machen müssen.“
„Ach komm, den unteren noch. Es macht dir doch auch Spaß, oder?“
„Ja, schon, geile Aktion. Aber wir haben doch sicher noch andere Programmpunkte.“
„Und ob! Lust auf einen Kaffee? Sollen wir auf ein Stündchen in die Kantine gehen?“
„Au ja!“
Als wir nach einer Stunde recht angenehmer Plauderei wieder zurückkehren (der Sir hatte mich wegen meiner „Kotzeritis“ vollständig beruhigt, so was passiere Vielen beim „ersten Mal“, er selber sei da, ob ich es nun glaube oder nicht, keine Ausnahme), finden wir Anna zusammengekrümmt auf dem Boden kauernd vor, beide Hände unablässig an die rechte Backe gedrückt. Sie schaukelt leicht mit dem Oberkörper hin und her und stöhnt leise. Unser Kommen hat sie nicht bemerkt.
Sabi beachtet sie nicht weiter, sie ist in der Ecke offenbar damit beschäftigt, eine Inventur ihrer Arzttasche vorzunehmen. Jedenfalls hat ihren Inhalt auf dem Boden ausgebreitet und eine Liste neben sich liegen, in die sie hin und wieder eine Eintragung macht.
Der Sir gibt Anna einen kräftigen Tritt in die Rippen, der wohl aufmuntert gemeint ist.
„Rauf! Aber dalli!“ Er deutet auf den Behandlungsstuhl.
Anna fährt herum.„Ja, Sir!“ Wie es aussieht, kann sie wieder besser reden.
Beim Hinaufklettern auf diesen Behandlungsstuhl, auf dem sie schon solch bestialische Schmerzen zu erdulden hatte, stellt sie sich aber recht unbeholfen an, da sie auch währenddessen partout nicht damit aufhören möchte, wenigstens ihre rechte Hand gegen die Backe zu drücken.
Unglücklich und ängstlich sitzt sie schließlich oben, ihre Augen ein einziger Vorwurf und ein einziges Flehen.
„Wo sind die Beiden?“
„Kurz mal weg, haben sie gesagt. Habt ihr sie nicht gesehen? Ich dachte, sie wollten auch in die Kantine, Kaffee trinken.“
„Seit wann?“
„Seit..., laß mich nachdenken,...zirka einer halben Stunde vielleicht.“
„Ach du meine Güte. Und du hast es ihnen natürlich erlaubt.“
„Ja, ich dachte nicht....“
„Ach, ist jetzt auch egal. Sie werden sicher jeden Moment wieder hier sein“, winkt der Sir ärgerlich ab.
„Und, unsere kleine Probandin...“, erkundigt er sich, „scheint ja wieder fit zu sein, oder?“
„Ja, schon, Blutdruck und so weiter, alles in Ordnung, keine Schockanzeichen mehr. Arge Schmerzen hat sie halt.“
„Gut, gut...“, der Sir reibt sich die Hände, „du hast ihr doch nicht etwa was dagegen gegeben?“, fragt er mißtrauisch.
„Nein, nein, Friedrich“, beruhigt Sabi ihn, „du weißt, ich vergesse nie, dass ich dir Gehorsam schulde.“ Sie hat sich vor ihm aufgestellt und demütig den Kopf gesenkt. (Nanu, ist sie etwa nicht nur seine Frau, sondern auch seine Sklavin? Interessant. Aber nicht, dass ich vorhätte, Anna jemals zu ehelichen. Mit solchen Spinnereien habe ich nichts am Hut.)
„Ja, ja, schon gut. Entschuldige bitte, dass ich dich so angefahren habe. Du weißt, ich liebe dich. Dich und die Kinder“, und streicht ihr übers Haar.
Da betreten auch schon die beiden Assistenten unter Lachen den Raum, sie scheinen sich angeregt unterhalten zu haben.
„Schön, da sind Sie ja wieder“, meint der Sir aufgeräumt, „aber das nächste Mal fragen Sie doch bitte mich um Erlaubnis, und nicht meine Frau, bevor Sie den Raum außerhalb der offiziellen Pausenzeiten verlassen.“
„Ach, Chef, nun haben Sie sich nicht so“, erwidert einer der beiden, „wir waren ja nur ganz kurz weg, und es gab doch sowieso nichts zu tun...“
„Es gibt immer etwas zu tun“, belehrt ihn der Sir, „und damit Ende der Debatte. Fangen wir an.“
Anna ist ganz still und totenblaß, während sie wieder an den Stuhl gefesselt wird. Ihr Mund wird aufgespreizt, ganz weit, der Assi arretiert die Klemme.
Sie kippt nach hinten, der Sir krempelt die Ärmel hoch.
Und erneut beginnt er sein grausiges Werk. Diesmal ist der Unterkiefer dran. Rigoros packt er den Zahn und versucht, ihn mit einem gewaltigen Ruck rauszureißen. Als das zwei- bis dreimal mißlingt, versucht er mit äußerster Brutalität, ihn zu lockern, Annas Unterkiefer wird erbarmungslos hin und hergerissen, ich fürchte fast, dass er ihn ausrenkt.
„Verdammt, das sitzt ja fest, das vermaldeite Ding“, schimpft er und intensiviert seine Bemühungen noch, wird richtig grob. Anna schreit natürlich die ganze Zeit gellend wie am Spieß, viel lauter und schriller als beim ersten Zahn, wie eine defekte Schnellzugsbremse hört sie sich an.
„Scheiße!“ Er unterbricht seine Tätigkeit. Zieht die Zange aus ihrem Mund, streift so weiße Krümelchen am Rand der Nierenschale ab. Der Zahn ist gesplittert!
„Verdammt noch mal!“
Anna röhrt jetzt wieder, wie eine ganze Mammuthorde hört sich das an. Fest zusammengekniffene Augen, das Gesicht tiefblau.
„Uuuuuhaaaahuuuh....“ Der Hals zum Bersten gespannt, und knallrot, ja sogar der Brustkorb überzieht sich zunehmend mit einer Rötung, so sehr brüllt sie, brüllt, brüllt, brüllt sich die Seele aus dem Leib. Sie zuckt und versucht, sich aufzubäumen in den Fesseln, die sie nur mit Mühe nieder halten. Der ganze Stuhl wackelt, so tobt sie. Der Schmerz muß alles bisher Dagewesene bei weitem überschreiten.
Routiniert treten die beiden Assistenten links und rechts von hinten an den Behandlungsstuhl heran, drücken Anna an beiden Schultern kräftig nach unten, packen sie auch an den Oberarmen, um sie halbwegs zu stabilisieren und um ein Reißen der Fesselgurte zu verhindern. Sie kennen solche krisenhaften Zuspitzungen wohl, wissen, wie sie reagieren müssen, sie dürfen dem Operateur ja nicht im Weg stehen, ihn behindern.
Und sie kennen auch den Operateur, der sich mitnichten geschlagen gibt. Es wird sehr blutig, blutiger als beim erste Mal. Anna gurgelt, droht an ihrem eigenen Blut zu ersticken, hustet einen Blutnebel über den Sir, der sich wieder über sie gebeugt hat und den Zahn mit Vehemenz weiterhin zu lockern versucht. Mit dem Resultat, dass er mit scheußlichem Knirschen weiter splittert. Erbarmungslos zerkrümelt er den oberen Anteil des Zahnes mit brachialer Gewalt im Mund, streift wieder und wieder und immer wieder die blutige Zange an der Nierenschale ab, deren Boden sich langsam mit blutigem Schaum bedeckt, in dem man mit etwas Glück kleine weiße Zahntrümmer erspähen kann.
Die Assistenten haben beide Hände voll zu tun, sie können Anna nun kaum mehr bändigen. Wenn sie nicht nahe am Ersticken ist oder Blut hustet, röhrt und schrillt sie wie eine komplette Wahnsinnige. Es nimmt mich Wunder, dass die beiden Assistenten an ihrem Arbeitsplatz keine Gehörschützer tragen müssen, so lange, wie sich dieser Anteil an Annas Folterung nun schon hinzieht, ist man doch in Gefahr, schwerhörig zu werden, vor allen Dingen, wenn man von Berufs wegen, wie die Beiden, doch sicher öfters bei so was (und Schlimmerem, den Snuff- Video schon vergessen?) dabei zu sein hat.
Aber vielleicht gibt es ja auch eine solche Vorschrift bezüglich Gehörschützer und sie ignorieren sie nur, weil Schmerzensschreie auf sie eine ähnlich anregende Wirkung wie auf mich haben, der ich unter meiner Kutte schon wieder heftig zugange bin.
Irgendwann gibt es an der Ruine von Annas Zahn, an der der Nerv sicherlich schon von Anbeginn blank liegt (dies würde die ungewöhnliche Heftigkeit ihrer Schmerzensäußerungen sicherlich erklären) aber für die Zange nichts mehr zu greifen, ständig rutscht sie ab. Und obwohl ihm noch zweimal der Achtungserfolg vergönnt ist, einzelne, sogar relativ große Stückchen Zahnschmelz ans Tageslicht (und in die Nierenschale) zu befördern, streicht auch der Sir endlich die Segel und definiert diesen Teil der Operation „Backenzahn“ für abgeschlossen.
„Wie trennen den restlichen Zahn. Bohrer!“, ruft er gegen den Lärm an, den Anna mehr denn je veranstaltet. (Nur dass es so langsam klingt wie ein startender Düsenjet, also hier müßte die Berufsgenossenschaft doch mal aktiv werden! Warum gibt es beispielsweise keine solchen Aufkleber an den Türen von Folterkammern; oh Verzeihung: Behandlungsräumen, die einen stilisierten Kopf mit Gehörschützern zeigen, wie es in jedem Industriebetrieb gang und gebe ist? Und warum gibt es kein Gesetz gegen das Herumzappeln von Sklaven auf Zahnarztstühlen?)
Sabi reicht ihm das gewünschte Teil, bereits mit dem richtigen Bohrerkopf zum Trennen von Zähnen bestückt. Wie gesagt, die zwei sind ein eingespieltes Team.
Nun wird die Lärmbelästigung wahrhaft unerträglich. Zu Annas Kreischen kommt das des Bohrers dazu, und man weiß nicht, welches unangenehmer ist. Aber beides addiert sich natürlich zusammen.
Sabi assistiert, sie sprüht Wasser auf die Operationsstelle, um ein Heißlaufen des Bohrers zu verhindern.
Da der Sir natürlich auch ins Zahnfleisch bohrt, bohren muß, es ist ja nur noch der untere Teil von Annas Backenzahn übrig, daran sei erinnert, führt sich Anna nun endgültig so auf, als würde sie geschlachtet, und so sieht es auch aus. Blut und Wasser vermengen sich und spritzen aus Annas Mund, wie ein roter Schleier schwebt dieser Blutnebel in der näheren Umgebung, breitet sich über alles und besudelt es. Ich wundere mich, dass niemand eine Schutzbrille trägt. Wenn nun jemand ein Stückchen Zahn ins Auge fliegt? (Auch da gibt es übrigens entsprechende Aufkleber, die zum Tragen von Schutzbrillen in gefährdeten Bereichen verpflichten und die kinderleicht anzubringen wären.)
Als der Bohrer endlich schweigt, ist es still. Anna hat das Bewußtsein verloren.
Der Sir tut ein Werk der Barmherzigkeit, polstert auf Sabis Rat die Backentasche dick mit Wundgaze (damit kein Blut in die Lunge läuft) und entfernt dann die Reste des Zahnes ruhig und gewissenhaft mit einem kleinen Haken, vergißt auch nicht, lose Zahnfleischenden wegzuschneiden. Sabi legt derweil eine Bluttransfusion, mißt den Blutdruck, klebt Elektroden auf Annas Brustkorb, um die Herzfunktion zu überwachen.
Es liegt auf der Hand, dass das alles nicht ganz spurlos an meinem kleinen Liebling vorübergegangen ist (an mir übrigens auch nicht, ich bin zum zweiten Mal gekommen!) und dass es das einzig Sinnvolle und Richtige ist, neben der Verabreichung aufbauender und kreislaufstabilisierender Spritzen, die sie selbstverständlich auch erhält, die Vitalfunktionen zu überwachen, sobald ihre Unruhe kein Störfaktor mehr ist.
Es wäre besser für sie gewesen, wenn sie das Bewußtsein früher verloren hätte. Insgeheim bin ich aber recht stolz auf sie, wie lange sie durchgehalten hat. Mein tapferer Liebling.
Behutsam löst der Sir die Fixierung des Kopfes, bettet ihn seitlich. Und kniet sich selbst seitlich neben sie, um auch gleich noch den Zahn daneben zu extrahieren, da zu befürchten steht, dass auch er sich gelockert hat bei der Kraftentfaltung, die sich direkt neben ihm manifestierte. Und richtig, er kriegt ihn vergleichsweise leicht raus, an einem Stück. Die Assistenten applaudieren, als er ihn mit unnachahmlicher Grandezza in die Nierenschale legt, zu dem Rest von Anna.
„Voila, Madame, Messieurs, numero deux et numero trois!“
Sabi hat die Wunden in Annas Zahnfleisch dann übrigens sachgemäß vernäht, und auch davon hat Anna nichts mitgekriegt.
Es ist eine langsame kleine Prozession, die sich da den Gang hinab bewegt in Richtung „Hauptfolterkammer“ (wie ich das für mich bezeichne), denn Sabi sieht keinen ernsthaften Hinderungsgrund, mit den „Torturen“ fortzufahren, die Werte seien natürlich nicht im „optimalen Bereich“ (wie auch!), aber auch keineswegs besorgniserregend. Auch stünde nicht zu erwarten, dass Anna allzulange ohnmächtig bleibe.
Die Hauptperson liegt mit offen stehendem Mund, aus dem weiterhin Blut und Speichel sickern, in sogenannter stabiler Seitenlagerung auf der fahrbaren Liege, beginnt aber bereits zu erwachen, ganz, wie Sabi es vorhergesagt hat.
„Ooooh...“, stöhnt sie leise, „....ooooh...“
Die Augen hält sie geschlossen, ihr ganzer Kopf sieht richtig aufgequollen und gedunsen aus.
„Oooooh.....ooooh....
Eine Hand bewegt sich etwas, in Richtung auf den Kopf zu, verharrt aber auf halbem Weg. Ansonsten rührt sie sich nicht, wird leicht hin und her geschaukelt auf ihrer Liege während des Schiebens. Wir bringen sie wieder in die ursprüngliche Folterkammer, die, aus der wir vor einiger Zeit aufgebrochen waren.
Drinnen stehen alle etwas ratlos um Anna herum, die weiterhin nichts anders tut, als dazuliegen und mit offenem Mund ununterbrochen zu stöhnen. „Ooooooh...“ Wir würden jetzt alle eigentlich gerne damit fortfahren, sie zu foltern.
Sabi gibt ihr die x- te Injektion dieses Tages, setzt sich neben sie auf die Liege, beugt sich über sie, faßt mit einer Hand unter ihre Schulter, packt sie am Oberarm der anderen Seite und zieht sie gekonnt und schwungvoll in eine sitzende Position.
Anna sackt in sich zusammen, der Kopf sinkt ihr auf die Brust, so sitzt sie gegen Sabi gelehnt da.
„Anna, Anna, aufwachen. Die Herren sind noch nicht fertig. Es geht weiter. Versuche durchzuhalten, mein tapferes Mädchen. Wenn du nicht mehr willst, dann überlebst nicht, was jetzt noch kommt. Kannst du mich hören?“, sie rüttelt sie sacht, „Anna, antworte, hörst du? Sei stark jetzt!“
„Sabi...“, lallt Anna, „hilf mir. Bitte...“
Sie hebt den Kopf etwas, beginnt Blut auszuspucken. Blut und zähen Schleim. Sie sammelt es in ihrem Mund, dann spuckt sie den ganzen Schmodder einfach aus. Das ekelhafte Zeug läuft ihr die Brust hinab, über den flachen Bauch, sammelt sich zwischen ihren Beinen.
Einer der beiden Assis kommt mit einer Nierenschale angestürzt, Sabi hält sie unter Annas Kinn. (Es ist natürlich nicht die Nierenschale, in der der Sir seine Trophäen gesammelt hat.) Anna entschleimt ihre Mundhöhle weiterhin geräuschvoll, das Zeug zieht Fäden, der Ästhet in mir windet sich. Auch so ein Detail, dass man in seinen Phantasien lieber übergeht. Aber es muß wohl sein!
Der Assi reichte ein Glas Wasser. Dann ging's etwas besser mit dem Mundausspülen, er nahm dann auch die Nierenschale mit und steckte sie in einen Spülautomat an der Wand.
„Meinst du, sie kann wieder alleine sitzen?“ fragte der Sir seine Frau.
„Wie sieht's aus, Anna, denkst du, du schaffst es jetzt ohne mich?“
„Mhm“, nickte Anna.
Sabi stand vorsichtig auf, bereit, jederzeit wieder hinzuzuspringen. Anna kippte aber nicht um, also entfernte sie sich ein paar Schritte.
Anna saß alleine da und hatte Angst. Jedenfalls zitterte sie mit einem Mal am ganzen Körper und wurde auch sehr blaß.
„Säubern Sie sie“, sprach der Sir zum Assistenten, also zu dem, der von Anfang an dabei war und der diesen Duschschurz trug (und Gummistiefel, das bemerkte ich aber erst jetzt), „sie wissen schon, wie.“
„O.k.“
Er entrollte einen dicken Schlauch, der an der Wand hing, richtete die Düse aus einiger Entfernung seitlich schräg auf Anna.
„Wasser marsch“, kommandierte er seinem Kollegen, der daraufhin den Hahn an der Wand aufdrehte.
Ein paar Sekunden tat sich gar nichts, außer dass es im Schlauch unheilverkündend blubberte.
„Etwas zurücktreten die Herrschaften, bitte“, warnte uns der Sir noch, da schoß plötzlich ein Hochdruckstrahl aus der Düse. Er knallte in Annas Seite und fegte sie von der Liege. Sie hatte keine Chance, sich irgendwie festzuhalten und flog bestimmt einen Meter weit, schlug krachend auf dem Boden auf. Sie wollte gerade zu einem Schrei ansetzen, als der Strahl sie erneut traf und gegen die Wand schleuderte, sie dort richtiggehend festpinnte, da er genau auf ihren Magen zielte. Der Assi stellte das Wasser an der Düse ab, an der sich offenbar auch eine Stopp- Vorrichtung befand.
Anna begann zu schreien, krümmte sich und hielt ihr rechtes Knie umfaßt. Ihr linker Oberarm war durch die Wucht des Wasserstrahles blau und schwarz verfärbt, einen solch großflächigen Bluterguß hatte ich noch nie gesehen. Ich nahm an, dass ihr Bauch ähnlich aussah, hatte aber keine Gelegenheit gehabt , das zu sehen, da Anna sich gleich zusammenkrümmte und ihr Knie umfaßte.
„So, ich denke, nun ist sie sauber“, stellte der Sir zufrieden fest, „Sie können den Schlauch wieder wegpacken.“
„In Ordnung.“
Sabi war inzwischen bei Anna, kniete sich neben sie, ungeachtet der Nässe auf dem Fußboden. Man hörte das Gurgeln des Wassers in den Abflußrinnen.
„Aaah...“, machte Anna leise, „aaah...“ und verzog vor Schmerz das Gesicht.
„Anna...“, begann Sabi, doch die Angesprochene wiegte nur vor Schmerz mit dem Oberkörper hin und her und stöhnte ohne Unterlaß: „aaah...“
„Anna, schau mich an, bitte.“
„Sabi, hilf mir, hilf mir, hilf mir doch. Ich kann nicht mehr. Bitte nicht mehr wehtun, nicht mehr wehtun, es tut doch so weh....!,
und mit einem Aufheulen umhalste sie Sabi, ließ dafür sogar ihr Knie los.
„Es ist so schrecklich, oh warum nur? Warum nur, warum nur?“, und sie weinte immer stärker.
Der Sir trat zu ihr, beugte sich hinunter und drückte sie kräftig am Arm, an dem mit dem Bluterguß. „Aaaaaah....“
„Jammer hier nicht herum, kleine Stinkfotze. Hier hat keiner Mitleid mit dir, keiner. Und wir hören noch lange nicht auf, merk dir das!“ Und er riß Anna brutal von seiner Frau los, alles an dem mißhandeltem Arm. „Aaaiiiiih....“. Schrill und laut, es gellte einem richtig in den Ohren.
Tatsächlich, wie ich vermutete hatte. Auch ihr Bauch sah übel aus, und das paßte mir gar nicht recht ins Konzept, hatte ich doch vor, sie in Bälde in Grund und Boden zu ficken.
O.k. sie hatte ein paar Fingernägel weniger und auch drei Backenzähne, sei's drum: Fingernägel wachsen wieder nach und Backenzähne, na ja- harte Sachen mußte sie dann künftig halt auf der anderen Mundseite kauen, und außerdem konnte sie mir mit denen garantiert keine Scherereien mehr verursachen, von wegen Karies und so. Das war doch ein Vorteil!
Das Ausschlaggebende aber war, dass sie mit diesen Verlusten an Bestandteilen ihres Körpers eigentlich nach einer kurzen Schonungsfrist (vorausgesetzt natürlich, es traten nicht irgendwelche Komplikationen auf, womit man natürlich leider auch rechen mußte) gleich wieder würde ficken können- und hauptsächlich dafür hatte ich sie schließlich gekauft und inzwischen was weiß ich wieviel Geld noch investiert. (Ich war sogar bei Prostituierten gewesen zwischenzeitlich, ein teures Vergnügen bekanntlich!)
Mit einem für längere Zeit äußerst schmerzempfindlichen Bauch sah das mit dem Ficken hingegen schon anders aus, und ich begann zu überlegen, wie ich mich dem Sir bemerkbar machen Könnte, ohne mein Inkognito durch den Gebrauch meiner Stimme zu lüften. Ich hätte ihn nämlich gerne mal unter vier Augen gesprochen.
Verdammt, man hätte irgendein Signal für diesen Fall verabreden müssen, er als Profi sollte an so was eigentlich von Vornherein denken.
„Untersuch sie, Sabine. Was ist mit ihrem Knie los? Müssen wir abbrechen?“
„Abbrechen? Das hängt davon ab. Wahrscheinlich schon.“
„Gut. Die Entscheidung liegt ganz bei dir.“
Er schien voll und ganz darauf zu vertrauen, dass seine Frau nicht etwa einen Abbruch anordnete, nur um Anna weitere Qualen zu ersparen, ohne zwingende medizinische Notwendigkeit.
Wahrscheinlich stimmte es, was der Sir Anna erklärt hatte, nämlich dass keiner in diesem Raum Mitleid für sie empfand.
Wenn es zutraf, dass Sabi seine Sklavin war, was ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vermutete, dann war sie jedenfalls eine äußerst kluge Sklavin.
Nicht nur hatte sie sich von ihm schwängern lassen, und das gleich mehrfach, was ein starkes emotionales Band zwischen ihnen erzeugte(insbesondere von seiner Seite aus; wie sie wirklich zu ihm stand- wer konnte das wissen, so kontrolliert und beherrscht, wie sie war), nein, sie war sich darüber hinaus wohl völlig im Klaren, dass jeder Versuch, ihn zu hintergehen oder zu belügen, ein unvertretbares Risiko für sie selbst darstellte. Mit dem sie die Frucht jahrelanger Arbeit, sein vollständiges Vertrauen, aufs Spiel gesetzt hätte.
Ich begann, sie zu bewundern- denn, wie gesagt, ich bin keiner dieser Dumpfbacken, die Sklaven von vornherein für minderbemittelte Wesen halten- wer kann denn schon für den Zufall seiner Geburt, der ihn auf die eine Seite verschlägt- oder eben auf die andere?
„Bitte, streck dein Bein aus, Anna, versuch es.“
„Es geht nicht, es tut so weh!“ (In weinerlichem Tonfall)
„Ach komm Anna, gerade hast du es doch auch schon etwas gestreckt, das habe ich ganz genau gesehen. Du mußt es ja nicht ganz ausstrecken. Nur so weit, wie du kannst. Komm, du bist doch mein tapferes Mädchen!“
Der Sir hatte sich inzwischen eine geflochtene Reitpeitsche gegriffen (Schlaginstrumente jedweden Couleurs an der Wand gehören schließlich zur Grundausstattung einer jeden Folterkammer, und diese war keine Ausnahme) und näherte sich damit Anna, aber Sabi winkte energisch ab.
Der Sir hielt inne und zog sich dann wieder zurück. Anna hat von diesem Intermezzo, glaube ich, nichts mitbekommen.
Anna versuchte es, aber kam nicht sonderlich weit.
„Leg dich auf den Rücken dazu, Anna, dann geht es vielleicht besser. Ich helfe dir.“
Und sie stützte sie am Rücken und half ihr, sich langsam hinzulegen.
„Geht's?“
„Mhm.“ (Ich machte mir geistig eine Notiz, ihr das nächstens abzugewöhnen, dieses maulfaule „Mhm“, auch Mitsklavinnen gegenüber. So ein Betragen dulde ich nicht in meinem Haus!)
„Sag mir, ob du sonst noch wo Schmerzen hast, außer im Knie.“
„Im Mund. Am Arm, am Bauch. In meinen Fingern. Ganz arg, es tut so weh.“ (Verdammt, ich werde sie so lange durchprügeln, bis sie es wieder gelernt hat, in ganzen Sätzen zu antworten. Da waren ja schöne Sitten eingerissen, und dafür zahlte ich auch noch Geld. Gutes Geld!)
Sie betastete vorsichtig den Arm, hob ihn am Ellenbogen etwas an, beugte und streckte ihn behutsam. Und, oh Wunder- Anna schrie nicht, verzog noch nicht mal das Gesicht.
„Er ist sicher nicht gebrochen, Anna. Komm, und jetzt helfe ich dir, das Bein auszustrecken. Wir machen ganz langsam. Du brauchst keine Angst zu haben.“
Ganz sanft war ihre Stimme, sanft und liebevoll, und ich spürte: sie mochte Anna, ziemlich sogar, und für sie war es gewiß kein Vergnügen, bei dieser Folterung dabeizusein, wahrscheinlich bei keiner Folterung.
Um so mehr bewunderte ich ihre Professionalität und Selbstbeherrschung, kein Zucken eines Gesichtsmuskels, fast nichts in ihrem Gebaren oder in ihrem Tonfall, verriet sie.
Gut, ich hatte ihre Zuneigung für Anna wahrgenommen, aber es war mehr eine Ahnung als eine Gewißheit. Der Sir hatte aber sicher keinen Verdacht geschöpft. Oder er empfand, neben seiner Liebe zu ihr, die gleiche Hochachtung für sie wie ich, und tolerierte deshalb eine Einstellung, die er eigentlich als Illoyalität seiner Person gegenüber hätte werten müssen. Die Pfade der menschlichen Seele sind manchmal verschlungen!
Anna zog zwar scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, als Sabi vorsichtig ihr Bein immer mehr streckte, aber zum Schluß war es fast ganz ausgestreckt.
„Na siehst du, geht doch“, lächelte sie Anna an, aber nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann war ihr Gesichtsausdruck wieder undurchdringlich „du darfst es wieder etwas hochstellen.“
Dann bewegte sie es mit unendlicher Vorsicht noch seitlich etwas hin und her.
„Geht das, Anna.“
„Ja, wenn du es machst, schon.“
„Schmerzen in der Hüfte? Im Fuß?“
„N-n.“
(Windelweich werde ich sie hauen. Windelweich. Diese jungen Leute heutzutage! Können nicht mehr anständig antworten, noch nicht mal mehr die Sklaven. Genau so fängt der gesellschaftliche Niedergang an, wenn es schon an der einfachsten Höflichkeit dem Mitmenschen gegenüber mangelt. Sowas verrät doch nichts anderes als seelische Trägheit und Mangel an Achtung und Respekt.)
„Wo tut es dir im Mund weh? Beschreibe den Schmerz und wo er überall ist.“
„Oh, mein ganzer Unterkiefer. Es sticht so, Sabi. Auch oben. Überall. Aber vor allen Dingen da, wo er mir so wehgetan hat. Oh Sabi, es tut so weh“, plärrte sie los.
„Weine nicht, Anna.“
Sabi erhob sich, winkte den Sir zu sich und auch mich, wir verzogen uns in eine Ecke.
„Und?“
„Tja, so auf die Schnelle schwer zu sagen, aber nichts Ernstes, vermute ich. Eine Bänderzerrung, mehr auf keinen Fall. Sie muß aber zum Kieferchirurgen. Ich denke, ihr Unterkiefer hat was abgekriegt. Es steckt wahrscheinlich auch noch ein Rest vom Zahn drin. Das alles muß behandelt werden. Sonst vereitert das. Sowas endet meist übel. Das ist aus meiner Sicht alles.“
„Was empfiehlst du?“
„Im Moment eher Vorsicht, insbesondere bei körperlichen Mißhandlungen. Also überhaupt nichts, wo sie rumzappeln und sich das Knie anschlagen könnte. Das wäre gar nicht gut.“
„Also auch nichts von wegen „Lebendig begraben“ und so, verstehe ich dich da richtig?“
„Genau, mein Lieber. Auch nicht den Wassertank. Da zappeln sie auch, wenn er voll ist.“
„Aber das Wasser bremst doch die Bewegungen. Da kann sie sich doch nicht arg anschlagen.“
„Schon. Aber Wasser bewirkt ein größeres Trägheitselement. Der Unterschenkel folgt den Bewegungen des Oberschenkels langsamer nach, das kann zu erhöhten seitlichen Belastungen des Kniegelenks führen. Normalerweise merkt man das gar nicht, aber in ihrem Zustand....“
Der Sir rieb sich nachdenklich das Kinn.
„Verstehe, verstehe....wie sieht's aus mit Elektroschocks?“
„Das wäre o.k., denke ich. Ihr EKG war ganz gut. Ich kann ja vorsichtshalber noch mal eines machen.“
„Ja, tue das bitte.“
„Ja, und ich denke, Stechen, Schlitzen und Verbrennen, Verätzen, das ginge auch, halt alles, wo sie gut festgebunden ist. Von mir aus auch Ohrenabschneiden. Brustwarzen und all so'n Zeugs. Seelische Folter sowieso. Was weiß ich. Allerhand Übles in Aussicht stellen. Dunkelfolter. Beschallung. So die Richtung halt.“
Über das Gesicht des Sir ging ein Aufleuchten.
„Ja, Beschallung, damit könnten wir weitermachen. Minimaler Aufwand, maximale Wirkung. Dauert auch nicht lang. Danach sind sie so richtig schön mürbe und alles schlägt doppelt so gut an.“
„Du, fertig ist sie jetzt schon. Eigentlich genau in der Verfassung, in der du sie gerne hast. Aber schaden kann es auf keinen Fall, und doppelt genäht hält besser. Tu es, wenn du es für richtig hältst.“
Na, das war ja ganz aufschlußreich, diesem Austausch zweier ausgewiesener Fachleute zuzuhören, aber schließlich hatte ich da auch noch ein Wörtchen mitzureden. Normalerweise heißt es doch: „Wer zahlt, bestimmt die Musik“, mal abgesehen davon, dass wir hier über mein Eigentum redeten. Und wem gehörte denn Anna bitteschön, wenn nicht mir? UND ich wollte auch mal endlich meine Kritikpunkte am bisherigen Vorgehen anbringen.
Wie war das noch mal gewesen eben? Die Notwendigkeit (höchstwahrscheinlich etlicher) teurer Behandlungen beim Kieferchirurgen war unausweichlich? Hatte ich da richtig gehört? Und wer zahlte das, bitte? Das mit dem abgesplitterten Zahn, das war doch letzten Endes ein Kunstfehler, oder nicht? Und ich meine, so sehr mich das Extra- Rumgezappel Annas während dieser langwierigen Behandlung amüsiert hatte- der Preis war mir dann doch zu hoch. Waren die da überhaupt versichert gegen solche unerwünschten Folgen?
Und dann dieser Scheiß mit dem Hochdruckschlauch. Ach du Schande!
Nur zärtlicher Blümchensex, allenfalls mal rücksichtsvoll in die Kehle oder den Arsch. Nix von wegen Freude durch Kraft.
Au weia! Und genausogut hätte sie sich was brechen können. Oder sich gleich den Schädel einschlagen. Das spottete doch jeder Beschreibung!
Also zupfte ich den Sir, der sich eben wieder zum Gehen wenden wollte, am Ärmel, und machte ein unmißverständliches Zeichen zur Tür.
„Ja“, meinte Sabi, „vielleicht solltet ihr euch mal unterhalten. Kleine Manöverkritik. Anna braucht sowieso mal wieder eine Pause. Ihr könnt gerne auch länger wegbleiben.“
Anna hatte sich derweil wieder aufgerichtet und saß da, die Hände mit den durchweichten Verbänden um die Fußgelenke gelegt, und lächelte zu Sabis Worten glücklich aus ihrem verquollenem Gesichtchen. Obwohl ihr das erkennbar Schmerzen bereitete. Sie konnte wohl nicht anders.
Sabi hatte die letzten Worte nämlich laut und vernehmlich gesprochen. Hätte sie alles mitgekriegt, hätte Anna sich wohl kaum so gefreut.
Ich wartete anstandshalber, bis wir die Kantine erreicht hatten, womöglich laut schimpfend neben ihm auf dem Gang entlangzulaufen, das erschien mir denn doch ungehörig, und der Sir ist immerhin ein Herr, den man nicht einfach abfertigt wie einen Dienstboten.
Sobald wir aber saßen, machte ich meinem Unmut dann doch in immer deutlicheren Worten Luft, und, ich gesteh's, redete mich auch ein wenig in Rage, nachdem ich mich anfänglich aus Respekt noch um sehr zurückhaltende Formulierungen bemüht hatte.
Also nicht dass ich laut (es waren ja noch andere Personen anwesend) oder gar ausfallend geworden wäre, das nicht, weil, wie gesagt, zu diesem Zeitpunkt empfand ich ja noch größten Respekt vor dem Sir. Und tue es selbst heute noch bis zu einem gewissen Grad, trotz seiner Exzesse, die er sich im weiteren Verlauf der Folterung Annas noch erlauben sollte, und die Euch zu schildern ich im Interesse der Wahrhaftigkeit nicht herum kommen werde.
Aber urteilt selbst, wenn Ihr alles gelesen habt, und möglicherweise gehe ich ja zu hart ins Gericht mit ihm. Denn, eines möchte ich klarstellen: ich werde in ihm immer einen echten Herrn sehen, wie man ihn heutzutage beklagenswerterweise nicht mehr allzu häufig antrifft.
Und wo bei mir und vielen anderen sogenannten Perversen, die wir uns seit dem Marquis de Sade und dem Herrn von Sacher- Masoch ja gerne für eine Art intellektuelle Speerspitze halten, nur unklar verschwiemelte Geilheit ist angesichts des Leidens Anderer (oder meinethalben auch angesichts der Schmerzen, die wir selbst empfangen), da war er durchdrungen von einer Art kristallenen Klarheit. Einer Art Höhenrausch, der ja selbst erfahrenen Bergsteigern die Sinne zu verwirren und sie zum Absturz zu bringen imstande ist.
Die Eleganz, mit der er Annas Zähne (respektive, was davon übrig war) in der Nierenschale ablegte, zu ihren Fingernägeln, und es mußte die selbe Nierenschale sein (da muß man erst mal drauf kommen), das wird mir ewig unvergeßlich bleiben.
Ich anerkenne einen überlegenen Geist, wenn ich einem begegne, aber ich suche keinen Guru, und jeder macht Fehler. (Darf Fehler macht, das ist für mich die Quintessenz der Humanität, wie ich sie verstehe, und der ich mich zutiefst verpflichtet fühle- DAS und Respekt vor dem Mitmenschen und ein Gefühl für die eigene Würde und die Anderer; und nicht etwa die sogenannte Freiheit)
Diese Fehler darf man aber auch benennen, solange man die Form wahrt, und nur ein aufgeblähter Korinthenkacker, von denen leider immer mehr rumlaufen (und immer mehr in Führungspositionen aufrücken), wird daran Anstoß nehmen.
Der Sir hat mir denn auch ruhig zugehört, nicht ohne Betroffenheit, ließ mich ausreden, ohne mir ins Wort zu fallen, nahm nur gelegentlich einen Schluck von seinem Kaffee.
Er setzte auch nicht gleich zu einer Verteidigungssuada an, sondern dachte erst mal nach über das, was ich ihm mitzuteilen gehabt hatte, wenngleich etwas ungeordnet und zunehmend erregt.
„Tja, mein Lieber“, begann er dann, „du hast in mehreren Punkten ins Schwarze getroffen. Punkt. Daran gibt es nicht zu bemänteln. Leider. Aber erst möchte ich einige deiner Bedenken zerstreuen. Erstens: gegen alle notwendig werdenden Kosten für die ärztliche Betreuung Annas nach ihrem Aufenthalt hier, soweit sie durch unsachgemäße oder Absprachen überschreitende Behandlungsmaßnahmen verursacht wurden, sind wir versichert. Im Zweifelsfall bin ich auch bereit, mit meinem Privatvermögen in Vorleistung zu treten oder ganz einzustehen, um dir ungerechtfertigte Kosten zu ersparen. Ich zahle dir nötigenfalls auch einen Anwalt, sollte es zu Streitereien mit der Versicherung kommen, aber nur verdeckt, weil die sähe das natürlich nicht gerne.
Und speziell das mit dem abgebrochenem Zahn, das war natürlich nicht ganz sachgemäß, auch wenn wir beide unseren ästhetischen Nutzen daraus gezogen haben und du auch so offenherzig warst, das einzugestehen, wofür ich dir ausdrücklich danke, weil ich mich auch als Künstler sehe....“
„Den künstlerischen Wert deiner Vorgehensweise würde ich nie in Abrede stellen....“, warf ich ein, „...ich bin echt beeindruckt und habe Nutzen daraus gezogen....“
„Das, mein Lieber, ist mir trotz deiner Kutte aufgefallen“, schmunzelte er, „aber, jetzt wieder ernsthaft: mach dir keine Gedanken wegen der kieferchirurgischen Behandlung. Das wird bezahlt bis zum letzten Cent. Und ein gründlicher medizinischer Check up sowieso, ohne Wenn und Aber.
Anders sieht es mit den extrahierten Zähnen aus: das ist keine ästhetische Beeinträchtigung deiner Fickstute, es sind ja keine Vorderzähne- das wäre etwas anderes- und gehört zum Wesen dieser Zahnbehandlungsmaßnahme untrennbar dazu, da hättest du gleich deinen Protest anmelden müssen, also tut mir leid, bei aller Freundschaft, aber das wäre nicht fair, uns deswegen mit Forderungen wegen Zahnersatz zu konfrontieren.“
„Daran habe ich auch nie gedacht, aber andererseits haben wir auch nie darüber geredet, keinerlei Absprachen getroffen....“
„Ja, und damit wären wir bei Punkt zwei: genau das war mein Fehler und dafür möchte ich mich auch entschuldigen. Ich verstehe, du möchtest dein Ficktier behalten; und zwar benutzbar, arbeitsfähig und optisch einwandfrei, höchstens mit kleineren, nicht ins Gewicht fallenden Schäden- und vor allen Dingen in ihrem Willen dauerhaft völlig gebrochen, garantiert handzahm und mit entsprechendem Wiederverkaufswert, wenn sie ihren Zweck für dich erfüllt haben sollte eines Tages... “
„Ja, richtig.....“
„Eben, und auf der Grundlage haben wir uns ja auch von Anfang an hervorragend verstanden und ich dachte, das reicht als Basis. Aber, ich wiederhole es noch mal, ich sehe ein, dass das ein Fehler war, und jetzt sage ich dir, was wir tun werden...“
„Ich bin ganz Ohr....“ (Und der aufrichtige Tonfall seiner Rede hatte mich vollständig überzeugt, mehr als ihr Inhalt es je vermocht hätte, kommt mir jetzt nicht mit so einem Quatsch von wegen „mangelnder juristischer Absicherung“ oder „das hätte man doch schriftlich fixieren müssen“- ich sage Euch: wenn Ihr ihm gegenüber gesessen wäret, ihr hättet genauso wenig darauf bestanden. Und in der Beziehung hat er mich ja auch nicht enttäuscht. Ein Mann- ein Wort! So einfach ist das unter Gentlemen.)
„Also- wir leihen uns jetzt an der Theke einen Kuli und ein Blatt Papier. Darauf legen wir in Stichworten die weitere Vorgehensweise fest. Ich erkläre dir gern, was sich jeweils im Einzelnen dahinter verbirgt, aber schriftlich halten wir nur Stichworte fest. Einverstanden?“
„Einverstanden.“
„Dann: wir ziehen uns nach der Durchführung einer jeden Maßnahme zu einer Besprechung zurück. Möchtest du einen Abbruch oder eine Unterbrechung einer laufenden Maßnahme, dann ziehst du mich künftig dreimal am Ärmel. Zur Not klatschst du dreimal in die Hände. Dann weiß ich Bescheid und beende das, so schnell es der Ablauf gestattet. Natürlich darf ich dabei deiner Hure gegenüber nicht das Gesicht verlieren.
Ist das fair?“
„Fair enough.“
„O.k., gewisse Freiheiten für Improvisation mußt du mir allerdings noch zugestehen, oder dass ich die Reihenfolge ändere....“
„Ja natürlich, du bist ja schließlich Künstler....“
„Ein Auftragskünstler....“, er lächelt schmerzlich.
Gesagt, getan. Wir haben ein Programm für Anna ausgearbeitet und ich hoffte nur, dass die kleine Närrin nicht etwa schon dachte, sie hätte das Schlimmste bereits hinter sich....
Zufrieden über die gelungene Aussprache und voller Tatendrang machten wir uns nach bald zwei Stunden wieder auf den Rückweg.
Ach ja- das mit der stark eingeschränkten sexuellen Benutzbarkeit Annas für eine ganz geraume Zeit hat er sofort mit 1.000 € bar auf die Kralle geregelt. Er hat das Geld aus seiner Hosentasche gezogen, ein dickes Bündel, von einem Gummi zusammengehalten, er entrollte es und zählte mir den Betrag hin. Einfach so, als wäre das das Normalste von der Welt. Er wollte noch nicht einmal eine Quittung dafür akzeptieren.
Überhaupt, dass die Maßnahme mit dem Hochdruckstrahl völlig daneben war, hat er ohne Umschweife eingeräumt und als „seinen größten Fehler“ bezeichnet, für den er sich nur „tausendfach entschuldigen“ könne. Er wisse auch nicht, wie das passieren konnte. Es sei „einfach über ihn gekommen“ und „stärker als er gewesen“, habe „seinen Verstand total ausgeschaltet“, ein „mehr als bedauerlicher blackout.“
Damit war diese Sache für mich aus der Welt geschafft, da mir seine Reue aufrichtig vorkam.
Oh hätte ich es doch nur verstanden, die Flammenschrift an der Wand zu deuten!
Als wir die Folterkammer betreten, finden wir nur Sabi und Anna vor, die beiden Helfer sind mal wieder nicht zugegen.
Anna befindet sich auf der fahrbaren Liege und schläft tief, leise schnarchend atmet sie durch ihren halb offenen Mund, aus dem immer noch Blut sickert. Das kann man gut sehen, denn ihr Kopf ruht auf einem zusammengerollten Bündel dieser weißen, flauschigen Handtücher, wie sie sich in großer Anzahl in einem Ständer im ersten Teil der Raumes befinden und die sonst zur Beseitigung größerer Verunreinigungen an den „Klienten“ (so der Fachausdruck für die Folteropfer, wie mir der Sir auf dem Rückweg mitteilte) verwendet werden.
Sie ist auch zugedeckt mit mehreren Handtüchern, nur ihr Kopf, eine knochige Schulter und eine kleine Hand mit zwei erneut dick verbundenen Fingern sind zu sehen. Das heißt, beide Finger befinden sich in einem Verband, der auch schon wieder durchblutet. Es riecht nach Desinfektionsmitteln, Blut und schwach nach Erbrochenem.
Bei unserem Eintreten springt Sabi, die auf einem Stuhl neben der Liege saß und in einem Taschenbuch las, auf und eilt uns entgegen.
„Wo zum Henker sind bloß wieder....“ entfährt es dem Sir.
„Bitte, Lieber, reg dich nicht auf, ich habe sie weggeschickt...“
„Wie, du hast sie weggeschickt? Diese beiden Nichtsnutze, eines Tages drehe ich ihnen den Hals um, allen beiden, du wirst schon sehen. Ich habe ihnen doch gesagt, dass sie gefälligst mich....“
„Lieber, nicht aufregen, ich bitte dich.“ Sie fällt ihm um den Hals. „Ihr wart sehr lange weg, und ihre Schicht war vorbei. Und weil ich nicht wußte, wie lange ihr noch weg seid, habe ich ihnen gestattet, zu gehen. Ich meine, ich kann doch keine Überstunden anordnen. Und schau doch, wie schön sie hier saubergemacht haben. Alles picobello, und gründlich desinfiziert und überhaupt. Und im Zahnbehandlungsraum natürlich auch.“
„Die haben aber doch nicht etwa....? Wo ist die Nierenschale, du weißt schon, die mit den Erinnerungstücken für unseren Gast?“ Er deutet auf mich.
„Da drüben steht sie doch. Und sie haben alles von Blut und Fleischresten gereinigt, damit er gleich alles mit nach Hause nehmen kann. Das war gar nicht so einfach, besonders bei den kleinen Fingernägelchen. Die waren ganz schön verkrustet, richtig hart angebacken. Aber sie haben alles eingeweicht und dann mit einer Zahnbürste sauber geschrubbt.“
Der Sir ist ganz zerknirscht.
„Ach Sabine, wenn ich dich nicht hätte....Und ich tue nichts, als dich ständig anzublaffen. Entschuldige bitte, jetzt war ich schon das zweite Mal so ungerecht zu dir. Wirklich, es tut mir leid....“
Sie küßt ihn auf den Mund.
„Das macht nichts, Lieber. Du bist halt ein alter Brummbär...“, und zerzaust ihm gutmütig lachend das Haar.
Wenn man sie so sieht, könnte man meinen, sie liebe ihn wirklich. So sicher bin ich mir da aber nicht. Wie lautet doch die alte Volksweisheit?
„Ein Mann, der einen Sklaven besitzt, hat einen Verräter in sein Haus eingelassen. Wer eine Sklavin sein eigen nennt, eine Verräterin in sein Herz.“
An diesem Tag haben wir Anna nicht mehr weitergefoltert. Erstens in Ermangelung von Hilfskräften, und zweitens weil uns Sabi noch ein Geständnis machte.
„Ich mußte ihr was geben, was Starkes, gegen die Schmerzen und zum Schlafen. Kurz nachdem ihr gegangen wart, hat sie wieder angefangen, sich zu erbrechen und vor Schmerz so zu schreien, dass ich dachte, sie kollabiert mir. Will sagen, sie stand kurz vor einem Kreislaufzusammenbruch. In ihrem geschwächten Zustand kann so was tödlich enden...“, Seitenblick auf mich, „...so hättet ihr sie ohnehin nicht weiterfoltern können, vielleicht können wir morgen weiter machen....“
„Mooment mal, als wir gingen, da war sie aber doch noch ganz fidel, hat sogar so frech gegrinst, wenn mich nicht alles trügt...“
„Laß gut sein...“, der Sir klopft mir auf die Schulter, „das war der Schock, das kenne ich. Der betäubt erst mal den schlimmsten Schmerz. Erst grinsen sie dir frech ins Gesicht: „war das alles, reiß mir doch auch noch den Kopf ab, was kümmert's mich?“, und eine halbe Stunde später, da klappen sie auf einmal zusammen und machen keinen Piep mehr, obwohl du sie nicht mal angerührt hast. Und die Sabi, die versteht ihr Geschäft, die macht schon alles recht, nicht wahr, meine Einser- Examenskandidatin?“, strahlt er sie verliebt an....
„Ach, du immer und meine Examensnote...“, erwidert sie kokett und fährt ihm nochmal durch Haar, „...die hilft mir im täglichen Geschäft auch nicht weiter....“
Tja, Preisfrage: liebt sie ihn auch, so wie er sie liebt, oder ist sie 'ne besonders Abgefeimte? Was meint Ihr?
So langsam wache ich wieder auf und schwebe zurück aus der Schwärze einer tiefen Ohnmacht an die Oberfläche meines Bewußtseins, und mit dem Aufwachen kommen auch die Schmerzen zurück. Allerdings wie hinter einem Schleier, sie sind zwar schlimm, diese Schmerzen, aber dennoch schwingt in ihnen eine Betäubung mit, als stünde ich unter dem Einfluß irgendwelcher Mittel. Ich kann mich aber nicht mehr entsinnen, wer und wann sie mir verabreicht hat. Ich kann mich überhaupt an wenig erinnern, was in den letzten Stunden passiert ist, vor meinem geistigen Auge tauchen kadeiloskopartig schreckliche Bilder auf, denen jeder Zusammenhang fehlt.
Bilder rasender Schmerzen, wirklicher Schmerzen, ungefiltert und seelenvernichtend. Und dazu hat ständig jemand in ihnen herumgewühlt und sie noch gesteigert, und das Allerschlimmste war diese ungeheure Brutalität, mit der sich alles abspielte- er, dieser Jemand, kannte überhaupt kein Mitleid, keinerlei Erbarmen, und ich konnte mich kein bißchen bewegen, kein bißchen, obwohl ich es verzweifelt versucht habe, nur mein Kopf, der ruckelte immer so hin und her, weil jemand gnadenlos in meiner Mundhöhle zugange war; höchst gewalttätig, und mir mit nicht zu überbietender Grausamkeit meine Zähne ausriß.
Ohne eine Möglichkeit, mich zu wehren.
Weil den Mund, den konnte ich auch nicht mehr schließen. Das ging irgendwie nicht.
Ich muß einen Alptraum gehabt haben, den schrecklichsten Alptraum meines Lebens, so realistisch, dass mir jetzt noch der ganze Mund weh tut davon. Das hätte ich nie für möglich gehalten, dass man die Schmerzen, die man doch nur geträumt hat, mit hinüber nimmt in die wirkliche Welt.
Und im gleichen Moment habe ich so eine Ahnung, dass das Alles mitnichten nur ein böser Traum war. Dass ich es wirklich erlebt habe.
Vorsichtig fühle ich mit der Zungenspitze in meinem Mund herum, dort, wo die Schmerzen am stechenden sind, hinten rechts, und wo auch dieser Geschmack nach Rost am ausgeprägtesten ist. (Ja wirklich, im ganzen Mund habe ich so einen widerlichen Geschmack, als ob ich an einer rostigen Eisenstange gelutscht hätte.)
Ich spüre es sofort: hinten am Unterkiefer ist eine Riesenlücke , und aus der sickert auch was, was diesen rostigen Geschmack verursacht: Blut!
In der Lücke stecken auch so scharfe spitzige Teilchen, und die tun gleich unheimlich weh, als ich mit der Zunge dagegen komme, so dass ich sie sofort wieder zurückziehe. Was sind das für Teilchen, die in meinem Kiefer stecken? Ich habe keine Erklärung dafür.
Ich glaub, oben fehlt hinten auch was, weil da ist mehr so ein dumpfer Schmerz, aber ganz sicher bin ich mir nicht, da auch das Kiefergelenk ziemlich weh tut, und vielleicht kommt das ja dort her. Und noch mal mit der Zunge hinzugehen in diesen Bereich traue ich mich nicht, ich bin ja froh, dass die Schmerzen so langsam wieder abebben und wieder diese eben gerade noch erträgliche Qualität annehmen.
Es steht aber fest: in meinem Unterkiefer ist eine Riesenlücke, und jetzt bin ich froh, dass ich mich kaum mehr an etwas erinnern kann: dieses Wenige ist entsetzlich genug, absolut grauenhaft!
Dass Menschen anderen Menschen so was antun dürfen, dass man MIR sowas angetan hat- es ist, als oh man mir damit jeden Wert abspräche, ich bin ein Nichts, existiere nur noch als ein Stück Fleisch, durchpulst von Schmerzen. Mein einer Arm, der gesamte Unterleib- oh mein Gott, was haben sie noch alles mit mir angestellt?
Und meine Finger? Warum tun manche von denen so scheußlich weh, dass es die ganzen Hände durchzuckt und ausstrahlt bis in die Ellenbogen, an einem Arm sogar gelegentlich bis in die Schulter? Wo es mir dort ohnehin so arg weh tut im Oberarm, aber das kommt nicht von den Händen her, ich kann den ausstrahlenden Schmerz genau auseinander halten von dem anderen, das fühlt sich mehr an wie eine starke Prellung.
Wo bin ich überhaupt? Vorsichtig richte ich mich auf ein wenig, wende den Kopf etwas. Im Unterleib sofort ein Stechen.
Aha, in einer kleinen Zelle, und alles ist ganz grell vom Neonlicht.
Bevor ich mich wieder zurücksinken lasse, zwinge ich mich noch, die dünne Decke, die über mich gebreitet war, etwas anzuheben und an mir herunterzuschauen. Ich will wissen, warum mein Bauch so weh tut. Ich kann aber nichts erkennen, es ist nicht hell genug unter der Decke, und ganz zurückschlagen, das geht über meine Kräfte, im Moment schaffe ich das nicht.
Was mir aber auffällt, ist ein dicker Verband, in dem zwei meiner Finger stecken. Der Verband ist durchgeblutet.
Aha, deshalb tut das alles so weh. Und dass mein Oberarm einen Riesen- Bluterguß hat, dass sehe ich auch, ganz schwarz und blau sieht er aus.
Ich zermartere mein Gehirn nach einer Erinnerung, und sei es nur ein Fetzchen. Aber da ist nichts. Überhaupt nichts, da fehlt mir einfach ein Stück in meinem Dasein, und das ist richtiggehend unheimlich.
Schließlich gebe ich es auf: vielleicht stellt sich die Erinnerung, oder zumindest Teile davon, ja später wieder ein. Das ist, wie wenn einem ein Wort, oder meinethalben eine Englisch- Vokabel, ums Verrecken nicht einfallen will. Es liegt einem auf der Zunge, aber je mehr man sich anstrengt, es hervorzuzerren, um so mehr entschwindet es. Und sobald man nicht mehr daran denkt: bong, auf einmal ist es da!
Also gebe ich mich mit der Hypothese zufrieden, dass ich wohl schwer gestürzt bin. Vielleicht hat man mich auch heftig verprügelt, weil dieser dumpfe Kopfschmerz die ganze Zeit- als ob ich einen Knüppel drüber bekommen hätte.
Mühselig bewegen ich die andere Hand in mein Gesichtsfeld. An ihr ist ein nur Finger verbunden, auch durch diesen Verband ist Blut gesickert. Also stimmt die Prügel- Hypothese wohl eher.
Was wohl mit ihnen ist, meinen Fingern? Irgendwie habe ich sie mir gebrochen, das wäre an sich plausibel. Aber vorne tun sie mit Abstand am meisten weh, an den Spitzen, und da kommt auch das ganze Blut her. Aber gebrochene Finger bluten doch in der Regel nicht. Und ich kann sie auch ganz vorsichtig bewegen ein bißchen.
Das Ganze ist schon sehr rätselhaft, sehr, und mir bleibt wohl nicht anderes übrig, als darauf zu warten, dass sich die Erinnerung wieder einstellt. Oder mir jemand sagt, was passiert ist.
Ich drifte wieder weg, in einen unruhigen Schlaf diesmal, aus wirren Träumen schrecke ich hoch. Keine Ahnung, wieviel Zeit vergangen ist.
Alles ist still, nur die Neonröhre summt. Gut! Denn ich fühle mich keineswegs sicher hier, fühle mich wie durch den Wolf gedreht, körperlich und geistig.
Plötzlich und unaufhaltsam kommen die Tränen, ich kann sie nicht unterdrücken. Ich heule und heule wie ein Schloßhund, werde von Schluchzern geschüttelt. Und auch wenn das weh tut im Bauch, ich kann es nicht ändern. Das ganze Elend bricht über mich hinein, jetzt fällt mir auch wieder ein, dass sie mir Fingernägel ausgerissen haben.
Oh mein Gott, sie haben mich gefoltert, bestialisch gefoltert, und das ist mehr, als ich ertragen kann. Und ich habe so Angst, dass sie mich holen kommen und es womöglich weiter geht. Ich bin hier schön sicher verwahrt und kann ihnen nicht entkommen und sie haben den Schlüssel und wenn es ihnen einfällt, dann holen sie mich und es geht weiter. Das würde ich nicht mehr aushalten, ich habe doch jetzt schon mehr ausgehalten, als menschenmöglich ist.
Ich fühle mich so klein und schutzlos und ganz alleine. Ungeachtet der Schmerzen, die das hervorruft, rolle mich zusammen unter meiner Decke und stecke das erste Mal seit meiner Kleinkindzeit den Daumen in den Mund, lutsche ein bißchen daran herum.
Das tröstet mich ein wenig. Oh, Mama, wo bist du? Warum kommst du nicht und holst mich weg von hier?
Nach und nach versiegen meine Tränen und ich muß wohl wieder eingeschlafen sein, denn ich werde wach, weil mich wer an der Schulter rüttelt.
„Anna, Anna“, höre ich wie aus weiter Ferne.
Es ist Sabi.
„Sabi“, krächze ich, denn meine Stimme ist ganz heiser und ein Schüttelfrost jagt durch meinen Körper. Aber die Schmerzen sind insgesamt erträglicher geworden. Alles ist schwächer geworden in mir, ich fühle mich sterbensmatt und mir ist heiß und kalt gleichzeitig...
Plötzlich, aus heiterem Himmel, kommt der nächste Heulkrampf. Ich habe mich nicht mehr unter Kontrolle. Es kommt einfach über mich und ich kann nichts dagegen tun.
„Tut...tut mir leid...“
„Das macht nichts. Weine nur, Anna, weine nur....“, und sie streicht mir übers Haar.
„Oh, Sabi, es...es...war so schrecklich. Warum nur, warum?“, stoße ich zwischen zwei Schluchzern hervor.
Ich würde es wirklich gerne verstehen, weil ich weiß es einfach nicht.
„Wie geht es dir, Anna?“ Sanft streicht sie mir übers Haar.
Was soll ich darauf sagen?
Sie nimmt mich in den Arm, streichelt mich, bis ich mich wieder etwas beruhigt habe.
„Geht' s wieder?“
Ich nicke schwach: „Durst. So Durst. Darf ich bitte was trinken?“
„Ja, warte.“
Mit dem Fuß angelt sie sich ihre große schwarze Arzttasche, öffnet sie.
„Ich dachte mir, dass du Durst hast...“ Sie holt eine Flasche stilles Wasser hervor, zögert.
„Hast du Schmerzen im Bauch?“
„Ja.“
„Wo tut es weh? Versuche es zu fühlen. Ganz tief drinnen oder mehr außen?
Ich konzentriere mich auf den Schmerz.
„Außen.“
„Ist dir irgendwie schlecht, verspürst du einen Brechreiz?“
„Nein.“
„Darf ich mal sehen?“
Ich nicke. „Mhm.“
Langsam und behutsam schlägt sie die Bettdecke zurück. Nun sehe ich es auch. Mein ganzer Bauch- schwarz und blau.
Vorsichtig breitet sie die Bettdecke wieder über mich.
„Ich glaube, ich taste dich besser nicht ab. Aber ich denke nicht, dass du eine innere Verletzung hast dort unten. Das ist gut, weil sonst hättest du nichts trinken dürfen.“
Sie produziert einen Schnabelbecher aus den unergründlichen Tiefen ihrer Tasche, füllt ihn mit Wasser.
„Hier, trink, Anna. Aber trink es langsam. Warte, ich helfe dir.“
Und sie flößt es mir ein, Schlückchen für Schlückchen.
Mit einem Mal höre ich schwere Schritte auf dem Gang, die immer näher kommen, und undeutlich die Stimmen zweier Männer, die sich unterhalten.
Mein Herz klopft zum Zerspringen, Sabis Kopf ist blitzartig herumgefahren. Dann wendet sie ihren Blick wieder mir zu.
„Ruhig, ganz ruhig, Anna. Ich regle das. Sie werden dir nichts tun.“
Die Schritte sind ganz nah, es sind Schritte von Stiefelträgern. Nun kann man die Stimmen verstehen. Es sind die beiden Assistenten. Beide klingen nicht mehr ganz nüchtern. Die Schritte verstummen plötzlich.
„He, mich laust der Affe. Die Tür steht ja offen.“
„Verdammt, ist die bei Houdini in die Lehre gegangen?“
„Hu...was?“
„Houdini, du Blödmann, der Zauberer. Der, der aus einem verschlossenen Safe ausgestiegen ist. Unter Wasser.“
„Die ham den unter Wasser in einen Safe gesperrt?“
„Nicht unter Wasser. An Land natürlich. Und ihn vorher noch mit Ketten gefesselt. Dann in den Safe gesperrt und den Safe ins Wasser geschmissen.“
„Und dann?“
„Dann ham sie den Safe wieder rausgeholt, mit so 'nem Fischernetz, was weiß ich, ihn wieder aufgemacht- und der Safe war leer.“
„Na und?“
„Wie- na und? Wie issen der da rausgekommen?“
„Also, hör zu, ich erklär dir das jetzt mal“, sagt der Andere mit schleppender Stimme, „paß auf, ist doch ganz einfach...“
„Was du nicht sagst!“
„Doch“, beharrt der eigensinnig, „ganz einfach. Also, die ham vorher, bevor alle da waren, die ganzen Zuschauer, die Presseheinis, Fernsehen...“
„Damals gab's noch kein' Fernseher. Das war in den dreißiger Jahren, du Dussel!“
„Dann eben Radio, irgendwas, und jetzt laß mich ausreden. Oder interessiert's dich nicht, wie der Trick geht?“
„Doch, schon.“
„Also, dann unterbrich mich nicht immer. O.k.- also die ham vorher, bevor die alle da waren, MTV und alles, du verstehst schon, da ham die einfach einen leeren Safe reingeschmissen, wo genauso aussah wie der, in dem der arme Hubi...“
„Houdini!“
„Sach ich doch...in dem also der arme Hubi dann elendlich abgesoffen is'. Weil die ham natürlich den leeren Safe wieder rausgefischt, kapierste.“
„Das ist doch Kacke, was du da erzählst. Der Houdini, der hat doch noch gelebt hinterher.“
„Echt?“
„Ja, echt. Oder denkst du, die ham sein' Zwillingsbruder in den Safe gesperrt?“
„Allerdings!“
„Ach, du bist doch..., Mensch, mit dir kann man überhaupt nicht normal reden!“
„Aber mit Hubi. Mit dem kann man normal reden. Mit dem hast du dich bestimmt immer großartig unterhalten....“
„Ja klar, nur dass der mir nie seinen Trick verraten hat, aber vielleicht kann das ja Anna..“
„...wenn sie noch da ist“, mahnt der Andere.
Beide betreten grinsend die Zelle.
„Huups, wen haben wir denn da? Ich dachte, der Hubi hat die weggezaubert. Und jetzt sind auf einmal zweie da!“
„Ja, seltsam...“
Sabi erhebt sich: „Jetzt passen Sie mal auf, meine Herren. Wie Sie wissen, bin ich Ärztin. Sie verlassen umgehend das Zimmer. Die Kleine braucht ihren Schlaf jetzt...“
Der eine Assistent, der, der bei meiner Folterung als erster dabei gewesen war, packt Sabi von hinten und dreht ihr den Arm auf den Rücken.
„Wir wissen, wer du bist, du Stinkfotze. Und wir wissen auch, dass du genauso 'ne Sklavin bist wie die da, wo auf der Pritsche liegt und uns aus großen Kulleraugen anglotzt...“
„Laß sie sofort los, du Idiot! Oder willst du in die hinterste Wallachei strafversetzt werden? Bist du noch bei Trost?“
Er läßt sie wieder los.
„'Tschuldigung, Frau Doktor. Nichts für ungut, aber wir lassen uns hier von Sklaven nichts befehlen. Auch von Ihnen nicht, das können Sie bei Ihrem Mann in dem seiner Sklavenschule machen. Also gehen Sie jetzt, verstanden? Und zwar auf der Stelle!“
„Meine Herren, ich glaube kaum, dass Sie autorisiert sind ...“
Assi Nummer eins, der eindeutig der Angetrunkenere ist, schlägt sie mit der flachen Hand auf den Mund.
„Du sollst dein Maul halten, hab ich gesagt....“
Nummer zwei packt ihn am Arm und bugsiert ihn nicht ganz ohne Gewaltanwendung aus der Zelle.
„Du gehst jetzt mal raus hier. Ich kläre das mit der Frau Doktor...“
„He, was soll das....?“
„Raus, verschwinde. Und komm nicht rein, bevor ich das auf zivilisierte Art und Weise geklärt habe!“
„Ja, ja, schon gut. Ich hab mal wieder Scheiße gebaut“, mault Kollege und verzieht sich um die Ecke.
„Also, Frau Doktor, ich möchte mich wirklich entschuldigen für meinen Kollegen, der leider stark betrunken und nicht mehr Herr seiner Sinne ist. Ich bin mir sicher, dass ihm dieser Vorfall äußerst leid tun wird, sobald er wieder nüchtern ist. Diese Entschuldigung ist bestimmt auch in seinem Sinne, und wir möchten Sie bitten, sie anzunehmen und Ihrem Gatten nichts von diesem zutiefst bedauerlichen Vorfall zu berichten. Ich meine, was kann denn die Anna dafür? Und die muß es ja wohl noch eine zeitlang aushalten mit uns...“
„Sie können sich auf meine Diskretion verlassen. Ihr Kollege scheint mir tatsächlich ein wenig alkoholisiert, da möchte ich mal über Manches hinwegsehen....“
Nummer zwei grinst. „Ich wußte, wir würden uns verstehen, Frau Doktor. Aber nun zu unserem Hauptanliegen: Anna, dieses reizende Kind, ist uns, meinem Kollegen und mir, heute nachmittag positiv aufgefallen, als sie, gänzlich unbekleidet, sich wand und drehte vor unseren Augen. Wir bedauern es auch zutiefst, dass sie solch schlimme Erfahrungen machen mußte durch die Hand Ihres Gatten, und das hier, in unserem Hause, in dem wir äußerst besorgt sind um das Wohlergehen unserer Gäste. Und da wollten wir ihr zeigen, als Wiedergutmachung gewissermaßen, dass wir auch ganz lieb sein können. Sie verstehen, was ich meine?“
Und er machte diese unmißverständliche Geste mit der Hand, die, bei der der Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger gesteckt wird.
Natürlich verstand Sabi, und ich auch. Dazu hätte es dieser Geste gar nicht bedurft. Der Sinn seiner Rede war eindeutig.
Sabi wollte zu einer Erwiderung ansetzen, doch Nummer zwei hob warnend den Zeigefinger.
„Warten Sie bitte, ich bin noch nicht ganz fertig. Wie mein Kollege schon sagte, wir lassen uns hier von einer Sklavin keine Vorschriften machen. Und das sind Sie nun mal, technisch gesehen. Also: Sie können es uns und sich und auch der kleinen Anna hier viel leichter machen, indem sie ihr jetzt eine Kapsel Morphium geben, oder meinethalben auch eine Spritze, und Ihren unsinnigen Widerstand gegen unser Vorhaben aufgeben. Ich meine, lassen Sie uns diese ganze Angelegenheit möglichst geräuschlos über die Bühne bringen. In einer Stunde oder anderthalb sind wir fertig, dann dürfen Sie gerne wieder schauen nach ihr.“
Was, so lange wollten mich die Beiden vergewaltigen?
Mir wurde ganz übel bei dem bloßen Gedanken. Trotzdem, Nummer zwei, der mir noch relativ klar vorkam, hatte zweifellos recht und Sabi konnte mir nun auch nicht mehr helfen.
„Tut mir leid. Das darf ich nicht.“
„Was...?!“ Er starrte sie entgeistert an.
„Ich habe Anweisung, die ganze restliche Nacht bei ihr zu wachen, ihr aber kein starkes Mittel mehr zu geben.“
„Sie meinen wegen morgen früh, wenn's weitergeht. Damit sie dann wieder so richtig schön leidensfähig ist. Na sehen Sie, da tun Sie ihr ja noch einen Gefallen. Erst verwöhnen wir sie ein bißchen, dann hat sie einen ungestörten Schönheitsschlaf, und von morgen, da merkt sie überhaupt nichts, kein kleines bißchen.“
„Nein, das kann ich nicht machen. Wie Sie schon sagten: ich bin eine Sklavin, und ich gehorche meinem Herrn. Ich hintergehe ihn nicht.“
Nummer zwei lächelte schief: „Frau Doktor. So langsam glaube ich, Sie wollen mich verarschen. Die Anna ist dann morgen eben etwas weggetreten, das gibt’s nach dem ersten Tag oft genug. Kein Mensch wird Ihnen etwas nachweisen können oder auch nur Verdacht schöpfen. Also lassen Sie diesen Scheiß. Weil wir sitzen am längeren Hebel und setzen uns so oder so durch. Nur zwingen Sie uns bitte nicht, Anna etwas anzutun. Sie ist doch so ein reizendes Kind!“ Er warf mir einen lüsternen Blick zu, leckte sich die Lippen.
Sabi seufzte.
„O.k., ich bleibe aber solange, bis ich mir sicher bin, dass die Spritze wirkt.“
„In Ordnung.“
Sie setzte sich zu mir aufs Bett.
„Anna, ich werde dir jetzt eine Spritze geben. Streck bitte deinen Arm aus.“
„Ja, Sabi.“
„Kannst reinkommen, Dieter!“
Das ließ sich der Angesprochene nicht zweimal sagen. Er hatte seinen Schwanz schon draußen und bearbeitete ihn heftig.
„Alles klar, Ernst?“
„Alles klar.“ Und auch er öffnete seinen Hosenschlitz.
„Anna, mein armes Kind. Wehr dich bitte nicht. Auch das wird vorübergehen.“
Ich bin alleine mit zwei relativ großen Schwänzen in meiner Zelle. Sie haben die Tür hinter sich abgeschlossen und verschlingen meinen nackten, geschundenen Körper mit den Augen. Diesen unterentwickelten, abgemagerten, praktisch „tittenfreien“ Körper.
So zumindest nannte ihn Dieter. „Schau mal, Ernst. Die kleine Sau ist ja so gut wie tittenfrei!“
„Ja, ist mir auch gleich aufgefallen. He, kleine Sau, warum hast du keine Titten?“
Sie wichsen ungeniert zu meinem Anblick.
Die Schmerzen sind fast vollständig verschwunden, nur noch als ein schwaches Echo ihrer selbst zu erahnen. Sie lauern gewissermaßen hinter dem weichen, wattigen Nebel, den das Morphium über mich gelegt hat. Es geht mir auch sonst besser, die qualvollen Erinnerungen sind überdeckt von einer milden Euphorie, die sich mit dem Eintreten der vollen Wirkung des Morphium bei mir einstellte. Ich weiß, dass ich jetzt ein Zeitfenster von ein paar Stunden habe, während derer es mir relativ gut gehen wird. Sabi hat mir eine„ geballte Ladung“ gegeben.
Nun liegt es an mir, aus der anstehenden Vergewaltigung so was wie Sex zu machen. Zwar welchen der erzwungenen Art, aber immerhin Sex.
Außerdem, glaubt es oder nicht, keimt in mir tatsächlich ein Abglanz jenes Stolzes auf, wie ich ihn früher empfand, wenn sich mir zu Ehren Männerschwänze aufrichteten. Dass ich über diese Macht verfüge, aus einem meist kleinen, runzligen Ding einen prachtvollen Phallus zu machen, durch meinen bloßen Anblick, das fand ich immer schon geil; und jetzt zwei auf einmal, das trägt bei zu der Euphorie, die das Morphium losgetreten hat, steigert sie noch.
In meiner Möse verspüre ich einen Anflug dieses bewußten Kitzelns, noch ist es mehr ein Jucken, noch fließt der Glibber nicht, der den fickhungrigen Schwänzen ihren Weg durch Schmierung erleichtern soll.
Mal sehen, vielleicht sind die Beiden ja Verbalerotiker. Zumindest dieser eine, der „Ernst“ heißt, scheint recht hell in der Birne zu sein. Ich glaube, er wird den Takt dessen vorgeben, was sich in den nächsten ein- bis anderthalb Stunden in dieser Zelle ereignen soll.
Also wende ich mich in erster Linie an ihn, schaue ihm voll in die Augen, er war es ja auch, der mich gefragt hat: „Weil ich noch ein Kind bin, Herr. Eine kleine Kinderficksau, die sich nach zwei harten Schwänzen sehnt, Herr.“
Piepsige Kleinmädchenstimme.
Dieter brüllt vor Lachen. „Hast du gehört, Ernst, sie sehnt sich nach unseren Schwänzen, sagt sie!“
Na, das läuft doch prächtig!
Sieht aus, als hätte ich ins Schwarze getroffen. Erneut setze ich meine Kleinmädchenstimme ein, dabei fahre ich aber noch ein bißchen mit meiner Zunge vorne im Mund herum, damit es so lolitahaft klingt: „Bitte, ich bin so klein und geil, und ich brauche Männer, richtige Männer! Kerle wie Euch mit großen harten Schwänzen!“
Dieter kriegt sich nicht mehr ein, Ernst scheint das alles aber gar nicht so lustig zu finden.
Mit bösartigem Augenfunkeln kommt er auf mich zu, schlägt mich mit voller Kraft ins Gesicht, pflanzt mir seine Faust mitten in die Fresse. Ich stolpere zwei Schritte zurück und kann nur mit Mühe das Gleichgewicht halten. Den Schmerz spüre ich zwar kaum, die Wucht schon. Es kracht unheilvoll, Blut tropft mir aus der Nase.
„Bitte, ich wollte doch nur...., verzeihen Sie, bitte...“
Weiter komme ich nicht, denn sofort stürzt sich Ernst auf mich, nimmt mich mit eisernem Griff in den Schwitzkasten.
„Los, gib ihr die Faust!“
Es vergehen vielleicht zirka zehn Sekunden, in denen ich kaum Luft bekomme. Alles verschwimmt und Sternchen tanzen vor meinen Augen herum. Ernst hält mich unerbittlich gepackt und quetscht mir die Halsschlagader ab. Hilflos rudere ich mit meinem rechten Arm in der Luft herum. Er bekommt ihn am Handgelenk zu fassen und zermalmt es fast mit seiner Pranke. Er verfügt über Bärenkräfte, und ihm hätte ich zu keiner Zeit meines Lebens etwas entgegenzusetzen gehabt, geschweige denn jetzt, in meiner momentanen elenden Verfassung.
Also um es kurz zu machen: der, der Dieter heißt, hat versucht mir seine Faust unten reinzuschieben, es hat aber nicht geklappt. Gottseidank! Wenn sie was zum Schmieren dabei gehabt hätten, ein Gleitgel oder irgendeine Fettcreme, dann hätte es vielleicht funktioniert, denn er versuchte es mit aller Gewalt und allen Mitteln. Zeitweilig schwebte ich mit beiden Füßen ein paar Zentimetern über dem Boden, er kniete wohl, ein Bein angewinkelt, und auf das stützte er den Arm, der „rein sollte“ in mein „Fickloch“ (O-Ton Ernst), wohl mit dem Ellenbogen auf, hob das Ganze inklusive mir dann an unter Zuhilfenahme seines Fußes. Anders kann ich es mir nicht erklären.
Es war ziemlich schmerzhaft, trotz des Morphium, wenngleich natürlich keineswegs so, wie es ohne gewesen wäre. Aber das Quetschen und Zerren an und in meinen intimsten Teilen war einfach zu schlimm, und ich habe ziemlich gezappelt und, wenn ich Luft bekam, auch geschrien während dieser Tortur, denn was anderes war es nicht.
Er wippte mich auf und nieder und rutschte rein bis zu den Knöcheln, ich spürte so ein Krachen und Knirschen und hatte ein Gefühl, gleich reißt was ein und dann ist er drin und ich untenrum unbrauchbar für den Rest meines Lebens. Ein Krüppel, eine Invalidin, eine Sexsklavin bin ich dann die längste Zeit gewesen..
Ja, das schoß mir währenddessen tatsächlich durch den Kopf, denn, wie gesagt, die Schmerzen waren dank der Betäubung nicht so katastrophal, dass sie das Denken völlig ausgeschaltet hätten.
Ich stand zwar unter einer Art Schock, dieses Gefühl, jetzt geht gleich was auf schreckliche Art und Weise kaputt in mir, das ist für sich genommen mehr als scheußlich, wirklich unerträglich; auf der anderen Seite lief da aber mein Verstand ganz ruhig nebenher, als ginge mich das alles nichts an.
„So, gleich reißt die Vagina, jetzt passiert es..nein...jetzt...immer noch nicht...“, und gleichzeitig schrie und tobte das Entsetzen in mir, aber in einem völlig anderem Teil meines Hirns. Als ob ich mir selber zuschauen würde, es war schon irreal und verrückt irgendwie.
Irgendwann haben sie es aufgegeben und mich einfach auf den Boden fallen lassen, oder sein Arm ist umgeknickt, jedenfalls schlug ich ziemlich hart auf, und habe nur noch geschrien und geheult und um mich geschlagen, und ich glaube, dieses Ausflippen hat ihnen dann die Lust an ihrer Unternehmung geraubt. Oder vielleicht war es auch all das Blut, das ich auf dem Boden verschmierte, denn natürlich blutete ich untenrum. Wahrscheinlich haben sie nicht damit gerechnet, sich gar nicht klargemacht, was sie im Begriff waren, mir anzutun.
Jedenfalls war ich auf einmal wieder alleine in meiner Zelle und sie waren weg.
Ich kroch noch auf mein Bett, rollte mich schluchzend wieder zu einem Ball zusammen, zu verstört, um mir ein Bild zu verschaffen über die mir neu zugefügten Verletzungen. Dann fiel ich in eine Ohnmacht, aus der erst die Sabi mich wieder zurückholte, als sie kam, um nach mir zu sehen. Es war einfach zu viel gewesen.
To be continued.....