|
Kapitel 87
So lagen wir denn, meine Leidensgefährtin und ich, in diesem Verlies, und nur die Neonröhren summten. Man darf sich das alles, die gesamte Umgebung, in der wir uns befanden, nämlich keineswegs als einen „romantischen“ Folterkeller vorstellen, mit dicken Mauerquadersteinen, flackernden Fackeln in eisernen Halterungen und so. Vielmehr handelte es sich um ein „umgewidmetes“, ganz normales Kellergeschoss eines ausgedehnten landwirtschaftlichen Anwesens, das diese ganze Sklavenschule früher wohl mal gewesen war, in ihrem baulichen Kern zumindest. (Klar, es gab An- und Zubauten, insbesondere den Schlafsaal, die „Gymnastikhalle“ und die Mauer, die das Gelände umgab.)
In meiner derzeitigen Position blickte ich gegen eine Decke aus nacktem Beton, in der sich noch die Abdrücke der Verschalung abzeichneten, die man benötigt hatte, um sie zu gießen. An der Decke befanden sich auch die Fassungen für die bereits erwähnten Neonröhren, die einfach in diese hineingeschraubt waren, keine Abdeckung, keinerlei Lampengehäuse umgab sie, so dass sich ihr ohnehin grelles Licht mitleidlos über den mittelgroßen Raum ergoss. Wenn ich den Kopf ein wenig wandte, blickte ich auf weißgetünchte, an einzelnen Stellen schon ein wenig schadhafte Wände. Im Radius meines Gesichtsfeldes befanden sich außer ein paar Ketten, die an Seilzügen von der Decke hingen, einer Kollektion von Handschellen, Knebeln, Fußeisen und dergleichen auf einem wacklig aussehenden Holztisch an der einen Längsseite, nichts. Die Tür, durch die man mich hereingeführt hatte, befand sich in meinem Rücken.
Es gab nichts zu tun, außer zu warten. Mit „empfängnisbereit“ emporgerecktem Spundloch dazuliegen und der Dinge zu harren, die da kommen sollten, wobei selbstredend klar war, um was für „Dinge“ es sich da handeln würde, also im Prinzip wenigstens. Dies ließ natürlich Raum für einen Haufen ungeklärter „Detailfragen“; wie zum Beispiel: wie viele würden kommen und mit wie großen Schwänzen, würden sie uns sonst noch was rein stecken, Dildos beispielsweise oder ihre Fäuste („Oh bitte, lieber Gott, mach, dass sie uns nicht fisten!“, sandte ich ein Stoßgebet gen Himmel), würden sie uns vorher halbwegs schonend „ausweiten“ oder unsere Arschlöcher gleich brutal vergewaltigen, ungeachtet unserer Schmerzen?
Ich überlegte, ob ich es wagen dürfte, meine Mitgefangene anzusprechen. Schließlich waren doch alle Wärter gegangen, hatten die Tür hinter sich geschlossen, also allzu hoch konnte das Risiko schließlich nicht sein. Freilich- wenn sie uns erwischten bei einer verbotenen Unterhaltung, und sei sie noch so leise geführt- dann gnade uns Gott, und der würde natürlich just in diesem Moment Dringlicheres zu tun haben, darüber machte ich mir wenig Illusionen.
Schließlich, nach einigem Hin und Her und viel Abwägen, entschloss ich mich doch, dieses in meinen Augen vertretbare Risiko einzugehen. Ich musste eben nur sehr vorsichtig dabei sein und vor allen Dingen leise. Sehr leise! Aber unsere Lage, die ganze Unsicherheit, in der sich die Andere doch auch befinden musste, wäre doch um so Vieles erträglicher, wenn wir beide einen mitfühlenden und mitleidenden Menschen an unserer Seite wüssten, komme was da wolle, und eben nicht nur ein anonymes Bündel Schmerz und Qual.
„He, du“, wisperte ich, eben an der Hörbarkeitsschwelle, „ich bin die Anna. Wie heißt du?“
Schweigen.
„Komm schon, sag mir deinen Namen. Sie sind doch weg!“
Wieder keine Antwort.
Sprach sie überhaupt Deutsch? Sprach ich nicht vielleicht doch ZU leise?
Also versuchte ich´s in Gottes Namen etwas lauter.
„Was ist? Hörst du mich? Kannst du mich verstehen?“
„Verdammt, sei still“, zischelte sie jetzt. „Du bringst uns noch ins Sklavengefängnis. Halt dein verfluchtes Maul!“
So unrecht hatte sie damit natürlich nicht, das wusste ich schon. Aber so leicht bin ich halt nicht zu entmutigen, und irgendwie war ich schon sehr erleichtert, dass sie mir ÜBERHAUPT geantwortet hatte. Obwohl- es machte ohne Zweifel einen Riesenunterschied, ob ich meinen gütigen früheren Herrn penetrant um einen Ausgehschein anbettelte, wie ich das ja zu tun pflegte, und mich dabei auch durch die paar Ohrfeigen nicht aus dem Konzept bringen ließ, oder ob ich hier, an diesem Ort, an dem es eigentlich nur die Option des totalen und vollständigen Gehorsams gab, buchstäblich mit dem Feuer spielte. Darüber war ich mir im Klaren- und dennoch: etwas in mir gewann die Oberhand, ich möchte es mal die „alte Anna“ nennen, die Anna, die ich früher einmal, vor kurzem noch, gewesen war, bevor man mich hierher verschleppt hatte.
„Bitte. Nur deinen Namen. Bitte, bitte- nur deinen Namen“, so flehte ich. Wenn sie für mich einen Namen bekäme, dann wäre sie eine Gefährtin in den kommenden, sicherlich schweren Stunden, dann hätte ich einen Halt, sowas wie eine Sicherheit. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie einsam ich mich fühlte in jenem Augenblick.
Sie zögerte, das merkte ich. Das war nicht mehr dieses zu Allem entschlossene feindselige Schweigen von vorhin.
„Anna- was für eine Anna? Doch nicht etwa DIE Anna?“
Sollte ich sie anlügen? Sie war sich offenbar nicht sicher. Sonst hätte sie doch nicht gefragt, oder? Aber wenn ich sie belog, welchen Wert hatte unsere Kameradschaft dann noch? Gar keinen, gestand ich mir ein, eine Kameradschaft muss auf Wahrhaftigkeit aufgebaut sein und nicht auf einer Täuschung.
„Doch. DIE Anna. Leider!“, erwiderte ich bedrückt.
„Dann fick dich ins Knie, du Schlampe“, kam es zurück, etwas zu laut nach meinem Dafürhalten.
„Leiser! Leiser! Nicht so laut, um Gottes Willen!“, beschwor ich sie.
„Halt die Fresse! Halt endlich die Fresse! Sonst meld ich dich dem ersten, der hier reinkommt. Du bist nicht die Einzigste, die hier ihre Kameradinnen verraten kann, geht das in deinen Schädel, Dummfick?“
Ich sagte nichts mehr. Eine Woge der Verzweiflung überflutete mich. Ich sollte mich umbringen. Warum hatte ich es nicht schon längst getan? Welchen Sinn hatte dieses Leben denn noch, wenn man es überhaupt noch so nennen konnte.
In diesem rabenschwarzen Moment dachte ich an nichts Anderes mehr, nicht an die guten Zeiten, die mir schon vergönnt gewesen waren, nicht an meine Mutter, die sich so viel Mühe mit mir gegeben hatte, auch nicht an meinen ersten Herrn, der mich doch auch lieb gehabt hatte und der mich bestimmt nicht verkauft hätte, hätte er auch nur geahnt, was dadurch alles auf mich zukommen würde.
All das Schlimme, durch das ich gegangen war, forderte nun seinen Tribut. Ich war ohnehin zermürbt, fühlte mich erschöpft und völlig ausgelaugt. Zudem bekam ich durch die Position, in die ich gefesselt war, zunehmend körperliche Beschwerden.
Ein ekelhaftes Ziehen, das in den Waden seinen Ausgang genommen hatte, breitete sich aus bis in die Oberschenkel, wuchs sich dort aus zu einem Brennen, das ich nur schwer aushalten konnte, das irgendwie zu ignorieren mir aber auch nicht recht gelang.
Meine Füße hingegen waren eiskalt, richtiggehende Eisklumpen, als ich versuchte, die Zehen zu bewegen, um die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen, konnte ich die gar nicht mehr spüren. Ich wusste nicht, ob ich sie bewegte oder nicht! In die aufkeimende Panik hinein sprach ich zu mir selbst (in Gedanken, versteht sich!): „Ruhig, Anna, ruhig! Das wird schon wieder. Das ist nur, weil sie taub geworden sind durch die Fesselung.“
Solchermaßen beruhigte ich mich selbst so einigermaßen, und außerdem half es, wenn ich mich abwechselnd auf den einen Zustand konzentrierte und dann wieder auf den anderen. Glaubte ich, das Brennen in den Oberschenkeln nicht mehr aushalten zu können, konzentrierte ich mich auf meine Füße, kam mir das unerträglich vor nach einer Weile, wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder den Oberschenkeln zu.
Das ging eine ganze Zeit lang gut so, bis sich dann so ein Pochen im Kreuz einstellte, das definitiv höchst unangenehm war und das sich rasch auswuchs zu einem Schmerz. So als ob mir jemand mit einem kleinen Hämmerchen rhythmisch aufs Kreuz klopfte, nicht sonderlich stark aber doch deutlich schmerzhaft.
Das war aber noch gar nichts verglichen mit dem Stechen, das ich nach einem weiteren Weilchen im Brustkorb bekam. Es war nicht nur für sich genommen sehr schlimm und ich überlegte, ob ich nicht vielleicht gar im Moment einen Herzattacke erlitt oder wenigstens einen Anfall von angina pectoris, nein, es behinderte darüber hinaus die Atmung.
Ich konnte nur noch ganz flache Atemzüge tun, alles andere fühlte sich an, als steckten Rasierklingen zwischen meinen Rippen fest. Die daraus resultierende Luftnot drohte mich endgültig in Panik zu versetzen, und wenn in dem Moment nicht die Tür zu unserem Verlies mit einem hässlichen Kreischen aufgeschoben worden wäre (sie war offenbar aus Eisen, die Tür), wer weiß, in was für einen Zustand ich mich hineingesteigert hätte!
So aber dämpfte die nun einsetzende Furcht vor neuem Missbrauch, vor Folterungen, kurioserweise die körperlichen Beschwerden. Mit einem Mal fühlte ich mich wieder als Gesamtheit und nicht nur als die Summe von Mißhelligkeiten.
Als eine sehr exponierte und verwundbare Gesamtheit allerdings, vor allen Dingen, was eine bestimmte, zum Missbrauch bestimmte und auch einladende Körperöffnung betraf.
Es waren aber nur zwei dieser überaus schweigsamen Haussklavinnen, die unseren Raum betreten hatten.
Leichtfüßig trat eine der beiden vor mich hin, direkt vor mein Kackloch, mit völlig starrer Miene. In den Händen hielt sie eine Art Tiegel, der, wie ich vermutete, wohl eine Fettcreme enthielt, damit es besser flutschte beim anschließenden Arschfick, und so einen Porzellanstößel, wie er beispielsweise Verwendung findet, um chemische Proben zu zerreiben. Es sollte sich gleich herausstellen, dass meine Vermutung selbstverständlich zutraf: die Sklavin entnahm dem Tiegel mittels des Stößels eine großzügige Menge einer gelblich- durchsichtigen Substanz, die offenbar gut anhaftete, und rammte mir die ganze Ladung ohne viel Federlesens hinten rein. Das war jetzt nicht so sonderlich unangenehm, das Teil war ja eher klein, obwohl sie das recht kühle Porzellan noch eine ganze Zeit lang hin und her drehte in meinem Arsch, mich auch ein bißchen „fickte“ damit.
Auf alle Fälle war das besser als die Alternative, nämlich genommen zu werden ohne vorher ausgeweitet und eingefettet worden zu sein. Ich empfand fast so was wie Dankbarkeit ihr gegenüber, obwohl ich wusste, dass sie nur auf Befehl handelte. Meine größte Sorge war jedoch, im Zuge der zu erwartenden brutalen Schändung eine dauerhafte Schädigung zu erleiden, dass auch jüngere (oder gerade die, da sie eben noch enger gebaut sind) Sklavinnen nach einem heftigen analen „Zuritt“ zumindest zeitweilig ihr Kacka nicht mehr richtig halten können, ist leider gar nicht so selten. Von den Schmerzen und dem Risiko, deswegen verkauft zu werden, mal ganz zu schweigen. Und es sind auch nicht alle Mitsklaven so taktvoll, über diese „Geschichte“ zu hinwegzusehen, ohne höhnische Bemerkungen über die armen Mädchen auszugießen. „Kackliese“ ist da noch eine der harmloseren Bezeichnungen.
Die ganze Prozedur ereignete sich in völliger Lautlosigkeit, die, die bei mir zugange war, schaute konzentriert auf ihr Arbeitsfeld.
So leise, wie sie gekommen waren, huschten sie auch wieder hinaus, die Tür blieb offen, zumindest war kein Kreischen mehr vernehmbar.
Dann kamen die Männer, ließen unter anzüglichen Bemerkungen die Hosen runter. Ich wagte gar nicht hinzusehen. Mein Gott, was für Schwänze! Einige sahen selbst im halbsteifen Zustand recht bedrohlich aus. Und damit wollten sie uns arme Mädchen „beglücken“, ihre dementsprechenden rohen Bemerkungen ließen keine Zweifel zu. Ich meine, ich mag Schwänze, das wisst Ihr, aber was mir da blühte, hilflos gefesselt in diesem Vergewaltigungszimmer, das machte mir schon Angst, ich gestehe es ohne Umschweife. Zumal mir nicht alle ganz nüchtern vorkamen.
Sie fingen mit der Anderen an, während ich noch sachkundig kommentiert wurde.
Sie schrie auf hinter meinem Kopf, ich konnte förmlich den Ruck spüren, der durch ihren Körper ging. Sie schien sich aufzubäumen, um gleich darauf wieder schlaff in sich zusammenzusinken, fragt mich nicht , wieso ich mir all dessen so sicher war, schließlich konnte ich sie ja nicht sehen, nur den Aufprall ihres Hinterkopfes gegen meinen, den spürte ich. Und wie sie mit ihren Armen kurz an den Fesseln zerrte, um gleich darauf wimmernd dazuliegen.
Sie weinte wie ein kleines Kind, stieß zwischendurch immer wieder spitze Schreie aus, („Hört mal, sie mag es!“) ihr Kopf ruckelte hin und her, stieß gelegentlich sacht gegen den meinen, während es ihr zum ersten Mal in dieser Nacht besorgt wurde. Ich glaube, für sie war es bereits jetzt unerträglich und auch sie hatte ja keine Ahnung, wie lange das alles noch gehen und wie übel es noch werden sollte...
Derweil bohrten sich Finger in meinen Gottseidank bereiten Anus, wühlten grob in meiner empfindlichen Darmschleimhaut.
„Schön eng, die kleine Sau!“
„Aber nicht mehr lange!“
„He, ihr Arschficker, heut komm ich aber mal früher dran. Ich will sie auch mal haben, bevor ihr sie total ausgeleiert habt.“
Männerlachen.
„Immer schön hinten anstellen, Karl, immer der Reihe nach. Wie auf dem Arbeitsamt, gell?“
„Ihr seid ja sooo gemein, immer fickt ihr ihnen die Kacke aus dem Arsch und ich muss mir hinterher stundenlang den Schwanz waschen.“
Noch mehr Gelächter.
Wieder ein „Karl“. Da gab's doch schon mal einen. Ach richtig, das war doch der Herr von den einen Kleinen. wie hieß sie doch gleich? Yvonne? Oder brachte ich jetzt schon alles durcheinander?
„He, du“, sprach mich nun dieser Karl direkt an, „hörst du? Meine Kumpel und ich, wir werden dir jetzt ein Kind in den Arsch ficken. Das kannst du dann ausscheissen. Hat dich deine Mutter auch auf die Welt geschissen, du kleine Ficknutte?“
Anfänglich war ich geschockt irgendwie, glaube ich, jedenfalls antwortete ich nicht gleich, wusste auch gar nicht, was ich darauf erwidern sollte. Was um alles in der Welt sagt man auf eine so unverhohlen brutale Frage? Sicher , eine Antwort wurde erwartet, wir Sklaven müssen immer auf Fragen antworten, die man uns stellt. Nur was eben? Eine falsche Antwort konnte unter Umständen sogar schlimmer sein als gar keine, so viel stand mal fest.
Während ich noch fieberhaft überlegte, bekam ich einen heftigen Schlag auf die Nase. Er tat so weh, dass mir das Wasser in die Augen schoss. Hoffentlich war alles noch heil.
„Los, red' schon, Prinzessin! Hat dich diese Hur, was deine Mutter ist, auf die Welt geschissen oder nicht?“
Allgemeines Gewieher aus zahlreichen Kehlen.
„Nein, Sir. Meine Mutter hat mich nicht auf die Welt geschissen, Sir!“
„Lauter, du Fotze! Wir verstehen dich nicht!“
Am liebsten wäre ich in der Erde versunken, so sehr schämte ich mich vor diesem ordinärem Gesell. Aber es half nichts, ich hatte keine andere Wahl, wollte ich meine Lage nicht noch unhaltbar verschlimmern.
„Nein, Sir, meine...meine...Mu... Mutter ha...hat mich nii..icht auf die..die...Welt geschissen“, erwiderte ich nunmehr lauter, aber nicht unbedingt verständlicher, weil ich doch tatsächlich zu heulen anfing und sich meine Worte in Schluchzern verhedderten.
Ich wollte noch was anfügen, so in die Richtung, wie sehr leid es mir täte, dass ich heulte und deswegen nicht richtig und respektvoll antworten könne, da empfing ich auch schon meinen ersten Schwanz. Was sich da vor meinem eingefetteten Loch tat, darauf hatte ich doch tatsächlich nicht mehr geachtet.
Mein Herz setzte buchstäblich ein oder zwei Schläge lang aus.
All die Auspeitschungen, die mir hier an diesem Ort des Schreckens und der Qual bisher so erbarmungslos verabreicht worden waren, waren ohne Zweifel schlimm gewesen. Sehr schlimm und teilweise nicht auszuhalten, daran erinnerte ich mich selbst jetzt.
Aber sie hatten sich auf meine Haut beschränkt, auch wenn die Schmerzen natürlich meinen ganzen Körper durchzuckt hatten, ja mein ganzes Sein- bis hinein in jene innersten seelischen Gefilde, wo die geistige Gesundheit wohnt und wo einen nur noch die gnädige Schwärze einer Ohnmacht davor bewahrt, den Verstand zu verlieren.
Aber das hier, das ging direkt hinein in mein Innerstes. Es war wie eine Pfählung, ich hatte das Gefühl, als ob mir mein ganzer Bauch zerfetzt und der Magen penetriert würde. So brutal war ich noch nie in meinem ganzen Leben vergewaltigt worden, es fühlte sich an wie die Explosion einer Handgranate direkt in meinem Unterleib.
Er stieß mir seine Lanze mindestens gleich bis zur Hälfte rein, das war ein solch vernichtender Schmerz, ich riss und zerrte an meinen Fesseln, bis mir die Handgelenke bluteten, ich merkte es gar nicht recht, ich glaube, wenn es möglich gewesen wäre, mir die Hände abzureißen, um diesem eisenhartem Fleisch zu entgehen, es wieder rauszubekommen aus meinem weichen Bauch, wegzukommen von ihm, meinem Vergewaltiger, ich hätte es ohne zu zögern getan. Aber das geht natürlich nicht, die sind schon ziemlich gut angewachsen, die Hände.
Er war aber noch nicht ganz drin, das merkte ich an dem erbarmungslosen Druck, mit dem er weiter in mir rumbohrte und schob und schob, dagegen war der vaginale Zwangsfick durch meinen ersten Herrn seinerzeit (Ihr erinnert Euch) der reinste Sonntagsspaziergang.
Es war die Hölle. Mein Magen verspannte sich bretthart, und mir wurde schlecht, so schlecht, während er sich auf mich legte, dass ich dachte, jetzt platzt mir die Hüfte, und IHN in einer letzten gewaltigen Anstrengung in mich reintrieb bis zum Schaft.
Er hat mir buchstäblich den Arsch aufgerissen, seitdem habe ich eine gewisse Abneigung gegen diese Redewendung, weil ich sie nicht mehr rein metaphorisch auffassen kann. Bereits er, und er war doch nur der erste von vielen, die dann noch kamen und ihr Gestänge in mir verlegten bis zum Geht- nicht- mehr, fickte mir die Scheisse aus dem Leib, und das dürft Ihr durchaus wörtlich so verstehen, wie ich es hier niederschreibe.
Als er sich nämlich endlich endlich aus mir zurück zog, da quoll es warm und stinkend aus mir raus und eine Hand kam und schmierte mir das Zeug in die Haare und das Gesicht und ich hörte was von: „Schönheit durch Schlammpackung“ und : „Deine Mutter hat dich DOCH auf die Welt geschissen“ und viel rauhes Gelächter aus Männerkehlen.
Dann kamen noch all die anderen und ich verlor, wie schon des öfteren hier, jegliches Zeitempfinden. Alle waren sie brutal, keiner darunter, der es mal zärtlich oder wenigstens weniger brutal gemacht hätte, es war furchtbar vom Anfang bis zum Ende; sie waren wie in einem Rausch, uns wehzutun,ich jaulte ab einem bestimmten Punkt nur noch wie ein Hundewelpen, so arg tat es weh und so wenig Kraft hatte ich nur noch und ich wünschte wirklich, ich wäre tot aber ich war es nicht und es ging weiter und weiter und weiter und hörte nicht auf.
Zwischendurch gab es natürlich mal kürzere Pausen, sogar für uns beide annähernd gleichzeitig, da die Herren sich immer wieder an mitgebrachten Getränken (wahrscheinlich Bier) labten, da war dann der Raum erfüllt von unserem Flehen und Schluchzen, und ich und die hinter mir bettelten mehr als einmal um Gnade und um ein Ende. Natürlich ohne jedes Resultat, es ging immer weiter.
Die hinter mir schrie übrigens so schrill und abgehackt oder jammerte so ansteigend: „Ei ei ei ei ei ei ei...“, wenn sie wieder einen reinbekam, und ich jaulte und fiepte.
Das war so die Begleitmusik zu dieser unfaßlich erbarmungslosen Vergewaltigung, und ich glaube, den Herren hat's gefallen, so angeregt (und standfest), wie sie waren.
Am Morgen haben uns wieder die beiden Schweigsamen erst gereinigt und gewaschen, dann losgebunden und mit so Pampershosen versorgt, wie für Babys, nur größer halt und für Erwachsene. Ich hab mich wieder geschämt wie sonstwas, aber weil so'ne klebrige Brühe hinten raus sickerte die ganze Zeit, habe ich sie angezogen und die Andere auch. Ihren Namen habe ich nie erfahren.
Bleibende Schäden habe ich in dem Sinne nicht zurückbehalten, obwohl ich jetzt öfters mal „Bremsspuren“ im Höschen habe gelegentlich, vor allen Dingen, wenn ich zuviel Kaffee getrunken habe. Sonst ist bei mir nichts zurückgeblieben, nach einer Woche habe ich die Pampers nicht mehr gebraucht, dann hätte es sicher auch nach und nach aufgehört mit dem : „Da kommt die Scheisshausliese.“
Aber dann kam ich ja weg, um wirklich gefoltert zu werden, und wenn Ihr Lust habt, dann lest es in den folgenden Kapiteln nach.
Kapitel 88
Ich war natürlich ziemlich fertig nach alledem.
Unbegreiflicherweise ließ man mich erst mal in Ruhe.
Ich schleppte mich in den Schlafsaal, nackt bis auf diese Pampers, von denen ich Euch schon berichtet habe, und von denen man mir gleich ein ganzes Paket ausgehändigte. Das nahm ich natürlich mit. Es war mir klar- ich würde es brauchen können.
Angetrocknete Scheiße klebte mir noch im Gesicht, von wo aus sie sich größtenteils Gottseidank natürlich bereits in großen Placken abgelöst hatte, und in den Haaren. Ich muss entsetzlich gestunken haben, eigentlich hätte ich mich zuerst duschen müssen, aber ich hatte keinerlei Kraft mehr dazu. Eine eigentümliche Mattigkeit, ja Gleichgültigkeit war über mich gekommen. Es war nur noch mein Verstand, der meinen Zustand registrierte und mir die einzig mögliche Abhilfe vorschlug (nämlich unter die Dusche zu gehen), mein Körper sagte etwas Anderes, er forderte sein Recht auf einen sofortigen und ungestörten Erschöpfungsschlaf ein; und diese seltsame Lähmung meines Willens, diese Missachtung der elementarsten Hygiene, die mir sonst völlig fremd gewesen wäre, machten es, dass ich mich einfach meinen Beinen überließ, die mich Richtung Schlafsaal schleppten. Schlafen, schlafen, schlafen, das war alles, was ich noch wollte, schlafen und nie mehr aufwachen, alle Gemeinheit, alle Erniedrigung und alle Qual hinter mir lassen und auch den Schmerz. Obwohl, den schleppte ich ja mit in Gestalt meines brennenden und stechenden und juckenden Arschlochs.
Dennoch schien mir, dass ich auch ihn überwinden könnte, sollte ich nur erst Schlaf finden.
Er schien mir wie ein süßes und geheimnisvolles Versprechen, der Schlaf, dem ich mich nur anheimzugeben brauchte, und alles, alles, die ganze Last meines Daseins, fiele ab von mir , um nie mehr wiederzukehren.
Im Schlafsaal befand sich niemand mehr.
Ich wusste zwar nicht genau, wie spät es war, ob bereits gegen Mittag oder noch recht früh am morgen, aber offenbar war es bereits nach dem Wecken.
Es war mir egal, ob ich mich nicht vielleicht besser bei jemand melden sollte, dem Zuchtmeister beispielsweise, um neue Befehle entgegenzunehmen. Oder ob es nicht ratsam sei, mich wenigstens dem Hofstehen der Neuen (es kamen ja ständig welche) anzuschließen. Es kümmerte mich auch nicht mehr, wo die Andere abgeblieben war oder wie es ihr ging. Schlafen. Mehr wollte ich nicht.
Ich wuchtete mich auf meine Pritsche, zog mir die Decke bis über beide Ohren und war sofort weg.
Wer nie so richtig müde war, körperlich, geistig und seelisch, hat keinen Begriff davon, wie wohltuend es ist, in den moorigen Tiefen einer totalen Erschöpfung zu versinken.
Das ist ein bißchen wie eine Ohnmacht, und doch verschieden. Man ist nicht einfach weg, sondern man versinkt wie ein Stein in der Schwärze, und die ist ganz weich und warm und lächelt einem so freundlich zu. Kapiert Ihr, was ich meine? Oder ist das jetzt zu durchgedreht? Schwärze, die einem zulächelt? Mir schien es jedenfalls in diesem Moment so zu sein und es erschien mir auch ganz natürlich.
Das letzte, was ich noch dachte, bevor die Tafel meines Bewusstseins für eine ganze Weile ausgewischt wurde, war: „Mama.“
Ich schlief lange, lange, wohl mehrere Stunden, denn als ich erwachte, standen bereits alle neben ihren Betten. Es war die Zeit des abendlichen Strammstehens.
So unauffällig als möglich ließ ich mich von meiner Lagerstatt gleiten und stand auch mit den Anderen.
Schweigen. Keine wagte sich zu rühren. Die Wachen schlenderten ziellos in den Gängen auf und ab, teilten hier einen Hieb mit dem Schlagstock aus, dort eine Ohrfeige. Sie hatten was von den scheinbar gelangweilt umherstreichenden großen Raubkatzen im Zoo, wo man doch recht froh ist, dass sich Gitter zwischen einem selbst und diesen Viechern befinden.
Nun- hier gab es jedenfalls keine Gitter und eine jede war sehr gut beraten, möglichst mit keinem Muskel zu zucken, zumindest nicht, wenn einer der Aufseher vorbeistrich. Oder sich auch nur in der Nähe befand. Und da das nicht immer mit der nötigen Gewissheit zu beurteilen ist, wenn man auch den Kopf besser nicht dreht, war es demzufolge das Allersicherste, man rührte sich überhaupt nicht, bis die Zeit des Strammstehens wieder vorüber war. Daran änderte für mich auch die Tatsache nichts, dass ich erbärmlich nach meinen eigenen Exkrementen stank, auch hätten meine Pampers dringend mal wieder gewechselt gehört.
Sollte ich jemals Zweifel daran gehegt haben, ob sich diese ungeheure Brutalität letzte Nacht tatsächlich abgespielt hatte, und im Augenblick des Erwachens war ich mir ganz kurz unsicher, ob das alles nicht nur ein wirrer Traum gewesen war, der Gestank, der mir in die Nase stieg, ließ keine derartigen Zweifel zu. Ich erinnerte mich nur allzu genau: nach der ersten Vergewaltigung hatte mir einer, der das wohl witzig fand, Scheiße ins Gesicht und in die Haare geschmiert. Scheiße!
Tja, und wie gesagt, die Hosen hatte ich auch gestrichen voll und wenn mein Schließmuskel nun vollständig hinüber Eimer sein sollte: oh je, das wäre ja eine böse Überraschung für meinen Herrn- wenn er mich solchermaßen unbrauchbar gemacht zurück erhielte, meine ich. Das fände er bestimmt nicht lustig, weil ich glaube, ich war bestimmt nicht ganz billig gewesen und im Grunde fühlte ich beinahe so etwas wie Genugtuung darüber . Er war es schließlich, der mich an diesen Ort geschickt hatte- so, nun hatte er den Salat.
Nur, gesetzt den Fall, ich wäre wirklich unbrauchbar geworden- was sollte dann aus mir werden?
Leider war es alles andere als unwahrscheinlich, anzunehmen, dass man ihm einen adäquaten Ersatz und ein erkleckliches „Schmerzensgeld“ anbieten würde, was natürlich in Wahrheit nichts Anderes wäre als ein Versuch, sich sein Schweigen zu erkaufen. Die Neue nimmt offiziell die Identität der Beschädigten an, und jeder ist glücklich. Der Herr, der sich über eine warme finanzielle Dusche freuen darf, die Sklavenschule, deren guter Ruf gewahrt bleibt, und die ahnungslosen Behörden, deren Aufgabe es wäre, solch illegales Treiben zu ahnden, sowieso. Nur die ursprüngliche Sklavin nicht- weil die ist überzählig in diesem Spiel und wird von daher kurzerhand umgebracht. Aber dann ist sie ja tot und es juckt sie auch nicht mehr, denke ich.
So was geht einfacher, als ihr jetzt vielleicht denkt: schließlich gibt es genug nicht registrierte Sklavinnen, die aus den Brutställen des Ostens stammen, und dort wird ja bekanntlich nicht immer mit einhundertprozentig koscheren Methoden gearbeitet. Irgendwo müssen beispielsweise die Mädels (und Jungs) für diese verbotenen Snuff- Videos ja herkommen, oder glaubt Ihr, die fallen vom Himmel?
Und so naiv, den Beteuerungen des Sir, nur „verurteilte Verbrecherinnen“ würden zu Tode gefoltert, Glauben zu schenken, war ich nun doch nicht mehr. ICH teile doch seit geraumer Zeit nicht mehr die Gesetzesgläubigkeit meiner Mutter!
Sicher- es gibt das Gesetz. Es gibt angeblich sogar welche, die sich daran halten. Mehr ist dazu aber wirklich nicht zu sagen, glaube ich. Oder wie seht ihr das?
Also sei es, wie es sei. Ich nahm mir jedenfalls vor, künftig den Arsch fest zusammenzukneifen, um ihn nicht vor der Zeit zusammenkneifen zu müssen. Und wie ich Euch ja schon verraten habe und wie Ihr auch der Tatsache entnehmen könnt, dass ich offenbar in der Lage bin, diese Zeilen zu schreiben- es ist ja alles gut ausgegangen für mich. Obwohl ja dann noch Zeiten auf mich zukamen, wo ich tot vielleicht besser dran gewesen wäre. Aber wer außer Gott (oder dem Teufel!) kann das schon beurteilen?
Natürlich hatte ich von nun an meinen Namen weg, bei den Aufsehern sowieso und auch bei den weniger wohlmeinenden unter meinen Leidensgenossinnen (und derer gab es ja einige, wie Ihr Euch erinnern werdet): „Kackliese“.
„Kackliese, mach dass du unter die Dusche kommst!“, so ein Aufseher, der in meine Nähe kam. „Und wechsle die Windel, du Stinktier, hörst du? Sonst mach ich dir Beine!“
Er verzichtete aber darauf, mir den Schlagstock „über die Rübe zu ziehen“, wie sie es sonst ja gerne und aus weit geringerem Anlass taten. Wahrscheinlich befürchtete er, ihn zu beschmutzen, und diese Furcht war ja nicht ganz unbegründet.
„Ja, Sir, sofort, Sir. Und entschuldigen Sie bitte, dass ich so eine Kackliese bin, Sir.“
Ich schnappte mir eine neue Pampershose und wollte schon dankbar losrennen, als auch dem Aufseher auffiel, dass ich sonst nichts trug.
„Halt! Wo sind deine Sachen?“, fragte er mich streng.
„Ich...ich weiß nicht, Sir“, stotterte ich. Mit gesenktem Haupt stand ich vor ihm und zitterte vor Angst. Keine Ahnung, hatte ich sie noch getragen, als ich in den Arschfick- Keller kam? Ich konnte mich nicht mehr entsinnen, nun waren sie jedenfalls weg und was nun mit mir passieren würde, das stand in den Sternen.
Er aber schien zu der gutmütigeren Sorte zu gehören, denn nach dem Duschen (was für eine Wohltat, nicht nur nicht stehen zu müssen, sondern auch noch duschen zu dürfen ohne jeden Zeitdruck!) durfte ich in die Kleiderkammer, mir neue Klamotten holen. Er gab mir noch nicht mal einen Eintrag in sein Strafbuch, nichts, gar nichts passierte mir deswegen, das war mir bei aller Erleichterung darüber fast schon unheimlich.
„So viel Milde ist doch nicht normal“, schoss es mir durch den Kopf.
Erst später, als ich mich auf den Rückweg machte, ging mir auf, dass sich noch etwas viel Unfasslicheres ereignet hatte: man hatte mich einfach schlafen lassen, obwohl dies eine totale Eigenmächtigkeit darstellte. Appell verschlafen, die Mahlzeiten, selbst die Befehlsausgabe, ich fühlte mich selbst wie eine todwürdige Verbrecherin, und auch undenkbar, dass es niemand bemerkt haben sollte.
Wenn jetzt der Sir gekommen wäre, um mir meine Überstellung ins Sklavengefängnis zu verkünden, ich hätte es verstanden.
Und doch geschah, zumindest vorerst- nichts!
Ich verstand die Welt nicht mehr!
Die in der Kleiderkammer, auch eine dieser Hausskavinnen, war ausnahmsweise keine von der stummen Sorte. Sie sprach zwar nicht gerade mit erhobener Stimme, aber sie sprach immerhin.
„So, so“, begrüßte sie mich nicht unfreundlich, „Klamotten verloren, sieh mal an. Na ja, bist nicht die Erste, sowas kommt immer wieder vor, mach dir keine Gedanken.“ Sie betrachtete mich prüfend, schätzte offenbar meine Konfektionsgröße ab. „Mal sehen, was wir für dich haben.“ Sie kramte ein wenig herum, und zog dann eines dieser Hauskleider von einer Keiderstange. „Das sollte passen. Hier, probier das mal!“
Sie reichte es mir über den Tresen.
„Danke...., aber sag mal, ist es nicht gefährlich für dich, wenn du mit mir sprichst? Ich meine, die anderen Haussklavinnen, die sind doch immer so....“ „Pah, die anderen...“, sie schnob verächtlich durch die Nase, „lass das mal meine Sorge sein.
Das Kleid passte perfekt, sie schien ein gutes Augenmaß zu haben.
„O.k. Mädchen. Gut siehst du aus. Brauchst du noch Unterwäsche? Gepampert bist du ja schon, wie ich sehe. Was war los? Ham sie dich in den Arsch gepimpert?“
Ich nickte beschämt: „Ja, also beides meine ich. Also Arschfick- Keller und Unterwäsche. Bitte.“
Wieder betrachtete sie mich sinnend. Aber diesmal nicht, um Maß zu nehmen. Vielmehr zeichnete sich Mitleid auf ihren Zügen ab. So kam es mir zumindest vor.
„So,so, im Arschfick- Keller warst du also. Na denn, prost Mahlzeit. Aber jetzt hast es ja hinter dir. Und das mir dem Pampers- keine Sorge, das wird schon wieder, o.k.?“
Sie lächelte mir aufmunternd zu.
Ich ergriff, was sie mir sonst noch aushändigte.
„Danke, danke, du bist echt freundlich“, schniefte ich, den mit einem Mal traten mir die Tränen in die Augen. Güte war ich einfach nicht mehr gewohnt.
„Ja, ja. Und jetzt mach, dass du rauskommst. Husch, husch!“ Und sie winkte mich hinaus.
Draußen schlich ich auf Zehenspitzen den Gang entlang. Ich war mutterseelenallein, und das war mir wieder unheimlich. In letzter Zeit war ich immer unter Menschen gewesen, hatte praktisch keinen Schritt ohne Überwachung tun können. Immer gab es irgendwelche Befehle, die ich befolgen musste. Und jetzt das- irgendwie kam ich mir vor wie die letzte Überlebende einer Katastrophe, wie gefangen in einem Vakuum, einem Zwischenzustand, der nicht lange andauern und nur in eine neue Katastrophe münden konnte. Alle meine Sinne waren aufs äußerste geschärft, ich denke, in einem Minenfeld hätte ich nicht angespannter sein können.
Nur- irgendwie sah das alles so anders aus, als ich es vom Herweg in Erinnerung hatte. Es gab keine Fenster. Der Weg schien auch ein Gefälle zu haben, das ich mir nicht recht erklären konnte, ein deutliches sogar, zumindest anfänglich. Verdammt, konnte es sein, dass ich irgendwo falsch abgebogen war? Oder trog mich meine Erinnerung doch? Das war doch nicht möglich, dass ich den Weg zurück nicht mehr fand, Kruzifix noch mal! Warum war ich auch nur so dusslig gewesen, nicht richtig achtzugeben?
So langsam geriet ich in Panik. Eine Sklavin, die da völlig unbeaufsichtigt herumirrte, das war sicher nicht vorgesehen im gesamten System. Das konnte unabsehbare Konsequenzen haben, so was.
Ich gestand mir ein, ich hatte mich verirrt. Gelegentlich gingen irgendwelche Seitengänge ab; zwei-, drei Mal nahm ich versuchsweise einen, weil ich hoffte, dadurch an einen Seitenausgang zu gelangen. Tat ich aber nicht. Also ging ich einfach weiter. Keine Ahnung, wo ich hinlief. Das waren möglicherweise Bereiche, in denen die Anwesenheit von Sklaven gar nicht vorgesehen war, also doch besser umkehren, und zwar schleunigst, befahl ich mir.
In diesem Augenblick bog wer um die Ecke- vor Schreck dauerte es eine Sekunde, bis ich sie erkannte- es war Lydia! (Die von der Gymnastikgruppe, Ihr erinnert Euch.)
Sie wäre fast in mich hineingeprallt, so eilig hatte sie es, und wirkte ebenso überrascht wie ich. Das aufdringliche Summen der Neonröhren, die diesen Bereich in ihr grelles Licht tauchten, machte offenbar taub für die Schritte sich annähernder Personen, anders war das nicht zu erklären.
„Anna, du?“
Ich nickte betreten. „Ich war in der Kleiderkammer, weißt du, und irgendwie habe ich den Weg verloren, wie's aussieht.“ Ich meine, was konnte ich schon anderes sagen? Die Wahrheit erschien mir so gut wie alles andere. Im Grunde verfluchte ich mein Geschick, weil dass dieses Biest mich ans Messer liefern würde, war ohnehin klar.
Seltsamerweise versetzte mich das fast augenblicklich in eine fast schon fatalistische Grundhaltung. Sollte geschehen, was geschehen musste, irgendwie ging mich das alles nichts mehr an....
Um Lydias Mund deutete sich der Hauch eines Lächelns an.
„Anna, du Unglücksrabe. So was wie du sollte echt nicht geboren werden, zumindest nicht als Sklavin!“ Womit sie mir aus dem Herzen sprach.
„Wo sind wir, Lydia? Was ist das für ein Labyrinth von Gängen hier?“
„Na, was denkst du? Das sind unterirdische Abkürzungsgänge, um in dem weitläufigen Gelände schneller von einem Punkt zum anderen zu gelangen. Vorausgesetzt, man kennt sich aus natürlich.“
„Bitte, Lydia“, ich fiel vor ihr auf die Knie(sicher ist sicher). „Sag mir, wie ich hier rauskomme. Und, bitte, bitte, meld mich nicht, ja?“
Sie überlegte: „Melden, das müsste ich dich allerdings! Sklavinnen, also normale, haben hier unten nichts zu suchen...“
„Bitte, Lydia, ich flehe dich an...“
„Ja, ja, Schnauze, keine Panik, du warst ja mal eine von uns. Lass mich nachdenken...“
In der einsetzende Stille vermeinte ich schwache Schreie zu vernehmen, schwache Schreie und entferntes Brüllen, klar, die ganze Maschinerie lief auf Hochtouren, eine jede befand sich auf ihrem vorbestimmten Platz, nur ich, ich gehörte momentan nicht dazu, war herausgefallen gewissermaßen. Dennoch schöpfte ich wieder schwache Hoffnung. So, wie Lydia sich hier benahm, kannte ich sie gar nicht. Ich meine, sie wirkte ganz und gar nicht unfreundlich, nicht wie das sadistische Luder, als das sie mir vertraut war.
Sie schien zu einem Entschluss gekommen zu sein.
„Es bringt nichts, wenn ich dir den Weg beschreibe, Anna. Zu kompliziert. Und das Risiko, einem Aufseher zu begegnen, ist auch da. Sag mal, bin ich die erste Person, der du hier unten begegnet bist? Hat dich sonst noch jemand gesehen vielleicht?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Sicher? Bist du dir da ganz sicher?“
„Ja. Ich schwör's!“
„Glück gehabt. Die schicken dich ins Sklavengefängnis, wenn sie dich hier unten erwischen, damit du's nur weißt“
Das hatte ich befürchtet. Wahrscheinlich waren das nicht nur Abkürzungsgänge, wahrscheinlich gab es hier tatsächlich ein paar Sachen, die nicht für die Augen gewöhnlicher Sklaven bestimmt waren....
„O.k., hör zu, Anna. Du kommst mit mir mit“, informierte sie mich kurz angebunden. „Wir sind beide im Auftrag des Zuchtmeisters unterwegs. Wenn wer fragt, dann rede nur ich, klar?“
„Ja, klar, und danke, vielen Dank....“
„Ja, ja, und jetzt halt endlich deine Sabbel. Sonst überleg ich mir's noch mal anders. Let's go.“
Sie ging zweifellos ein hohes Risiko ein für mich, so was nannte sich „Verschwörung zum Ungehorsam“, möglicherweise sogar „Konspiration“, lauter Dinge, die im Strafkodex unter den schlimmsten Vergehen stehen, und auch wenn Lydia ihn sicherlich nicht so gut kannte wie ich, so war sie doch alles andere als naiv oder gar blöd.
Im Weiterlaufen instruierte sie mich: „Hör zu. Mein, will sagen, unser Auftrag ist es, welche, die neu angekommen sind, in den Schlafraum zu führen. Wir sollen sie aber noch ein bißchen rund machen vorher, kapiert, und da musst du mir natürlich helfen, weil sonst sieht das nicht echt aus, wenn du nur blöd rumstehst.“
Das verstand ich.
„Ja, klar, Lydia, ich werd' so tun als ob.“
Sie hielt an, verdrehte die Augen.
„Verdammt, du sollst nicht so tun, als ob, du sollst mitmachen! Mit deiner Weichei- Tour reitest du uns nur beide rein, ist das so schwer zu verstehen?“
„Nein, nein, ich werd' schon mitmachen.“
„Ja, hoffentlich. Ich will nicht drankommen wegen dir, nur weil ich dir helf'“, stöhnte sie, offenbar genervt durch meine Begriffsstutzigkeit. „Und hoffentlich begegnen wir nicht dem Zuchtmeister, ich fürchte, DEM könnte ich deine Anwesenheit nur schwer erklären.“
Logo, von dem hatte sie ja den Auftrag!
„Und jetzt mach schon. Wir sind ohnehin spät dran.“
....
„Du, Lydia...“
„Du bist ja immer noch nicht still. Du sollst die Schnauze halten, hab ich gesagt!“
Aber die Frage bewegte mich doch zu sehr.
„Du, warum tust du das alles für mich?“
Sie lachte kurz auf.
„Warum ich dir helfe, willst du wissen? Weil einer muss es doch tun und dich Affenarsch retten.“
Ich machte mir Vorwürfe, sie so falsch eingeschätzt zu haben. Denn bestimmt wusste sie so gut wie ich, dass Hilfsbereitschaft im Weltbild des Zuchtmeisters nicht unbedingt eine schätzenswerte Eigenschaft darstellte, dass sie aufhören würde, sein kleiner Darling zu sein, wenn er sie auch nur in ihr vermutete.
Wir hasteten weiter. Lydia bewegte sich zielsicher und schien sich bestens auszukennen in diesem ganzen Gewirr.
„Lydia, sag mal....“
„Oh mein Gott, hast du eigentlich Quasselwasser getrunken oder was?“
„Ich will doch nur wissen, ob du eigentlich 'ne Haussklavin bist oder sowas.“
Sie schüttelte im Gehen den Kopf.
„Na ja, nee, eigentlich nicht. Als sie mich hier her brachten, da hab ich mitgekriegt, wie mein Herr zu ihnen gesagt hat, wenn sie mich totmachen, dann hätte er auch nichts dagegen. Tja, und sie haben mich ihm nie zurückgegeben seither, und das ist jetzt bald zwei Jahre her. Ich glaub', die ham ihm erzählt, was er hören wollte.“
„Oh mein Gott, Lydia, das ist ja schrecklich.“
Zum wiederholten Male in kurzer Zeit blieb Lydia stehen, um mir was zu erklären.
„Nee“, lachte sie, „gar nicht. Hier hab ich's doch gut. Ich führ' doch ein Super- Leben hier, seit der Zuchtmeister einen Narren gefressen hat an mir. Und mein richtiger Herr, der hat mich immer behandelt, als ob ich so'n Tier wäre oder sowas. Der hätt' mich früher oder später totgeschlagen, kannste glauben oder auch nicht.“
Ich glaubte es.
Durch eine Seitentüre verließen wir schließlich das Gängesystem, ohne jemandem begegnet zu sein, und gelangten in den Ankunftstrakt, in dem ich und meine Leidensgenossinnen vor einiger Zeit ja selbst angekommen waren (wie lange war das jetzt eigentlich her?), nur standen wir diesmal Gottlob auf der anderen Seite des „Empfangsraumes“, also da wo die Opfer dann rauskommen würden.
Ich fragte mich, was es dann noch „rundzumachen“ gäbe an ihnen, denn den durch die geschlossene Türe dringenden Geräuschen nach zu urteilen schien drinnen jene Prügelei im Gange zu sein, die ich zwar nicht mehr im Detail, dafür aber noch in sehr lebhafter Erinnerung habe und die für mich damals ja gleich auf die Krankenstation führte.
Lydia machte sich etwas andere Gedanken, wie es den Anschein hatte. Sie setzte einen dieser fashionablen kleinen Rucksäcke ab, wie er bevorzugt von jüngeren Großstadtbewohnern gerne getragen wird heutzutage, und begann darin herumzusuchen.
„Hmm, hmm, was haben wir da alles für dich? Du kannst sie ja schlecht mit Füßen treten die ganze Zeit.“
Sie brachte etwas zum Vorschein, was aussah wie ein Bündel weißer Plastikarmbänder.
„Kannst du dir denken, was das ist, Anna?“
„Ja, ich schätz' mal so Plastikhandfesseln, wie sie auch die Bereitschaftspolizei benutzt zum Beispiel.“
„Exakt! Hier, fang!“ Und warf sie mir zu. Etwas ratlos legte ich sie an der Mauer wieder ab.
„Und das auch!“
Ich erhielt noch so eine kleine Patrone, die sich als Chemical Maze entpuppte.
„Damit sprühst du ihnen ins Gesicht. Das gibt einen hübschen Effekt und du brauchst sie körperlich nicht so hart anzugehen. Das liegt dir ja nicht so. Fessle sie und sprüh sie ein und dann lass ich sie noch so'n bißchen über den Flur hüpfen. Wenn sie dann noch dazu in der Lage sind, selbstverständlich. Wenn nicht, dann machen wir sie noch ein wenig frisch und das war's dann.“
Sie trat heran an mich, reichte mir noch eine kleine Reitgerte.
„Hier. Die nimmste auch noch.“
„Danke.“
Das Jammern und Wehklagen aus dem Prügelraum zerrte ordentlich an meinen Nerven, und dazu noch dieses Wuschen und Klatschen und Zischen all dieser Schlaginstrumente, die auf einen hilflos gefesselten Frauenkörper niederfuhren. All das war mehr als vernehmlich, selbst durch die geschlossene Türe hindurch.
Lydia schien mir was anzumerken, jedenfalls wandte sie sich im Wegdrehen noch mal um.
„Is' was, Anna?“
„Nee, alles in Ordnung.“
Sie ließ sich auf den Boden sinken, saß mit an die Wand gelehntem Rücken da, tätschelte die freie Fläche neben sich.
„Komm, hock dich zu mir. Die da drinnen brauchen noch 'n bißle, glaub' ich.“ (Wir dürfen nicht vergessen, dass die Geschichte in Süddeutschland spielt, daher dieses authentische Zitat!) „Und reich mir meinen Rucksack bitte, sei so gut.“
Er enthielt, wie sich gleich herausstellte, neben ihrem „Arbeitsmaterial“ allerhand zum Schnabulieren, sie versorgte mich großzügig mit zwei Schokoriegeln.
„Hier, iss, Anna. Nervennahrung.“
Ich hatte aber keinen Appetit, die Aussicht auf das Kommende schlug mir doch aufs Gemüt.
„He, komm“, ich bekam einen kameradschaftlichen Stoß in die Rippen, „du sollst essen, hab ich gesagt.“
„Keinen Hunger.“
„Ach komm schon“, sie riss die Verpackung von einem der Riegel, drückte ihn mir in die Hand, „ich weiß schon, was dich bedrückt. Du willst nicht mitmachen, stimmt's? Is' aber halb so wild und das meiste mach doch ich. Sind auch nur zweie diesmal, Mutter und Tochter, glaube ich. Und du schuldest mir was, vergiss das nicht!“
Ich biss in den Riegel.
„Hmm, gut“, lobte ich, „aber, weißt du, also ich meine, versteh mich bitte nicht falsch, aber ich habe mir überlegt.....sie haben uns doch nichts getan, sind Sklavinnen wie wir, also könnten wir nicht einfach nur so tun, als ob....“
Lydia starrte mich entgeistert an.
„He, ich rette deinen Arsch, füttere dich, und das ist jetzt der Dank? Du willst mich total hängenlassen? Du spinnst doch! Du spinnst doch! Und ich Idiotin helf dir auch noch. Nie wieder helfe ich einer, wenn du mir jetzt nicht hilfst, das schwöre ich!“ Sie atmete schwer und wirkte sehr aufgebracht.
„Ja, aber, ich mein doch bloß, die verpfeifen uns schon nicht!“
„Anna! Wir werden Zuschauer haben, kapier doch! Wenn die da drinnen Pause machen oder fertig sind, dann schauen die uns zu, was wir hier abziehen. Die blicken das, wenn das nur Show ist. Der Zuchtmeister, der macht mich alle, wenn da einer Verdacht schöpft wegen dir, verdammt noch mal!“ Sie schlug mit dem Kopf rhythmisch gegen die hinter ihr befindliche Wand.
Ich wollte tröstend den Arm um sie legen, mit einer ärgerlichen Drehung des Oberkörpers vereitelte sie es.
„Also, was ist, Anna? Hilfst du mir jetzt oder nicht?“
„Doch, doch, ich helfe dir schon. Du hast mir geholfen. Da lass ich dich nicht im Stich.“
„Hand drauf?“
„Hand drauf!“
„So, und jetzt beeil dich ein bißchen mit dem Essen, weil allzu lange kann es nicht mehr dauern, dann müssen wir uns um die erste kümmern.“
„O.k.“
Sie baute mich aber vorsichtshalber noch ein wenig auf mit motivierenden Sprüchen.
„Und vergiss nicht: du kennst die da überhaupt nicht. Denen schuldest du nichts. Gar nichts! Und an deiner Stelle würden die das Gleiche mit dir machen, wenn sie nicht vollständig verblödet sind. Und überleg vielleicht mal, warum du nicht mehr Hilfsaufseherin bist und ich jetzt schon so lange Zeit. Vielleicht kommst du dann zur Abwechslung mal hinter was. Blöder Affenarsch! “
Das klang dann aber doch eher wieder freundschaftlich und ich bekam noch einen Knuff in die Rippen.
Die Tür öffnete sich und wir sprangen auf die Füße. Vorher stopfte Lydia aber noch rasch ihre Fressalien, die sie um sich herum ausgebreitet hatte, wieder zurück in den Rucksack. Ein paar Papierchen blieben aber liegen.
Einer dieser Brutalos, der höchstwahrscheinlich auch beteiligt gewesen war, als man mich in der Mangel gehabt hatte seinerzeit, erschien, er zerrte eine halb besinnungslose junge Frau am Arm grob in unsere Richtung.
Die war so ungefähr zwanzig, schätze ich mal, und auch jetzt noch sehr schön, da sie von teils blutenden Striemen förmlich übersät war. Von zierlicher Figur, aber mit den Rundungen an den richtigen Stellen und großen, wohlgeformten Titten. Honigfarbener Teint, langes Blondhaar, das so wirkte, als sei es bis vor kurzem noch sehr gepflegt gewesen. Nun hing es natürlich wirr an ihrem Kopf hinunter. Ihr jetzt schmerz- und angstverzerrtes Gesicht sah aus, als ob sie sonst gern lachte. Aus weit aufgerissenen Augen starrte sie verständnislos auf Lydia und mich.
Klar- sie stand unter Schock oder sowas. Wie gut konnte ich ihr das nachfühlen!
„Los, komm schon, du Ziege!“
Da sie aber taumelte und sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte, blieb dem Typ erst mal nichts anderes übrig, als sie an der Wand zu Boden gleiten zu lassen.
„Verdammte Kacke!“, fluchte er, während er sie halbwegs schonend absetzte. So- da saß sie erst mal in so halbschräger Position wie eine Marionette, bei der man die Fäden durchgeschnitten hat. Er beäugte sie noch kritisch, ob sie nicht doch völlig umkippte, was aber nicht der Fall war.
Zufrieden richtete er sich auf, kam zu uns rüber.
„Die wird schon wieder munter. Munter für dich, Lydia. Dann erklärst du ihr mal ein bißchen den Hotelbetrieb hier, sei so gut, ja?“
Bei seinem Näherkommen war ich unwillkürlich einen Schritt zurückgewichen. Er war möglich, dass er mich erkannte. Von meiner Zeit als Hilfsaufseherin her. Sein Gesicht konnte ich jetzt zwar nicht einordnen, möglicherweise haben sie für die „Eingangszeremonie“ auch Extra- Leute, freie Mitarbeiter oder so was, was weiß ich. Aber ich hatte jedenfalls eine Heidenangst vor ihm und hätte mich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen, das dürft Ihr mir glauben.
Aber das war natürlich ganz unmöglich.
„Wen haben wir denn da, Lydia?“, er wies auf mich.
„Ach, die haben sie mir mitgeben.“
„Als so'ne Art Praktikantin, oder was?“
„Ja, so ähnlich. Soll ein vielversprechendes neues Talent sein, hab' ich gehört.“
„So, hast du gehört? Von wem denn?“
Es war klar, dass irgend etwas sein Misstrauen erregt hatte. Möglicherweise mein unwillkürliches Zurückweichen. Hoffentlich behielt Lydia einen kühlen Kopf. Es durfte nicht zu irgendwelchen Nachprüfungen kommen, das stand fest. Dann wären wir beide geliefert.
„Von wem? Von ihr selbst.“
„Aha, von ihr selbst also?“
„Ja, sie mag meinen Stil. Sagt sie.“
„So, sagt sie also. Du da, herkommen!“ Er winkte mich zu sich.
Zwischenzeitlich hatte ich mir auch so eine Art Plan zurechtgelegt. Direkt hinter mir, an der Wand, lagen noch immer die Plastikfesseln und die Patrone mit dem Chemical Maze auf dem Boden, so, wie ich sie abgelegt hatte.
Also bückte ich mich, statt seiner Aufforderung unverzüglich nachzukommen, und hob die Teile auf, als sei das von vornherein meine Absicht gewesen.
Dann stand ich vor ihm.
„Hier...“, grinste ich, so breit ich konnte, und ich hoffte, dass es wie ein freches Grinsen aussah, oder wenigstens wie ein zuversichtliches, „...wäre wohl nicht gut, wenn sie das hätte greifen können.“
Ratsch, donnerte er mir dermaßen eine rein, dass ich die sprichwörtlichen Sternchen sah.
„Du, du hältst die Fresse, bis du gefragt wirst, verstanden. Und sag „Sir“ zu mir. Du bist nicht Lydia.“
„Ja, Sir. Verzeihung, Sir.“ Ich hoffte, es klang nicht allzu kläglich, denn mir war zum Heulen zumute nach diesem Schlag. Meine Nerven lagen immer noch blank, und außerdem hatte ich „es“ durch die Wucht des Schlages nicht mehr halten können und mir buchstäblich in die Hose geschissen. Mein Kackloch war ja immer noch ganz ausgeleiert. Gottseidank war es wenigstens keine so große Menge. Ich hatte nicht den Eindruck, als liefe es die Beine hinab, die Pampers hielt es wohl noch.
„Also- sprich: was hast du so auf der Pfanne?“
„Wie..., wie meinen Sie, Sir?“, stotterte ich. Ich kapierte nicht gleich, worauf er wohl hinaus wollte.
„Mein Gott, du machst es zu kompliziert“, mischte sich da Lydia in die Debatte, in einem Ton, als langweile sie das alles einfach zu Tode. „Hör zu“, fuhr sie fort, „du hast es vielleicht auch schon gemerkt- sie ist nicht die Hellste. Nur so'n kleines Sado- Dreckschwein, aber dumm wie Bohnenstroh. Nicht übelnehmen, Anna, aber so isses halt.“ Und sie klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter.
Der Typ entkrampfte sich etwas, jedenfalls begann er zu lächeln.
„O.k, o.k., wenn du nur halb so gut bist, wie Lydia offensichtlich denkt, dann muss es ja das reinste Vergnügen sein, dir bei der Arbeit zuzuschauen. Sorry, dass ich dir eine reingehauen hab'. Ist mir so rausgerutscht.“
„Kein Problem. Das kommt in den besten Familien vor“, flachste ich und ließ das „Sir“ bewusst weg. Ich wollte selbstbewusst scheinen, als eine, die sich bereits als zugehörig akzeptiert weiß. Es schien ihn nicht mehr zu stören.
„Was hast'n da?“, wollte er wissen. Ich zeigte es ihm.
„Ah, da guck her. Chemische Kriegsführung. Wieviele Juden hast'n schon vergast?“
„Weiß nicht. Ich schneid' ihnen nicht die Schwänze ab hinterher.“
„Sollteste aber. Machen sich gut, so als Trophäe.“
„Jau. Werd's mir merken.“
„Gut, Anna. So heißt du doch?“ Ich nickte. „Theorieprüfung bestanden. Nun zum praktischen Teil. Da drüben liegt 'ne Judensau.“ Geste auf die junge Frau, die gerade begann, sich aufzurappeln. „Vergas' sie!“
Für mich bestand kein Zweifel- sein Misstrauen würde jederzeit wieder aufflackern, sollte mein Verhalten, sprich: ein Mangel an Einsatzfreude, dazu Anlass geben. Bisher hatte mich nur Lydias Fürsprache gerettet und ihre kaltschnäuzige Art, auch in einer nicht ungefährlichen Situation für uns beide gelassen, ja souverän aufzutreten. Insgeheim begann ich sie zu bewundern, zumal sie ja ohne mich, vielmehr ohne ihre Bereitschaft, mir beizustehen, gar nicht erst hineingekommen wäre in diese Bredouille.
Nun lag es an mir. Entschlossenen Schrittes, die Lippen fest zusammengekniffen, ging ich rüber zu der jungen Frau, im Herzen stählerne Entschlossenheit, zu vergessen, dass sie meine Mitsklavin war, meine Leidensgenossin. Getreu Lydias Worten: „Du schuldest mir was!“ Und: „Denen schuldest du nichts. Gar nichts!“
Die schien bei meiner Annäherung einen nicht gelinden Schreck zu kriegen, jedenfalls ließ sie sich gleich wieder auf die Knie sinken, insgesamt war sie nicht länger als vielleicht zwei oder drei Sekunden aufrecht gestanden.
Ich lachte unwillkürlich auf- DEN Trick kannte ich, den hatte mir ja schon Mama beigebracht! Wer kniet, bekundet nicht nur Demut, sondern ist überdies vorerst mal außerhalb der Reichweite der Hände seines Gegenübers.
„Hoch mit dir, du Schlampe! Aber sofort!“
Bei diesen Worten trat ich ihr in den Bauch, wobei sich mein schlechtes Gewissen in Grenzen hielt, denn ich war noch immer barfuß. Irgendwie hatte sowohl die in der Kleiderkammer als auch ich es verabsäumt, einen Gedanken an meine Füße zu verschwenden, und so lief ich genauso barfüßig wieder hinaus, wie ich hineingekommen war. Seltsam, dass mir das zu keinem Zeitpunkt zu Bewusstsein kam, bis eben jetzt, wo ich mit Erleichterung registrierte, keine Stiefel zu tragen. Ich machte mir gedanklich eine Notiz, als erstes nach diesem Zwischenspiel hier noch mal die Kleiderkammer aufzusuchen, weil die gaben selbstverständlich auch das Schuhwerk aus. (Das galt es freilich erstmal zu überstehen, dieses Zwischenspiel, ins Sklavengefängnis würden die mir wohl kaum niegel- nagelneue Stiefelchen mitgeben.)
„Bitte! Ich tue alles, was ihr verlangt. Alles! Aber nicht mehr schlagen, bitte, nicht mehr schlagen!“
Weiß der Teufel, selbst in ihrem Zustand checkte sie es, dass Lydia und ich nur Sklavinnen waren, sonst hätte sie uns doch nicht geduzt. Oder stand sie einfach zu sehr unter Schock, um sich noch kontrolliert auszudrücken?
Was nun? Sie dachte offenbar gar nicht daran, meiner Aufforderung Folge zu leisten und kniete immer noch.
Lydia rettete mich aus meiner Verlegenheit. Wie ein Wirbelwind sauste sie heran und zog der Armen ihren Gummiknüppel über den Kopf, dass es nur so krachte. Blut schoss ihr aus der Nase. Ich konnte nur hoffen, dass Lydia den Schlag richtig dosiert hatte, im Grunde ging ich davon aus, weil genug Erfahrung besaß sie ja weiß Gott.
„Hast du nicht gehört?“, gellte sie. „Aufstehen! Wird’s bald?“
Ich glaub, die Gute stand wirklich unter Schock, denn sie tat nichts anderes, als uns beide Arme flehentlich entgegenzurecken. An denen ergriffen Lydia und ich sie in wortlosem Einverständnis und zogen sie hoch auf ihre Füße.
Zack, rammte ihr Lydia den Schlagstock in den Magen. Sie klappte vornüber wie ein Taschenmesser und wir mussten sie zirka eine Minute lang unter beiden Achseln festhalten, indes sie würgte und nach Luft rang, sonst wäre sie uns wieder zu Boden gesunken. Gottseidank kotzte sie nicht, das hätte uns gerade noch gefehlt! Sobald wir merkten, dass sie sich von sich aus wieder aufrichten wollte, ließen wir sie los und bugsierten sie gegen die Wand, weil sie uns doch sehr wacklig vorkam.
Sie starrte uns an aus glasigen Augen und brabbelte unartikuliert vor sich hin, während ihr das Blut aus der Nase tropfte, auf dem Boden hatte sich eine veritable Pfütze davon angesammelt, während sie damit beschäftigt gewesen war, mit dem Hieb in den Magen fertigzuwerden.
Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, wie der Wärter (oder wie man ihn sonst bezeichnen soll) mit verschränkten Armen an der Wand lehnte und grinsend die ganze Szene verfolgte. Mein Auftritt war also relativ überzeugend bisher, wenn ich mir auch im Klaren darüber war, dass er ohne das beherzte Eingreifen Lydias weitaus weniger hergemacht hätte.
Nun galt es, endlich mal auch von meiner Seite aus einen gewissen Schwung in die Sache zu bringen, sonst raffte der Typ es am Ende doch noch, dass Lydia die ganze Zeit die Feuerwehr spielte, um mein unentschlossenes und halbherziges Auftreten zu bemänteln.
Blondchen, so nannte ich sie für mich nur noch, war zwischenzeitlich dabei, ihre Arme schützend vor's Gesicht zu heben, wenn auch mit schneckenhafter Langsamkeit. Sie bewegte sich wie ein Taucher unter Wasser.
Flugs riss ich sie ihr wieder runter: „Lass das, du Nutte!“, schrie ich und knallte ihr ein paar Ohrfeigen ins Gesicht. Und obwohl es mich störte, dass dabei was von ihrem Blut rumspritzte, denn ich schlug mit voller Kraft zu, links, rechts, links, rechts, und dann noch die Faust voll in die Fresse, war es doch ein gutes, befreiendes Gefühl.
Ich, die ich selber so unzählig viele kassiert hatte im Laufe meines Lebens, angefangen bei meinem ersten Herrn, der mich ja schon als kleines Mädchen auf diese Weise gezüchtigt hatte, teilte auf einmal welche aus! Ich verspürte wieder diese Wärme im Unterbauch und merkte, wie meine Säfte anfingen zu fließen, Ihr wisst schon wo und welche Art von Säften.
Und obwohl mir so gewisse Begleitumstände immer noch zu Bewusstsein kamen, war es wie ein Rausch. Es begann, Spaß zu machen.
„Bitte, bitte, du musst mich doch nicht....“, krack, noch eine. Ich landete erneut einen vollen Treffer in ihre Fresse. Ihr Kopf schlug heftig gegen die Wand und es lief noch mehr Blut aus ihrer Nase.
„He, he,...“ mahnte Lydia halblaut, „Vorsicht, Anna! Mach halblang.“ Offenbar befürchtete sie, Blondchen könnte zu viel bekommen und uns wegsacken. Sowas wäre natürlich ein klarer Kunstfehler und sollte mir besser nicht unterlaufen, schon gar nicht unter den kritischen Augen eines Fachmannes, der nach wie vor an der Wand lehnte und das Geschehen aufmerksam beäugte, wie ich mich mit einem raschen Seitenblick vergewisserte.
Also riss ich Blondchens Kopf, den sie eben wieder sinken lassen wollte, mit einem raschen Griff in ihre Haare wieder hoch. Aus Erfahrung wusste ich sehr gut, wie wach einen das wieder macht. Ich hätte ihr auch noch gerne gegen das Schienbein getreten, das wirkt ja auch sehr belebend, in letzter Sekunde fiel mir gerade noch ein, dass das barfuß wohl eher lächerlich gewirkt hätte und überdies mit dem Risiko verbunden gewesen wäre, mir selbst an den Zehen wehzutun.
„Steh gerade, du Schlampe!“
„Ja..a..a...“, heulte sie und begann, nachgerade unappetitlich auszusehen im Gesicht, Tränen und Blut, das vermengt sich rasch zu einer widerlichen Pampe.
„Und sag gefälligst „Sie“ zu uns, du Fotze!“
Sie bemühte sich tatsächlich, so was wie Haltung anzunehmen.
„Ja..a..a, Herrin“, stotterte sie, „bi..tte ver...verzeihen Sie...“
Was sollte das nun wieder. „Herrin“, das ging entschieden zu weit, wollte sie mich verarschen?
Ich wollte ihr eben wieder eine reindonnern, was anderes fiel mir momentan nicht ein, hatte schon den Arm zum Schlag erhoben, als ich mit einem Mal einen Griff um mein Handgelenk verspürte. Lydia!
„Tss, tss, Annalein. Nicht so hastig. Du bist zu impulsiv.“
„Lass sie doch“, lachte der Typ an der Wand, „wenn's ihr Freude macht !“
„Wo hast du die Handfesseln?“, wisperte Lydia.
„Hää?“
„Diese Plastikdinger, du weißt schon. Wo hast du sie hin?“ Ein gewisses Flehen in ihrer Stimme war unverkennbar, natürlich war auch sie sich dessen mehr als bewusst, dass wir unter genauer Beobachtung standen.
„Ach so!“
Ja, wo waren sie nur? Gerade hatte ich sie noch in der Hand gehalten, zusammen mit dem Chemical Maze, nur- in der Hand hielt ich sie nicht mehr und abgelegt hatte ich sie doch auch nicht. Vor Aufregung geriet ich ins Schwitzen.
„In deiner Tasche. Du hast sie in deine Tasche gesteckt“, half mir der Typ. Er hatte offenbar gute Ohren!
Was für eine Tasche, ich hatte doch gar keine Tasche..., ach ja, der Kittel hatte doch so aufgenähte Taschen. Ich griff hinein und zog sie erleichtert hervor. Wie kam es nur, dass ich mich so gar nicht mehr daran erinnern konnte, wie ich sie hineingeschoben hatte? Das machte mir Sorgen so langsam, diese Ausfallerscheinungen
„Hier, Lydia, hier sind sie ja...“
„Ja, mach hinne, los!“ Und sie versetzte mir mit den Knöcheln einen ungeduldigen Schlag gegen die Schläfe. Verdammt, tat das weh!
Ich fummelte an den Plastikdingern rum. Es musste doch möglich sein, sie auseinander zu bekommen.
„Lass mal, ich helfe dir.“ Der Typ war hinzugetreten. Er sprach jetzt eigentlich ganz freundlich. „Na, nun gib sie mir schon. Ich glaube, du bist etwas nervös. Doch nicht etwas wegen mir? Das brauchst du nicht sein. Ich finde, du machst es recht gut, und sonst hätte Lydia dich doch auch nicht als ihre Junior- Partnerin akzeptiert. Als entspann dich und mach einfach wie immer.“
„O.k.“, nickte ich. Seine Ansprache hatte mir doch tatsächlich einen Gutteil meines schwindenden Selbstbewusstseins zurückgegeben und ich wurde sofort ruhiger.
„Hier!“ er reichte mir eines dieser Bänder. „Schau, du musst das eine Ende durch diese Schlaufe hier durchziehen und dann, wenn es fest genug ist, ziehst du es energisch nach oben, dann ist es arretiert und man kriegt sie nur noch mit einer Kneifzange auf, o.k.?“
„Ja, o.k., und danke.“
„Keine Ursache. Ich bin auch in meinem Judo- Club in der Nachwuchsförderung.“
Lydia lachte.
„Los mach schon, du Jüdin!“ Damit meinte sie mich.
„Judoka. Es heißt „Judoka“, ja? Anna ist doch keine Jüdin, will ich hoffen“, meinte der Typ, leicht tadelnd. Wir beeilten uns, ihm zu versichern, dass dem nicht so wäre.
„Sie ist 'ne rassereine Sklavin mit 'nem Stammbaum bis zur Leibhure von Karl dem Großen zurück“, ging Lydia auf seinen scherzenden Ton ein.
„Ja, könnte stimmen, aus einer Dynastie von exzellenten Bläserinnnen, hab ich flüstern gehört...“
Wie lange war es her, dass man mich dermaßen gelobt und in den Himmel gehoben hatte? Nun konnte nichts mehr schiefgehen, das spürte ich.
„Kannst es ja ausprobieren nachher“, stellte ich ihm in Aussicht.
„Da werd' ich wohl darauf zurückkommen.“ Mit diesen Worten rammte er Blondchen unvermittelt seinen Ellenbogen in die Rippen. Man konnte es richtig knacken hören.
„Umdrehen, du Drecksau. Und Hände hinter den Rücken, dalli, dalli!“
Sie stand ganz schief und krumm und gab ein langanhaltendes Stöhnen von sich, während sie sich mit beiden Händen die Seite hielt. Vorsicht und zentimeterweise führte sie den Befehl aus, es war unverkennbar, dass die Aktion des Aufsehers ihr große Schmerzen verursacht hatte.
Sobald sie in Position stand, bog ihr Lydia die Arme gewaltsam nach hinten, bis ihre Handgelenke über Kreuz lagen, da sie freiwillig nicht aufhören wollte, sich die wehe Stelle zu pressen.
„Los, Anna, schnell!“
Ruhig legte ich die Fessel um ihre Handgelenke, zog das eine Ende durch die Lasche, ganz so, wie es mich der Aufseher gelehrt hatte. Richtig routiniert sah das aus, fand ich.
„Nicht mehr wehtun, bitte, bitte, hört doch auf...“, heulte Blondchen.
„Aber gewiss doch, Schätzchen“, so Lydia mit sarkastischem Unterton, „es geht nicht mehr lange und dann darfst du ohnmächtig werden.“
„Nur Mut! Halte durch!“ Der Typ wieder. Auch er schien sich glänzend zu amüsieren.
Erbarmungslos riss ich die Handfesseln zusammen, bis sie tief ins Fleisch einschnitten und die Hände unseres Opfers augenblicklich ganz dunkelblau anliefen, begleitet von einem schrillen Aufheulen. Und- ratsch, nach oben. Nun war das Band arretiert.
„Aua, aua, aua....“, jammerte Blondchen in einem hohen Falsett, „bitte, bitte, bitte,....“ Mehr brachte sie wohl nicht mehr heraus, sie wand sich wie in Krämpfen.
Typ kickte ihr die Beine weg, mit einem Krachen landete sie auf dem Fußboden.
„Auf sie mit Gebrüll!“ Lydia reichte mir erneut die Reitpeitsche. die war ja da liegen geblieben, wo ich sie ursprünglich abgelegt hatte. „Erlösen wir sie von ihren Schmerzen, Anna!“ Sie selbst hielt ein Bambustöckchen in der Hand. Das hatte so was Kolonialoffiziermäßiges und sah wirklich schick aus.
Ich kann nicht sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch Mitleid mit unserem Opfer gehabt hätte. Es gab nur noch eine Empfindung, ein geradezu orgiastisches Glücksgefühl, das keinen Raum mehr ließ für andere Empfindungen.
Jetzt, im Nachhinein, bin ich mir natürlich darüber im Klaren, dass ich mich an jenem Tag schuldig gemacht habe. Ich bin schuldig geworden in einem Ausmaß, das ich vorher nie für möglich gehalten hätte und an einem Menschen, den ich überhaupt nicht kannte und der mir nie was getan hatte.
Während von drinnen, aus dem Prügelzimmer, das Schmerzensgebrüll der Mutter dieses Mädchens drang, denn dort ging die „Aufnahmeprozedur“ zwischenzeitlich natürlich weiter, wurde vollzogen an der Anderen, und diesmal waren es ja nur zwei, wie Lydia gesagt hatte, Mutter und Tochter.
Wir, Lydia und ich, hieben wie besinnungslos auf die am Boden Liegende ein, derweil der Aufseher daneben stand und sich vor Lachen die Seiten hielt.
„Prügel halten frisch und kregel“, stieß er ein um das andere Mal wiehernd hervor, das ist meines Wissens von Wilhelm Busch, ich entsinne mich aber nicht mehr, aus welcher Geschichte oder Episode.
Erst versuchte sie noch, auszuweichen, wand sich hin und her, rief auch immer wieder schwach: „Gnade, Gnade!“ Dann rührte sie sich irgendwann nicht mehr, gab auch keine Schmerzensäußerungen mehr von sich. Genauso gut hätten wir auf eine Schweinehälfte aus dem Schlachthaus einhauen können, deswegen ließen wir es sein, erst Lydia, dann ich.
Da lag sie, mit halboffenem Mund, und sah echt aus wie eine, die gerade überfahren worden ist. Eine Übelkeit kam über mich und ich musste mich setzen. Der Rausch war verflogen- was in aller Welt hatten wir da angerichtet?
„Gute Arbeit, Mädels!“ Aus der Stimme des Aufsehers klang echte Hochachtung. „Aber überanstreng dich nicht, Anna. Ruh dich ein wenig aus, du hast es verdient. Das sah ja echt so aus, als ob du sie totschlagen wolltest. Guter Stunt, auch wenn wir sie ja eigentlich vergasen wollten.“
Ach richtig, das Chemical Maze. Na, wenigstens das war ihr erspart geblieben....
Ich robbte rüber zu unserem Opfer, durch Pfützen und Schlieren von Blut, es war mir egal, im Herzen die bange Frage, ob wir sie am Ende nicht doch umgebracht hätten.
„Bitte, lieber Gott, mach, dass sie nur ohnmächtig ist. Mach, dass es ihr bald wieder gut geht“, so mein lautloses Stoßgebet, das ich verzweifelt gen Himmel sandte.
Zu meiner Erleichterung sah ich, dass sie atmete, ein Bein zuckte immer wieder schwach. Gottseidank. Als Mörderin hätte ich nicht weiterleben können. Dann hätte ich mich echt umgebracht, das weiß ich.
„Iiiih, Anna, du Ferkel“, meldete sich da Lydia zu Wort. „Wir sind hier doch nicht bei den Hottentotten. Du musst doch nicht in ihrem Blut baden. Du überraschst mich immer wieder, du bist echt die Härteste!“, lachte sie.
„Perverses Schwein“, schob der Aufseher noch hinterher, und auch das klang nicht im Geringsten abwertend, ganz im Gegenteil.
Ich ging nicht darauf ein.
„Gib mir eine Zange“, befahl ich Lydia.
„Wie? Was willst du haben?“
„Eine Zange. Gib mir eine Kneifzange, du Dussel. Ich will die Handfessel durchknipsen. Sonst nimmt sie noch einen Schaden und kann ihre Hände nicht mehr gebrauchen. Wir müssen sie losmachen. Du hast doch sicher auch eine Zange bei deinem Equipment dabei, oder nicht?“
„Ja schon, aber die muss ich erst noch suchen, sie spürt doch sowieso nichts mehr, wollen wir nicht warten, bis...“
„Lydia, Anna hat recht. Das kann echt 'ne Schadensersatzklage von ihrem Herrn nach sich ziehen, wenn wir sie nicht gleich losmachen“, ergriff der Aufseher meine Partei.
Wortlos wandte sich Lydia ihrem Rucksack zu, wühlte eine zeitlang darin herum und überreichte mir schließlich das Gewünschte.
„Hier. Und sei vorsichtig. Du kannst sie leicht verletzen damit, o.k.?“
„Ich werd' schon acht geben.“
Kapitel 92
Dann waren wir wieder uns selbst überlassen, Lydia und ich.
Der Aufseher hatte sich wieder „davon gemacht“ ins Prügelzimmer, nachdem ich es ihm noch wie versprochen und sehr zu seiner Zufriedenheit mit dem Mund besorgt hatte, um den Rest des „Durchwalkens“ nicht zu verpassen, wie er sich ausdrückte. Sie mussten sie barbarisch prügeln, ihrem Gebrüll nach zu urteilen, das man während des kurzen Öffnens der Türe in voller Lautstärke vernehmen konnte. Es war aber auch sonst nicht zu überhören, nur brandete es diesmal nur noch gegen meine Ohren und nicht mehr gegen meine Seele.
Von einer tiefen Gleichgültigkeit ergriffen saß ich da.
Blondchen war wieder etwas zu sich gekommen und gegen die Wand gekrochen, wo sie nun lag und uns den Rücken zukehrte. Sie stöhnte gelegentlich, murmelte zwischendurch Unverständliches, immer wieder jagten Schauder durch ihren Körper. Wir ließen sie in Ruhe und beachteten sie nicht weiter.
Lydia ließ sich neben mich auf den Boden fallen. Kramte in ihrem unvermeidlichen Rucksack, derweil sie ein Liedchen summte. Produzierte schließlich zwei belegte Brote, sorgfältig in Butterbrotpapier eingewickelt.
„Was magst du lieber, Anna? Ich hab hier eines mit Salami und eines mit Leberwurst.“
„Mir egal. Ich will nichts.“
Lydia schaute mich an, echte Besorgnis im Blick.
„Anna, geht’s dir auch gut?“
„Ja, mir geht’s gut. Aber lass mich einfach in Ruhe, ja? Bitte.“
Lydia dachte nach. Auf ihrer Stirn bildete sich eine steile Falte.
„Nein, dir geht's nicht gut. Dir geht's sogar überhaupt nicht gut“, entschied sie schließlich.
„Na, wenn schon. Mein Problem“, brummte ich.
„Nein, Anna, nein, so geht das nicht. Ich weiß, du fühlst dich echt beschissen jetzt. Das ist o.k. Aber bitte, bitte....“, sie rüttelte mich an den Schultern, „...bitte, du musst jetzt durchhalten, sonst...“
„Was, sonst?“, unterbrach ich sie. Mir war alles so egal. Warum war sie nicht endlich ruhig?
„Anna!“ Ihre Tonlage war jetzt nahezu hysterisch. „Anna! So hör mir doch zu! Die tun uns ins Sklavengefängnis. Bitte, du musst jetzt stark sein. Ich will nicht sterben, ich will nicht!“
Das Unfaßliche geschah. Lydia vergrub ihr Gesicht in den Händen und begann jämmerlich zu schluchzen. Das war keine Show. Zu viel Angst und zuviel Schmerz lag darin, sie klang wie ein Tier, das weiß, dass es in einer Falle steckt und keine andere Wahl hat, als auf den Fallensteller zu warten.
„He“, ich stieß sie sacht in die Rippen, „du wirst doch nicht flennen, bloß weil ich Salami lieber mag als Leberwurst. Aber wenn dir so viel daran liegt, kannst du natürlich auch das Salamibrot haben.“
Kapitel 92
Lydia wickelte die Brote aus, zog schniefend Nasensekret hoch.
„Du bist schon 'n blöder Affenarsch“, sprach sie kopfschüttelnd vor sich hin, „weißt du das? Mir einfach das Salamibrot wegessen. Ich hasse Leberwurst. Hier, nimm!“ Und sie reichte mir das Salamibrot rüber.
„Nein, lass, du kannst es gerne haben, ich esse auch gerne...
„Nimm, Affenarsch, nimm es. Ich habe es auch ganz bestimmt nicht vergiftet, o.k.?“
Wir verspeisten unsere Brote und mir kam zu Bewusstsein, dass ich einen richtigen Bärenhunger hatte.
„Hm, gut“, meinte ich.
„Ja“, pflichtete mir Lydia bei, „wenn man Hunger hat, schmeckt sogar Leberwurst“, und ein genießerisches Lächeln spielte um ihre Lippen.
Dann wurde sie wieder ernst: „Weißt du, Anna, es ist wichtig, dass man sich unmittelbar danach was gönnt, sich ablenkt. Oder glaubst du, es macht mir immer Freude? Glaubst du, es geht mir immer gut damit?“
„Hab dich nicht so. Du machst es doch ganz gern.“
„O.k., ja, stimmt, im Prinzip macht es mir oft auch Spaß. Ich weiß auch nicht...“, sie zuckte mit den Schultern, seufzte tief, „ich glaub, ich bin pervers oder sowas. Außerdem: besser die...“, sie deutete auf Blondchen, die inzwischen in Embryonalhaltung dalag, die Knie bis unter die Brust hochgezogen, „ich meine, besser die als wir. Stimmt's?“
Da konnte ich schlecht widersprechen. Lydia wollte überleben. Ich wollte überleben. Blondchen vermutlich auch. Wahrscheinlich auch ihre Mutter, obwohl die sich im Moment wohl eher wünschte, tot zu sein, den kaum mehr menschlichen Lauten nach zu urteilen, die aus der Schreckenskammer kamen.
Jedenfalls war es ein Wunder, dass Lydia und ich uns so halfen und ich muss sagen- ich begann, aufrichtige Sympathie für sie zu empfinden.
Mit der Mutter machten wir kurzen Prozess. Kaum draußen, sie führten sie links und rechts, in ihrer momentanen Verfassung sah sie natürlich übel aus, also sie hatte echt genug, keine Frage; ansonsten hätte sie als die ältere Schwester ihres Töchterchens durchgehen können, so gut erhalten war sie, kaum war sie also draußen, mit dem selben irren, ungläubigem Blick, wie ihn auch Blondchen gehabt hatte- da riss sie sich zur Überraschung aller vehement los, und sie, die kaum mehr hatte laufen können, stürzte zu Blondchen.
„Kind, Kind, was haben sie dir getan?“, jammerte und schrie sie in höchsten Tönen, „Saskia, was ist mir dir? Geht’s dir gut?“
Aha! Blondchen hieß also Saskia. Hübscher Name. Passte auch zu ihr.
Mit solchen Betrachtungen versuchte ich mich aber nur abzulenken, denn eigentlich ging mir ihr Auftritt, ihre Sorge um ihr Kind doch recht nahe. Wie hätte Mama wohl reagiert, wenn sie dabei gewesen wäre, als ich auf der Krankenstation lag? Als man mich dann krankenhausreif prügelte?
„Träum nicht!“ Lydia verpasste mir einen kräftigen Stoß. „Trenn' sie! Die Herren warten.“
Die waren zwischenzeitlich dabei, sich die Hosen herunterzulassen, beziehungsweise standen schon ohne da, mit hammerharten Erektionen. Es war klar, was sie vor hatten.
Da passte es natürlich schlecht ins Bild, dass Muttchen zwischenzeitlich neben Blondchen kniete, sie in den Armen hielt, ihr sogar Küsschen auf die Wange hauchte.
„Oh Gott Kind, du hast ja Blut im Gesicht. Wie geht’s dir, wie geht’s dir? Sag doch was!“
Aber Blondchen heulte nur und brabbelte Unverständliches, umhalste ihre Mama, heulte noch stärker.
Ich zwang mich dazu, die ganze Szenerie mit den Augen eines alten Römers zu sehen, also genau so, wie es unsere Herren und Meister, die uns umstanden, wahrscheinlich auch taten.
Man stelle sich vor- ein solcher Auftritt im Circus Maximus, inmitten eines sorgfältig inszenierten Spektakels. Die Löwen warten schon, umstreichen diese beiden Christenhunde schon mit knurrenden Mägen- und dann solch eine rührselige Szene.
Lydia hatte recht! Jetzt nur keine Sentimentalitäten. Außerdem war Eile geboten- denn wenn ihnen die Beiden nicht bald mundgerecht geboten wurden; sprich also fickfertig vor die Schwänze kamen- konnte es kaum einen Zweifel daran geben, an wem die Herren sich dann schadlos halten, an wem sie sich dann abreagieren würden, in dem zum Äußersten erregten Zustand, in dem sie sich befanden.
Also sprang ich hinzu und sprühte die beiden mit Chemical Maze ein. Hielt es zwischen ihre Köpfe und drückte auf den Auslöseknopf, wendete die Patrone hin und her, damit beide ihren Teil abbekamen. Tat dabei etwas zuviel des Guten, denn ich nebelte mich selbst auch ein damit, es war ja schließlich das erste Mal, dass ich so ein Ding handhabte und hatte keine Ahnung, wie schnell sich die Aerosole des Wirkstoffes überall hin ausbreiteten im näheren Umfeld. Ich hätte mich auf keinen Fall so nah über sie beugen dürfen, als ich den Auslöseknopf drückte.
So taumelte auch ich keuchend und nach Luft japsend zurück, sehr zur Gaudi der versammelten Aufseherschar, ich bekam auch mit, dass Lydia schadenfroh kicherte. Und wie das in den Augen brannte, die tränten wie verrückt, als ob jemand Pfeffer reingestreut hätte. Na ja, war ja auch so was wie Pfefferspray.
Lydia wusch mir die Augen mit Mineralwasser aus.
„Mein Gott, Annalein, doch nicht so! Bist du denn noch zu retten?“ Sie lachte rasend, während sie mich sanft nach unten zwang.
„Leg deinen Kopf in meinen Schoß! Gut so. Und die Augen auf !“ Mit zwei Fingern öffnete sie gewaltsam eines meiner brennenden Augen, die ich zwischenzeitlich fest zukniff, und träufelte, wie gesagt, Mineralwasser hinein. Das kühlte und besänftigte. Dann kam das andere Auge an die Reihe.
Nun konnte ich wenigstens wieder sehen, wenn auch noch nicht besonders gut. Alles war total verschwommen und es dauerte ein bißchen, bis ich mir wieder halbwegs ein Bild von meiner Umgebung machen konnte.
Aber die Lunge, die brannte wie Feuer und die Luftröhre fühlte sich an wie verätzt. Als ob jemand Säure reingekippt hätte.
Und die Kommentare der Aufseher: „Gute Jüdin! Vergast sich selbst.“
„Sie ist keine Jüdin. Sie ist die Leibhure von Karl dem Großen.“
„Spinn dich aus. Klar ist sie 'ne Jüdin.“
„Ist sie nicht. Die ist total korrekt arisch!“
„Red' wie'n Deutscher, du Türke.“
„Halte durch, Anna! ich werd' nicht zulassen, dass diese Kommunisten dich als Jüdin verunglimpfen.“
„Also nun machste aber mal halblang, Georg. Seit wann sind wir denn Kommunisten?“
Und so weiter und so fort.
Das, was ich zu erleiden hatte körperlich, war aber noch gar nichts im Vergleich zu dem, was meine Opfer durchmachten.
Sie wanden sich mit blauroten und irgendwie angeschwollenen Köpfen am Boden, hielten ihre Kehlen mit beiden Händen umklammert, dazu husteten sie die ganze Zeit krächzend, Saskia so arg, dass sie zwischendurch sogar Kotze hochwürgte.
Das alles hätte die Aufseher nicht daran gehindert, ihr Vorhaben durchzuführen, also die beiden zu vergewaltigen, der erste machte sich gerade über die Mutter rüber, die sich schwach wehrte, wenn nicht auf einmal Sabi aufgetaucht wäre. Die Ärztin, ihr erinnert Euch.
„Jetzt ist aber Schluss hier“, rief sie laut, „Schluss, sage ich!“
Die Aufseher fuhren herum wie ertappte Schulbuben.
Ein hektisches Rumnesteln an den heruntergestriffenen Hosen begann, alldieweil sie versuchten, sie hastig wieder nach oben zu bekommen.
„Tschuldigung, Frau Doktor.“
„War doch nur Spaß!“
„Irgendwie ham wir gedacht, dass wären Jüdinnen.“
„Also wir machen dann mal Frühstückspause. Bis denne.“
Und sie zogen ab, in einem unterschiedlichen Grad erfolgreich dabei, ihr äußeres Erscheinungsbild wieder in einen korrekten Zustand zu versetzen. Einige hielten ihre Hosen halb auf Höhe der Oberschenkel fest, während sie davon hasteten.
„Ey, komm,“ Lydia tippte mich auf die Schulter, „wir machen uns auch davon.“
„Nichts da! Hiergeblieben!“Sabi winkte uns energisch heran.
Lydia zögerte. Es war ihr anzumerken, dass sie einen inneren Kampf ausfocht- sollte sie dieser Aufforderung Folge leisten oder nicht? Rein rechtlich gesehen war Sabi genauso 'ne Sklavin wie wir, wenn auch eine, mit der man sich besser nicht anlegte. Eigentlich war sie ja fast 'ne „Ma'm“, als Ärztin und Ehefrau des Sir. In Zusammenhang mit ihr erschien einem noch nicht mal die Bezeichnung „Herrin“ völlig abwegig. Ihr Sklaventum war mehr eine rein technische Angelegenheit, vor ihr kuschten schließlich alle, Zuchtmeister inklusive.
Lydia wog mehrere Sekunden lang ihre eigene Position als Liebling des Zuchtmeisters gegen die von Sabi ab und kam dann zu dem Schluss, dass es klüger wäre, jede offene Konfrontation zu vermeiden. Auch wenn Sabi bekannt dafür war, von ihrer Macht und ihrem Einfluss sparsamen Gebrauch zu machen. (Diese Überlegungen hat sie mir später mitgeteilt, als wir dann so 'ne Art Freundinnen geworden waren.)
Also zuckelte sie schließlich unlustig rüber, mich in ihrem Schlepptau.
„Jaa, was is'?“, fragte sie gedehnt.
Sabi fixierte uns kalt mit zusammengekniffenen Mund.
„Ihr Mädels stellt euch jetzt mal gefälligst anständig hin und nehmt Haltung an, ja?“
Ob ihr's glaubt oder nicht, Lydia presste die Hacken zusammen, drückte die Knie durch, straffte die Schultern. Sie stand vorschriftsmäßig wie beim Appell. Ich beeilte mich, es ihr gleich zu tun. Achtete sogar darauf, dass sich unsere Füße „in Linie“ befanden.
Saskia hustete und würgte im Hintergrund unentwegt und mein schlechte Gefühl wegen dieser ganzen Sache wuchs und wuchs. Das Hochgefühl von vorhin war vollständig verflogen und ich fühlte mich schlecht und schuldig.
„Entschuldigen bitte vielmals, Frau Doktor“, bequemte Lydia sich endlich zu sagen, aber es klang alles andere als um Entschuldigung bittend. Eher so frech und aufsässig.
Sabi schmierte ihr kurzerhand eine.
„Einen anderen Ton bitte ich mir aus, du verkommenes Subjekt!“
Ich glaube, auch Lydia war baff.
„Ich...also...ich möchte mich wirklich entschuldigen.“ Das klang schon anders. „Ich fürchte, Anna war da eben ein wenig übereifrig, also ich meine, nicht erfahren genug...“
Sabi schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. Lydia verstummte sofort, stand kerzengerade wie ein Zinnsoldat.
„Anna, ist es wahr? Hast du das wirklich getan?“ Geste auf Saskia und ihre Mutter, der es auch nicht so besonders ging. Die klang aber eher traurig, diese Frage.
Ich nickte betreten.
„Ich.. es tut mir auch leid. So leid“, piepste ich.
Sabi schaute mich an, und sie sah nicht wütend aus.
„Anna, das ist jetzt wichtig. Sag mir, wie weit du ungefähr von ihnen entfernst warst, als du ihnen das Präparat ins Gesicht gesprüht hast. Wie hast du es gehalten? Hast du das Präparat vielleicht noch da?“
Ich nickte. Reichte ihr die Patrone Chemical Maze rüber. Die hielt ich noch in der Hand.
Sabi warf einen kurzen Blick darauf, schob sie dann in die Hosentasche.
„Also: wie hast du es gehalten während des Sprühens?“
“Na... so direkt vor ihre Gesichter eben. Ich dachte halt...“
„Gut. Also vor die Nase und auch vor die Augen. Ist das richtig so?“
„Ja. Es..es ..tut mir leid. So leid.“
„Ach, Anna...“, meinte Sabi nur, „du dummes Kind...Komm her.“ Fuhr mir durch die Haare...
Ich ließ den Kopf hängen und schämte mich so.
Lydia dachte derweil praktischer.
„Sie..“, damit meinte sie die Aufseher, „haben uns gezwungen, Frau Doktor. Wir wollten es nicht....“
Sie log, und zwar schlecht. Niemand hätte ihr die Reumütige abgenommen.
Sabi beachtete sie gar nicht, sprach in ihr Walkie- talkie.
Als Folge davon erschienen vier Haussklavinnen mit Tragbahren,auf die sie die beiden Misshandelten packten.
„Erstversorgung auf der Krankenstation, spült ihre Augen gründlich. Gebt ihnen Sauerstoff. Sie kommen ins Krankenhaus.“
„Ja, Frau Doktor.“
Dann kam sie wieder auf uns zurück.
„Ihr beiden geht auf Lydias Zimmer. Dort bleibt ihr und rührt euch nicht fort, bis ihr Bescheid bekommt, verstanden?“
„Ja, Frau Doktor.“ „Ja, Frau Doktor.“
Bedrückt und etwas ängstlich, also ich zumindest, machten wir uns auf den Weg.
Kapitel 93
Lydias Zimmer überraschte mich. Es gefiel mir. Es war eher so eine Art kleines Apartment, mit Kochnische und einem separaten abgetrennten Raum, der eine Toilette und sogar eine Dusche beherbergte.
Sie hatte es sich gemütlich eingerichtet, fand ich, ein richtiges Zuhause geschaffen mit venezianischen Zierpuppen und kleinen Teddys, rosaroten Überwürfen allenthalben- über dem Bett, dem Sofa, der Kommode. Die kahlen Betonwände mit Katzenpostern verziert. Gut, das Fenster war winzig und vergittert, und als Beleuchtungskörper diente auch hier lediglich eine Neonröhre. Sie war aber ebenfalls rosa eingefärbt, selbst angemalt, wie es aussah, was ihrem Licht gleich einen heimeligeren Touch verlieh.
„Wow, Lydia!“, entfuhr es mir, trotz meiner gedrückten Grundstimmung. Insbesondere Saskias übler, krächzender Husten hallte mir noch in den Ohren nach, ihr Ringen nach Luft bereitete mir Sorgen, und Sabis Enttäuschung über mich, die trotz der einen freundlichen Geste unverkennbar gewesen war, das alles bedrückte mich fast mehr als die Sorge, ob nicht doch am Ende alles auffliegen würde. Obwohl mich Lydia auf dem Weg zu ihrer Unterkunft diesbezüglich zu beruhigen suchte.
„Take it easy, Annalein“, sprach sie, „die Frau Doktor hat so 'nen Humanitätsfimmel. Hab noch nie gehört, dass sie jemand ans Messer geliefert hätte.“
„Weißt du, Annalein“, erläuterte mir Lydia dann in ihrem Zimmer, „ich kenn sie. Die ist so gestrickt, dass sie sich immer verantwortlich fühlt, Bestrafungen zu verhindern. Sie will einfach nicht, dass einer von uns was Übles widerfährt, schon gar nicht wegen einer Anordnung, die sie selbst gegeben hat. Glaub mir, die ist wirklich so. Total meschugge halt, aber sie kann es sich natürlich leisten, zumindest, wenn sie es nicht allzu auffällig tut.“
Ich biss nachdenklich in den Kuchen, denn zwischenzeitlich befand sich ein Tablett mit zwei dampfenden Kaffeetassen zwischen uns und ein Teller mit leckerem Marmorkuchen. Wir saßen auf ihrem Bett und ließen uns es Wohlsein. So Zimmerarrest, und was anderes war es ja nicht, auch wenn Sabi ihn nicht ausdrücklich als solchen bezeichnet hatte, hatte auch seine positiven Seiten.
Ihr Optimismus, der sich ja auf Erfahrung gründete, begann, abzufärben auf mich.
„Aber der Typ...“, gab ich dennoch zu bedenken, „ich meine wenn der jetzt mit dem Zuchtmeister redet und...“
„Annalein“, unterbrach sie mich lächelnd, „ist dir nichts aufgefallen? Gar nichts von wegen Planänderung, echt nicht? Oder habe ich den Zuchtmeister auch nur mit einer Silbe erwähnt, hä? Mit einer einzigen?“
Stimmt. Das hatte sie tatsächlich nicht. In meine Bewunderung für Lydia mischte sich tatsächlich Hochachtung. Was für ein schlaues Luder!
Ein Klopfen an der Tür störte uns in unseren Betrachtungen.
Eine Haussklavin steckte den Kopf herein.
„Ihr sollt beide zum Zuchtmeister kommen. Sofort!“
Was an unserem Kalkül nicht stimmte, weiß ich bis heute nicht. Wahrscheinlich krankten unsere komplizierten Betrachtungen an dem Punkt, dass das Leben sich von uns keine Vorschriften machen ließ. Da reichte es im Prinzip, wenn zum Beispiel der Aufseher- Typ eine ganz unschuldige Bemerkung machte über dieses vielversprechende neue Talent in Lydias Begleitung. Ein vielversprechendes neues Talent namens Anna, um genau zu sein.
Vor Schreck ließen wir beinahe unsere Kaffeetassen fallen.
Lydia war zwar kreidebleich, bewies aber wieder mal ihre Geistesgegenwart, analysierte die Situation sofort.
„O.k., Anna. Du hast bestimmt einen guten Eindruck gemacht auf den Typ. Du hast ihm auch gut einen geblasen. Das sind alles Pluspunkte. Wir haben zwar nur eine kleine Chance, aber wir haben eine. Ruhig bleiben. Lass mich machen.“
Natürlich wollte sie uns und vor allen Dingen sich selbst Mut machen, kein Zweifel. Wer an dieser Stätte wegen des Verdachts auf Ungehorsam zum Zuchtmeister zitiert wird, ist mit einem Bein schon im Sklavengefängnis.
„Ey, Anna!“
„Ja?“
„Und trink deinen Kaffee aus. Vielleicht ist es dein letzter.“
Kapitel 94
Wir knien beide vorm Zuchtmeister, Lydia und ich, und halten die Köpfe gesenkt. Wir sind nackt, d.h. ich habe noch meine vollgeschissene Pamperhose an.
Lydia hat einen feuerroten Arsch und ich ebensolche Handflächen, die unerträglich weh tun. Der Schmerz zieht hoch bis zu den Ellenbogen. Zum Einstand, bevor noch ein Wort zur Sache gefallen war, gab's nämlich gleich für eine jede von uns fünfundzwanzig mit dem Rohrstock.
Erst war Lydia dran und dann ich.
„Scheisshausliese, hast du die Hosen voll?“
„Ja, Herr.“
„Dann die Hände. Handflächen nach oben.“
„Ja, Herr.“
Und er drosch mir mit dem Rohrstock die vollen fünfundzwanzig über die Handinnenflächen und ich dachte, ich verliere den Verstand und ich zwang mich, die Hände ausgestreckt zu halten, indem ich immer nur an den nächsten Schlag dachte und nicht an die vielen, die noch ausstanden, sonst hätte ich es nie durchgehalten. Aber irgendwann war es vorüber und jetzt knien wir vor ihm und er wichst sich einen und ejakuliert Lydia ins Gesicht. Sie rührt sich nicht.
„Ihr gesteht mir jetzt auf der Stelle jeden Ungehorsam. Jeden. Wenn ihr lügt, seid ihr tot. Scheisshausliese, du fängst an.“
Ich schlucke. Mein Leben steht auf Messers Schneide, das weiß ich. Meines und das Lydias.
„Herr. Ich habe tagsüber geschlafen ohne Erlaubnis. Herr, ich habe Lydia angelogen und ihr gesagt, ich hätte von Ihnen den Befehl, mit ihr mitzugehen.“
Ich muss sowieso sterben. Ich verspüre auf einmal gar keine Furcht mehr. Das war's also. Aber warum soll der Tod auch noch Lydia kriegen?
Mit knarrenden Stiefeln läuft er vor uns auf und ab, er, in dessen Händen unser Schicksal liegt.
„Lydia, ist das wahr?“
„Ja, Herr.“
„Und du hast ihr geglaubt?“
„Nein, Herr. Aber ich dachte, es ist eine gute Gelegenheit, sie doch noch zu einer guten Hilfsaufseherin zu machen, Herr. Ich wollte Ihnen hinterher alles gestehen, Herr.“
Wieder dieses Hin- und Hergelaufe.
„Warum hast du gelogen, Anna?“
„Herr, weil ich wieder eine Hilfsaufseherin werden wollte. Es tat mir so leid, so versagt zu haben und ich wollte doch nur....“
„Steh auf!“
„Ja, Herr“
Er schlägt mir nicht ins Gesicht, wie ich es eigentlich erwarte.
Stattdessen: „Gut. Du erhältst ab sofort deine Serviergruppe zurück. Ihr seid jetzt ein Team. Lydia assistiert dir und du ihr in ihrer Gymnastikgruppe. Du greifst ab jetzt so entschieden durch wie vorhin bei diesen beiden Fotzen. Das war gute Arbeit. Aber von nun an keine Schwachheiten mehr, klar? Lydia, auch aufstehen.“
„Ja, Herr.“
Sie hingegen erhält eine ganze Watschenserie, mitten hinein in ihre spermaverschmierte Fresse.
„Und hintergeh mich nie mehr, Lydia.“
„Nie mehr, Herr, ich verspreche es. Und es tut mir so sehr leid, Herr.“
„Gut, zieht euch jetzt an. Ihr dürft gehen. Ihr werdet nicht bestraft, für keines eurer Vergehen. Sollte aber noch die kleinste Kleinigkeit vorfallen, sollte auch nur eine von euch Anlass zur Unzufriedenheit geben, bringe ich euch beide ins Sklavengefängnis, verlasst euch drauf.“
„Ja, Herr.“
Kapitel 95
Es ist nicht zu fassen, aber wir sind noch am Leben. Wir sind wieder in Lydias Zimmer, das ich mir ab jetzt mit Lydia teile, so erging ein letzter Befehl an uns.
Ich nehme dieses Wunder mit dem selben Gleichmut hin, mit dem ich vor kurzem noch mit meinem Leben abgeschlossen hatte.
Lydia wartet noch, bis sich die Zimmertür hinter uns geschlossen hat. Dann fällt sie mir um den Hals.
„Danke, Anna, danke, was du eben für mich tun wolltest. Das werde ich dir nie vergessen.“
„Schon gut. Wir wollen ab jetzt füreinander einstehen. Bedingungslos.“
„Hundertprozentig!“
Und wir besiegeln unsere Freundschaft und unser Weiterleben mit dem Leeren einer Flasche Wein, die sich auch noch in ihrem, oder vielmehr jetzt ja: unserem Zimmer fand.
Vielleicht das größte Wunder von allen an diesem an Wundern ja nicht armen Tag: Wein! Sie durfte Alkohol trinken.
„Du, ich fasse es einfach nicht, was dir alles erlaubt ist. Was du alles hast. Kaffee. Kuchen. Sogar Alkohol. Wo hast du das alles her? Kriegst du etwa manchmal auch Ausgang und etwas Taschengeld?“
Sie schüttelt traurig den Kopf.
„Ausgang. Ach Anna- ich bin doch offiziell tot. Schon vergessen? Tote können keine Ausgehscheine mehr bekommen.
Aber davon abgesehen...“, sie legte wieder mehr Munterkeit in ihre Stimme, „ - du siehst, ich habe das beste Leben hier. Was soll ich auch draußen, wo ich hier doch alles bekomme? Ich brauche nur mit den Fingern zu schnippen...“, sie demonstriert es mir, „schon habe ich alles, was ich will. Die geben mir alles, und außer heute halt werde ich auch nie geschlagen, höchstens einmal im Monat, und ich muss mit keinem in die Kiste, wenn ich nicht will- das ist doch herrlich. Ich müsste doch blöd sein, wenn ich von hier weg wollte. Besser geht’s mir nirgends und nie mehr im Leben.“
Da hatte sie vermutlich recht, dennoch lief mir ein Schauder über den Rücken bei dem Gedanken, hier ein Leben lang eingesperrt zu sein.
„Hm“, machte sie noch, „du denkst jetzt vielleicht, es ist nur, weil ich so rücksichtslos bin. Stimmt's, das denkst du doch? Aber ich sage dir, es ist in erster Linie wegen meines fast totalen Gehorsams. Das heute mit dir, das war 'n Moment der Schwäche, 'ne Ausnahme, die mich ums Haar das Leben gekostet hätte. Wir sind Sklavinnen, Anna, und wir müssen gehorchen, wir müssen es wollen, und dann- nur dann geht’s uns gut. Und die, die hier sind, die sind hier, weil sie das bisher noch nicht gerafft haben, und wir tun ihnen doch eigentlich einen Gefallen, wenn wir sie da endlich mit der Nase draufstoßen. Kapierst du das?“
Ja, das tat ich, und ihre Argumentation leuchtete mir ein.
Selbst heute denke ich allerdings noch manchmal, dass das alles nur ein abgekartetes Spiel war und von vornherein abgesprochen mit dem Zuchtmeister, um das zu erreichen, was aller äußere Zwang nicht bewirken konnte: endlich meinen inneren Widerstand zu brechen, mich mir selbst zu entfremden...
Es ist schon seltsam, dass ich überhaupt in dieses unterirdische Gängesystem geraten bin. Normalerweise ist das nämlich mit einer Tür vor unbefugtem Betreten gesichert und die ist obendrein noch abgeschlossen, wie ich mich später vergewisserte. Auf der anderen Seite: ich traue ihr, bei aller Schläue und Schlagfertigkeit, eine solch konsequente Verstellungskunst, wie sie so etwas erfordert hätte, nicht recht zu.
Oder was meint Ihr?
Kapitel 96
Danach, nach diesem Gespräch, ließ mich Lydia erst mal schlafen.
„Hier, leg dich aufs Sofa. Das wird jetzt dein Platz. Wie du siehst- ein zweites Bett hab ich nicht. Besser als dein alter Platz im Schlafsaal ist es allemal.“
Lydia war nämlich keine Lesbe, und während unserer gemeinsamen Zeit hat sie sich kein einziges Mal an mich herangemacht.
Den brauchte ich auch dringend, den Schlaf. Nicht nur die halbe Flasche Wein forderte ihren Tribut, die Anstrengungen und Qualen, die seelischen Erschütterungen der letzten Zeit waren einfach zuviel gewesen für mich.
Ich bekam noch mit, wie Lydia eine Decke ausbreitete über mich. „Meine Sachen, und diese Pampershosen. Ich hab mir in die Hosen gemacht, weißt du...“, murmelte ich noch, dann war ich weg.
Schwärze.
Ein Rütteln an der Schulter brachte mich so langsam wieder zu sich.
„He, Anna, lang genug geschlafen!“
So fühlte ich mich zwar nicht, aber schlagartig kam mir die gesamte Situation wieder zu Bewußtsein. Wie ich da lag, auf Lydias Sofa, im blutbesudeltem Kleid und mit vollgeschissener Hose.
Ein heilloser Schreck durchfuhr mich.
„Oh, mein Gott. Wie spät ist es? Ich müßte doch bestimmt schon im Schlafsaal sein und...“
„Was redest du? Du wohnst doch jetzt bei mir. Schon vergessen?“
Ach ja, richtig....
„Ja, du, äh, aber meine Sachen, ich brauch doch meine Sachen, und Schuhe, ich kann doch nicht ohne Schuhe...“
„Alles hier, Annalein, alles hier. Ich hab mich drum gekümmert. Ist alles in meiner Kommode, hat noch reingepaßt. Schau- sogar daran habe ich gedacht“, und grinsend hielt sie ein Paket Pampers in die Höhe, ließ es hin und her schaukeln.
„Du gehst jetzt aufs Klo und duschen, ziehst dir was Frisches an, und dann tun wir abendessen, ja?“
Abend, es war also Abend. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, fühlte mich trotz des Schlafes kaputt und zerschlagen. Die Hände, sie taten so weh. Und geschwollen waren sie auch.
„Schau, Lydia. Meine Hände....“, und ich hielt sie ihr vor's Gesicht.
„Hm. Kein Wunder, bei den Rohrstockhieben, die du drüber gekriegt hast. Kompliment übrigens, wie du die weggesteckt hast. Weiß nicht, ob das viele so schaffen würden, ohne sie zurückzuziehen, meine ich.“
„Aber schau doch, wie geschwollen sie sind“, klagte ich, „ich kann die Finger gar nicht richtig bewegen.“
„Laß man, das wird schon wieder“, munterte sie mich auf, „ ich kenn' das. Laß einfach kaltes Wasser drüberlaufen, das hilft.
Und jetzt beeil dich, damit wir essen können. Ich hab Hunger.“
Mein Magen sagte mir, dass das eine sehr gute Idee war.
Das Abendessen war'ne echte Überraschung. Ich meine, man kann auch sonst nicht behaupten, sie hätten uns verhungern lassen- die Qualität der Verpflegung stand sogar in einem auffälligem Gegensatz zu der sonstigen Behandlung, die sie uns angedeihen ließen. Es gab ausreichend zu essen, es war darüber hinaus schmackhaft und keineswegs nur lieblos auf den Teller geklatscht. Also die Qualität der Küche hätte mit jedem Mittelklasse- Hotel mithalten können. Warum das so war, darüber hatte ich mehr als einmal gerätselt- wollten uns die in der Küche, sicherlich Sklavinnen wie wir, damit eine Art Botschaft übermitteln? So a la- „Ihr seid keine Tiere, egal, was sie euch antun. Wir fühlen mit euch.“ Das erschien mir aber mehr als fraglich. Wahrscheinlicher erschien mir, dass man uns bei Kräften halten wollte, um intensiver leiden zu können. Und die in der Küche waren zu gut ausgebildet, sie waren einfach darauf getrimmt, Essen appetitlich herzurichten. Ich glaube, das ist recht plausibel, oder?
Na ja, aber was da auf dem Tisch, oder vielmehr auf einem Servierwagen stand, als ich vom Duschen zurückkam, porentief gereinigt und mit frisch gewaschenen Haaren (sogar mein Zahnputzzeug hatte ich auf dem Sideboard entdeckt und gleich Gebrauch davon gemacht), das war schon eine Klasse höher, als alles, was ich bisher an diesem Ort zu Gesicht bekommen hatte.
Nicht nur das neckische Arrangement stach ins Auge, Ihr kennt das, die Schinkenstreifen um Gürkchen herum aufgerollt und mit kleinen Spießchen aus Plastik in Position gehalten und so, nein, in Glasschalen befanden sich angerichtete Salate, Heringssalat, etwas, das aussah wie Walddorfsalat, und was weiß ich nicht alles. Brotkörbchen mit verschiedenen Sorten, in Scheiben geschnitten, versteht sich, frische Butter, Käse- ich glaubte, zu träumen. Eine bereits geöffnete Flasche Wein wartete darauf, eingeschenkt zu werden. In richtige Gläser- nichts von wegen Plastikbecher.
„Setz dich“, sagte Lydia mit kalkuliertem Understatement. Um den Servierwagen standen zwei Klappstühle, die waren mir vorhin in der Kochnische aufgefallen, wo sie an der Wand lehnten. Alles eine Platzfrage- Ihr müßt Euch Lydias (und mein) Zimmer schlauchförmig vorstellen: relativ lang, aber nicht sehr breit. Bett und Couch nebeneinander unterhalb des bereits erwähnten vergitterten Fensters, ihre Kommode nahm die gesamte Breitseite am hinteren Ende des Raumes ein. Da war kein Platz mehr für einen Tisch oder Stühle. Also hatte man für die Einnahme der Mahlzeiten diese durchaus praktikable Lösung gefunden. Und alleine die Tatsache, dass wir nicht in den Speisesaal zu gehen brauchten, erschien mir wie ein unerhörtes Privileg. Und meine Hände schmerzten nicht mehr so, seit ich Lydias Rat mit dem kalten Wasser befolgt hatte.
Wie im Traum setzte ich mich- zu verwirrt, um irgend etwas zu sagen.
„Wein, Anna?“
Ich nickte geistesabwesend. Lydia schenkte uns beiden ein.
„Prost!“ „Prost!“ Wir stießen an. Ich leerte das Glas in einem Zug. Der war gut, der Wein, und da kannte ich mich durchaus ein bißchen aus, mein erster Herr, der trank ja nur Spitzenweine, und dann, ich war ja schon älter, während unserer gemeinsamen Mahlzeiten, bei der meine Mutter auch mich bedienen mußte, Ihr erinnert Euch, da bekam ich auch manchmal ein Gläschen. (Aber nicht mehr! Auch dem Herrn war Mamas Abneigung gegen Alkohol wohlbekannt. Da half auch kein Betteln. Der Herr blieb hart und Mama gab mir von hinten einen Stoß: „Iß deinen Teller leer, Kind!“, sollte das heißen.)
„Noch ein Gläschen, Anna?“
„Au ja, bitte.“ Ich hielt ihr mein Glas hin.
„Du hast ja 'nen guten Zug, ich muß schon sagen. Aber trink, soviel du willst. Ich kann auch 'ne neue Flasche kommen lassen.“
„Wahnsinn! Kriegt du immer so ein tolles Abendessen? Und Wein, so viel du willst?“
„Aber ja.“ Sie sagte es in der herablassenden Art und Weise einer Schloßherrin, die eine Frau vom Lande bei sich zu Gast hat.
Das war alles fast zuviel für mich. War es wirklich wahr, dass ich erst vor vierundzwanzig Stunden unten im Keller auf meine brutale Vergewaltigung wartete? Mein juckendes Poloch bestätigte es mir. Sonst hätte ich es vielleicht wirklich am Ende noch für einen bösen Traum gehalten, so, wie ich jetzt hier saß, in der Sicherheit eines Zimmers, einen Berg Köstlichkeiten vor mir. Erfrischt an Körper und Seele durch eine ausgiebige Dusche.
Aber es fiel mir auch wieder ein, wie ablehnend diese Andere da in dem Keller auf mich reagiert hatte. Und dass ich jetzt der größten Kollaborateurin von allen gegenüber saß, dass ich spätestens seit heute nachmittag keinen Deut mehr besser war als sie. (Unsere Opfer und wie es denen wohl ginge- das streifte meine Gedanken hingegen nur noch am Rande. Seltsam, nicht?)
Wir verschwendeten keine Zeit mehr mit Konversation, sondern hauten lieber ordentlich rein. Ich entschloss mich, nicht an morgen zu denken, auch nicht an das, was ich getan hatte, sondern die positiven Seiten des Daseins als Verräterin zu genießen. Wenn sie mich morgen umbrächten- den heutigen Abend konnte uns niemand mehr nehmen!
Irgendwann waren wir pappsatt und auch leicht bedudelt und Lydia drückte auf einen Klingelknopf, ganz wie im Hotel. Es erschien ein junges Mädchen im Dienerinnen-Outfit, ganz ähnlich, wie ich vor kurzem auch noch herumgelaufen war. Sie hatte bereits eine neue Flasche Wein dabei, offenbar kannte sie Lydias Angewohnheiten. Sie rollte das Servierwägelchen aus dem Zimmer, kam zurück, holte ein Klapptischchen aus der Kochnische, das ebenfalls dort an die Wand gelehnt auf seinen Einsatz gewartet hatte. Alles geschah völlig lautlos, ohne dass ein Wort gefallen wäre, aber das war ich inzwischen ja gewohnt, diese schweigenden dienstbaren Geister.
Wir bekamen zwei frische Gläser und sie schenkte uns sogar ein, das Ganze hatte echt was Surreales. Formvollendeter Knicks. Leise schloss sie die Tür hinter sich.
„Ja, da staunst du, was?“, lachte Lydia, „ich hab dir doch gesagt, ich kriege alles, was ich will.“
Es wurde noch ein sehr lustiger Abend, wir machten die zweite Flasche auch noch weg, veranstalteten unter besoffenem Kichern eine kleine Kissenschlacht. Dann legten wir uns hin, sie in ihr Bett, und ich auf das Sofa. Sie gab mir eines ihrer Kissen und ich wickelte mich in die Tagesdecke, das ging auch.
„Morgen organisieren wir eigenes Bettzeug für dich“, versprach mir Lydia noch.
Kapitel 97
Mitten in der Nacht wachte ich auf. (Also jedenfalls war es stockdunkel. Früher wäre mir das unerträglich gewesen.) Mit leichten Kopfschmerzen und jenem pelzigen Gefühl im Mund, wie es durch übermäßigen Alkoholkonsum hervorgerufen wird. Im Arsch einen stechenden Schmerz, und meine Hände fühlten sich wieder total unförmig an und taten ziemlich weh. Ich drehte und wendete mich auf meiner Lagerstatt, und unwillkürlich stöhnte ich.
„Was ist?“, kam Lydias Stimme aus der Dunkelheit, „hast du schlecht geträumt?“ Ihre Stimme klang hellwach.
„Nein, nichts, es ist nichts. Ich hab nur wieder so Schmerzen.“
„Wart, ich mache Licht.“
Sie knipste die Neonröhre an.
„Wo tut's denn weh?“
„Meine Hände. Vor allen Dingen mein Arsch. Ganz arg. Wie von 'nem Messer. Echt.“
„Wart. Ich glaub, ich hab was für dich.“
Sie stand auf, zog eine Schublade der Kommode auf, suchte drin herum.
„Hier.“ Sie kam zu mir, hatte einen Salbentopf aus Plastik in der Hand. „Das ist mit Aloe vera. Geh auf's Klo und schmier's dir hinten rein. Tief. Das ist gut nach Arschficks, glaub mir.“
Ich tat, wie mir geheißen, und ließ auch wieder lange kaltes Wasser über meine Hände rinnen. Dann ging's wieder. Mit großer Erleichterung nahm ich auch zur Kenntnis, dass sich kaum was in der Pampers befand. Der Schließmuskel war also nicht irreparabel hinüber.
„Danke.“ Ich reiche ihr den Salbentopf zurück.
„Behalt ihn erst mal. Die ersten Male, wenn du kacken musst, wird’s ziemlich brennen. Dann musst du wieder schmieren, o.k.?“
„Ja. Danke nochmal.“
„Schon gut.“
Ich wickelte mich wieder in meine Decke. Von Ferne vernahm ich Schreien, hörte auch das Trappeln von Schritten. Aber alles beruhigend weit weg. Wie sehr ich dieses Gefühl von Geborgenheit genoss, hier, in diesem Zimmer.
„Du, Lydia?“
„Ja?“
„Macht's dir was aus, das Licht anzulassen? Ich mag's nicht, wenn's ganz dunkel ist.“
„Aber nein, gar nicht. Warum hast du das nicht gleich gesagt? Ich schlafe nie, weißt du.“
„Wie, du schläfst nie?“
„Wie ich dir sage. Ich schlafe nie. Ich kann nicht schlafen.“
„Jeder muss schlafen.“
„Ja, aber dann wache ich gleich wieder auf. Ich habe solche Alpträume, da bring ich es fertig, mich selber aus dem Schlaf zu reißen. Ich muss es.“
„So schlimm?“
„Ja, grauenhaft.“
Kapitel 98
Ich weiß nicht, ob ich allzuviel Lust habe, über die nachfolgende Zeit zu berichten. Vielleicht gibt’s da auch gar nicht so viel zu erzählen. Lydia und ich, wir entwickelten und zu dem, was der Zuchtmeister mal lachend das „Duo infernale“ nannte.
Ich meine, Lydias Prinzip der Schinderei kennt Ihr ja bereits, wir peppten es etwas dadurch auf, dass wir einen Prügelbock direkt im Gymnastikraum aufstellten. Das war dann mein Part: die durchklatschen, die in irgendeiner Form gefehlt hatten. Im Prinzip simpel, in der Praxis bedeutete es, dass die armen Mädchen von vier Augen beobachtet wurden statt von zwei, es also keinerlei Verschnaufspause mehr für sie gab.
Ich erfuhr auch etwas über die Hintergründe: viele von ihnen sollten, zur Ergötzung ihrer Herrschaft, zu Tänzerinnen ausgebildet werden, also richtig professionell, und Lydia hatte diesbezüglich einiges los. Ich meine, sie beherrschte grundlegende Figuren und Schrittfolgen, konnte es bei Bedarf auch in beeindruckender Weise vorführen. Sie war unglaublich gelenkig, unterwarf sich selbst auch einem rigorosen Fitnessprogramm. Bevor die ersten ihrer Schülerinnen auftauchten, hatte sie sich regelmäßig in aller Frühe einem Turn- und Gymnastikparcour unterzogen, der mich in Erstaunen versetzte. Abends soff sie wie ein Loch, stand aber in aller „Herkotzfrühe“, wie sie das nannte, auf, Duschen, Kaffetrinken und ab in die Gymnastikhalle. Sie aß auch gerne und gut, verdrückte unglaubliche Mengen, und nahm doch kein Gramm zu. Möglicherweise zurückzuführen auf ihre bemerkenswerte Selbstdisziplin.
Wir redeten über ihr „Konzept“, wie sie das nannte, am ersten Tag, während des opulenten Mittagsmahls.
„Ich mach aus Flittchen und Huren Verführungskünstlerinnen“ , das war ihr Credo.
„Klar ist vieles nur Schikane und Erniedrigung, das gehört dazu. Wenn du hier rauskommst, bist du eine Andere. Du hast keinen eigenen Willen mehr, du willst gehorchen. Alle müssen das hier lernen, Anna, alle. Du auch.“ (Das war, als das erste Mal dieser finstere Verdacht in mir aufkeimte, es könne alles nur ein abgekartetes Spiel sein zwischen dem Zuchtmeister und ihr.)
Hat es mir Spaß gemacht, ihr zu assistieren? Ja, streckenweise schon. Es macht Spaß, wenn andere sich vor einem fürchten und im Staube kriechen. Zumindest mit der Zeit. Glaubt mir, das ist so. Zumindest ein ganzes Stück weit.
Lydia riet mir auch, schleunigst ein „Konzept“ für meine Serviergruppe auszuarbeiten und dem Zuchtmeister zur Genehmigung vorzulegen.
„Die wollen das jetzt so, Anna. Es hat zuviel Wildwuchs gegeben. Damit soll nun Schluss sein. Also setz dich heute nachmittag hin und tipp was, wie du vorgehen willst und so. Morgen übernimmst du deine Gruppe. Bis 19.00 Uhr will der Zuchtmeister was sehen von dir. Ich leih dir meinen Laptop. Brauchst du Hilfe dabei oder ist alles klar?“
„Nee, hilf mir bitte. Ich hab da kaum Erfahrung.“
In Wahrheit hatte ich gar keine. Allenfalls hatte ich Klassenkameradinnen mal über die Schulter gelinst, wenn sie am einem Laptop zugange waren.
Lydias Herangehensweise war mir viel zu „körperbetont“, wenn wir uns bis Mittag den Arm lahm geprügelt hatte an Lydias Mädchen (so nannten wir sie immer, unsere „Mädchen“, auch wenn einige unsere Mütter hätten sein können), dann stand uns am Nachmittag eine etwas langsamere Gangart zu, fand ich. Also öffneten wir die Datei mit Lydias Konzept und strichen im Grunde alles raus, was uns zu anstrengend vorkam.
Der Rest war immer noch beachtlich genug, und teilweise geradezu entsetzlich für die davon Betroffenen, was ich mir zu jenem Zeitpunkt leider nicht mehr richtig klarmachte.
Wenn Ihr glaubt, ich hätte es an dieser Sklavenschule besonders schwer gehabt, dann führt Euch mal die folgenden Bestrafungen zu Gemüte, die so in unserem Katalog standen und bei deren Verabreichung ich ja teilweise dabei gewesen war seinerzeit als Hilfsaufseherin, als es noch zu meinen Aufgaben zählte, die Opfer „weichzuprügeln vorher“, Ihr erinnert Euch:
- Stockschläge auf die Fußsohlen mit einem dicken Rohr- oder Haselnußstock. Der Rohrstock sollte vorher in Wasser eingeweicht werden. (Das erfordert nicht viel Kraft und geht schnell, weil mehr als zehn kann man keinesfalls geben, fünf sind schon sehr grausam)
Und so weiter und so fort, und auch noch etwas, das wir nicht offiziell verkündeten, und das mir erst der Zuchtmeister reinschrieb: Scheinhinrichtungen. Dazu erzähle ich Euch gleich etwas mehr, weil ich das einfach loswerden muss.
Wir haben den ganzen Katalog „durchgezogen“, traurig aber wahr.
Ich weiß noch, wie sie am nächsten Nachmittag alle vor mir standen, die das Pech hatten, mir zugeteilt geworden zu sein. Sie sahen nicht glücklich aus. Mein ohnehin schlechter Ruf unter meinen Mitgefangenen schien katastrophale Werte erreicht zu haben.
Ich schreibe Pech, weil ich eben nicht mehr zögerte, die Strafen auch tatsächlich zu verhängen. Zu diesem Zweck gab man mir so ein kleines Strafbuch, wie sie es auch die Aufseher haben. (Obwohl ich offiziell nicht mehr zur Hilfsaufseherin gemacht wurde. „Wer einmal versagt hat, dem trauen wir nicht mehr.“ So der O- Ton des Zuchtmeisters.)
Also dass wir uns nicht missverstehen: ich durfte die schweren Strafen nur verhängen, also im Prinzip fast alles, was über Schläge hinausging.
Der Zuchtmeister musste sie dann noch bestätigen, wie überhaupt alles in sämtlichen Strafbüchern, also auch in denen der Aufseher. Hört sich gut an, nach gründlicher Prüfung und so, war aber in der Regel reine Formsache. Durchgeführt wurden sie dann an den entsprechenden Orten von den entsprechenden Spezialisten.
Aber schlimm genug, wenn man bedenkt, mir welcher Leichtfertigkeit ich Andere mit einem simplen Eintrag in ein Büchlein zu bestialischen Torturen verdammte, die schlimmer waren als fast alles, was ich bisher durchgemacht hatte.
Hinzu kam, dass ich jetzt bereits in den Frühstunden soff. Ich nahm mir meine Flasche Wein mit in den Gymnastikraum, wo ich erst mal Lydia bei ihren Übungen zuschaute und sie schon mal zur Hälfte leerte.
Lydia missbilligte das: „Sauf abends, Anna.“
„Nee! Lass mich, ich brauch das.“
„Aber nur diese eine Flasche bis zum Abend, o.k.?“
„Ja, gut.“
Aber die reichte hin, dass ich alles nur noch wie aus weiter Entfernung sah und ich auch imstande war, bei Lydias „Mädchen“ die nötige Brutalität an den Tag zu legen.
Und das musste ich, so viel war mir klar. Dies war meine letzte Chance, ich hatte nur noch die Wahl, zu tun, was man verlangte von mir oder endgültig abgeschrieben zu werden. Und davor hatte ich eine Heidenangst. Außerdem gab es mir eben leider oft genug einen Kick, wenn eine vor mir stand und mich mit den Augen anflehte und ich nur stumm auf den Prügelbock wies, die Peitsche oder den Rohrstock schon in der Hand.
Zum Mittagessen gehörte natürlich auch ein Gläschen Wein, so dass ich am Nachmittag bei der Vorführung meiner Künste auch nicht mehr hundertprozentig sicher war immer.
Aber im Großen und Ganzen hatte ich es noch im Griff, und ich verfolgte auch ein im zweiten Teil meines Konzepts ganz gut ausgearbeitetes Programm mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad, das der Zuchtmeister für o.k. befunden hatte .
Für's Brüllen und Schreien und Schlagen und Treten war jetzt überwiegend Lydia zuständig, und das war mir auch recht so. Aber zittern taten sie vor mir. ICH war diejenige mit dem Strafbuch!
Also- das mit der Scheinhinrichtung, das konnten wir nur einmal tun, weil danach raffen sie's ja, und das ging so:
Wir hatten da eine, die stellte sich besonders ungeschickt an: nicht nur, dass sie es an jeder Grazie missen ließ, nein, ständig polterte was zu Boden. Wie oft sie sich vornüber beugen musste und Lydia gab ihr „Fünfe“ mit einem Stock oder der Reitpeitsche, war gar nicht mehr zu zählen. Die Gute sah ganz verheult aus und sie konnte gar nicht mehr sitzen, so verstriemt war ihr Allerwertester. Lydia kannte natürlich kein Erbarmen, von wegen, dass sie mal weniger stark draufgehauen hätte, und ich keine Nachsicht. Das war ja nachgerade unser Markenzeichen geworden.
Aber es half alles nichts, und nach zwei Tagen meldeten wir es dem Zuchtmeister und es erging die Anweisung: Scheinhinrichtung.
Was dann folgte, liest sich vielleicht recht harmlos, für die Betroffene ist es aber mit Sicherheit die Hölle.
Am Abend, wir hatten die Anderen schon weggeschickt in den Speisesaal, ließen wir sie dableiben.
Zitternd stand sie vor uns und schaute so ängstlich drein. Sie war noch recht jung, dreizehn oder allenfalls vierzehn, zu jung für die Sklavenschule eigentlich, und ich musste kurz daran denken, wie gut es mir selber in ihrem Alter noch ergangen war. Den Gedanken verscheuchte ich aber.
Sie sah echt gut aus, auch so ein Blondchen, auf das die Männer doch besonders stehen angeblich. Besonders wenn sie so am Knospen sind.
Ich fragte mich auch, warum sie um alles in der Welt ausgerechnet zum Servieren ausgebildet werden sollte, wo sie doch so offenkundig recht tolpatschig war. Warum nicht zur Sex- Sklavin, da wäre sie doch viel besser geeignet gewesen.
Na ja, war halt so. (Später klärte mich Lydia darüber auf, dass sie aus einem dieser Zuchtställe stammte, da lassen sie sie oft nach den „Erfordernissen des Marktes“ abrichten, also wenn sich z.B. Servier- und Haushaltskräfte besonders gut verkaufen, dann werden halt welche im verkaufsfähigem Alter darauf trainiert, auch von externen Schulungseinrichtungen, wenn der Markt eine größere Stückzahl aufnimmt und die eigenen Kapazitäten voll ausgelastet sind.)
Also, da stand sie nun und zur Einleitung schmierte Lydia ihr ein paar.
„Das war ja echt Scheiße mal wieder, was du heute abgeliefert hast, oder? Anna, was denkst du?“
„Ja, Scheiße. So'ne komplette Idiotin wie die habe ich überhaupt noch nie gesehen. Mir blutet das Herz, aber ich werd' dich aufschreiben müssen, Herzchen“, informierte ich unser Opfer.
Die schaute nur zu Boden und erste Tränchen liefen ihr über die Wangen.
„Das lohnt sich kaum mehr. Hab' was läuten gehört, dass die sie gar nicht mehr zurück haben wollen. Komplett unverkäuflich. Die will doch keiner haben.“
Das Kind befand sich in einem Alter, in dem wir Mädchen uns unserer eigenen Schönheit in der Regel noch nicht bewusst sind. Die Kenntnis dessen gab uns überhaupt den Mut, ihr mit einer derart dreisten Lüge zu kommen. Es war doch klar, dass sich sämtliche Päderasten (das sind so Kinderschänder) von hier bis Feuerland alle Finger nach ihr geleckt hätten, die wäre zu einem Höchstpreis weggegangen.
An der Farbe ihres Armbandes konnten wir darüber hinaus erkennen, dass sie noch Jungfrau war und es auch bleiben sollte hier in dieser Sklavenschule. Die bringen ja bekanntlich die absoluten Spitzenpreise.
Wir waren uns jedenfalls hinreichend sicher, dass sie unseren Köder schlucken würde.
Und wirklich: „Was..., was geschieht jetzt mit mir“, schluchzte sie, „muss...muss ich jetzt hierbleiben?“
Wer meint, Lydias eigene Geschichte als Grundlage für diese Lügenstory wiederzuerkennen, der hat gut beobachtet. Diese ganze Tour war „Marke Eigenbau“, Lydia und ich hatten sie uns zurechtgelegt und waren schon ein bißchen stolz drauf.
„Nein, Herzchen“, erwiderte ihr Lydia kalt, „so eine wie dich kann man nirgends brauchen. Du bist 'ne schlechte Sklavin. Du bist einfach zuviel auf dieser Welt, verstehst du?“
„Ja“, pflichtete ich Lydia bei, „die werden dich wohl abmurksen, nehme ich an. Du bist nichts wert und musst trotzdem essen, und Essen kostet Geld- das geht nicht zusammen. Sorry.“
Und zuckte mit den Achseln.
Das naive Kind sank heulend auf die Knie, klammerte sich an meinen Unterschenkeln fest.
Also war auch dieses Kalkül aufgegangen.
Als Lydia gestern abend diesen Punkt vorgeschlagen hatte, erhob ich aus meiner Kenntnis des Strafkodex sofort Einwände.
„Lydia, auch uns Sklaven kann man doch nicht so einfach ins Jenseits befördern. Das geht nur in einem Sklavengefängnis und aufgrund einer gerichtlichen Verurteilung.“
Das war Lydia völlig neu und ich gab ein bißchen an mit meinen Kenntnissen über das Sklavenrecht. Irgendwann und zu irgendwas musste all' das Zeugs, das ich mir auf Mamas Geheiß in den Schädel gebimst hatte, ja gut sein.
Wir beide einigten uns jedoch schnell darauf, dass die Wenigsten auch nur annähernd so gut Bescheid darüber wussten wie ich und dass es schon o.k. war, eine solche Behauptung in die Welt zu setzen. Von Analphabeten braucht man keine juristischen Spezialkenntnisse zu befürchten.
(Apropos: woher bitteschön hatte die Lydia denn ganz selbstverständlich angenommen, dass ich mit einem Laptop würde umgehen können? Das setzte schließlich unter anderem Schreibkenntnisse voraus. Ich hatte ihr gegenüber nichts dergleichen erwähnt, dessen war ich mir sicher.)
Nur- so langsam wurde die Angelegenheit etwas problematisch für mich: dieses heulende Elend da unter mir, das sich sehr richtig an meinen Knien festklammerte und nicht an Lydias, das fing an, mir leid zu tun.
Lydia warf mir einen warnenden Blick zu der besagen wollte: „Vermassel es nicht!“
Das hatte ich aber weiß Gott nicht vor. Irgendwas stimmte nicht mit Lydias Geschichte mir gegenüber, die Indizien häuften sich, wie hatte ich nur so naiv sein können, ihr die Samariterin abzunehmen? Wer weiß, am Ende stattete sie gar Bericht ab über mich.
Also spielte ich meine Rolle weiter, schüttelte die Kleine ab.
„Los, aufstehen. Mitkommen!“, blaffte Lydia sie an.
Wir führten sie runter in den Keller, wohin sie uns zitternd folgte. Dort erhielt sie eine dieser Arrestzellen ganz für sich alleine.
Weiter geschah ihr nichts, außer dass ihr so ein Wärter noch Hand- und Fußeisen anlegte, die durch eine kurze Kette miteinander verbunden waren. Auf diese Weise konnte sie nicht aufstehen, sondern musste schön brav sitzenbleiben.
Das war das letzte, was ich an diesem Tag von ihr sah: wie sie mit angstgeweiteten Augen in ihrer Ecke saß und abwechselnd auf uns und dann wieder ungläubig auf ihre Fesseln starrte. Ich glaube, sie dachte echt, ihr letztes Stündlein hätte geschlagen. Dann schloss sich die Tür hinter ihr.
Mir war nicht wohl bei der Sache. Was wir taten, war schon sehr grausam. Einsamkeit und Todesangst- was das wirklich bedeutet, konnte ich mir zu jenem Zeitpunkt zwar noch nicht recht vorstellen, aber alleine zu sein mit seinen schlimmsten Befürchtungen, ängstlich auf alle sich nähernden Schritte zu lauschen, eine ganze Nacht lang- war mir schon klar, dass es echt unmenschlich ist, jemand so zu terrorisieren. Auch wenn es letzten Endes natürlich die irregeleitete Phantasie des Betreffenden ist, die ihn in die Hölle schickt.
Vor unserem Zimmer wartete schon die Kleine von gestern auf uns, mit dem Servierwagen. Darauf unser Abendessen, mit Klarsichtfolie abgedeckt und appetitlich angerichtet wie immer.
„Wie lange stehst du hier schon?“, wollte Lydia wissen.
„Eine halbe Stunde, nicht länger. Ehrlich!“, kam die Antwort.
Lydia riss die Folie an einem Ende los, probierte was von dem Aufschnitt.
„Hm, ja, o.k.“, meinte sein gnädig, „kannst es reinschieben.“
Dann wurde die Kleine noch mal losgeschickt, neuen Wein holen.
„Und..“, begehrte Lydia später zu wissen, während unsere Bedienerin uns das Besteck reichte, den Wein einschenkte, „...wie sieht's aus, Anna? Glaubst du, du stehst es durch? Ich meine, wie fühlst du dich? Alles im grünen Bereich?“
Ich leerte mein Glas. Reichte es der Kleinen hin.
„Schenk nach, los.“ Sie tat es. Dann schickte Lydia sie raus. „Verschwind schon. Wir kommen ohne dich klar.“ Wieder dieser formvollendete Rückzug. Knicks, Schließen der Türe. Weg war sie und wir beiden allein.
„Also, alles klar? Packst du's?“
„Ja, glaub schon.“
„Glaubst du's oder weißt du's? Glauben kannst du in der Kirche.“
„Na ja, wenn ich ehrlich sein soll... Aber können wir nicht erst mal essen? Ich hab Hunger.“
„Du wirst mir doch diese einfache Frage beantworten können. Packst du's oder nicht, verdammt noch mal?“
„Nerv nicht. Ich muss ja wohl. Obwohl ich manches anders machen würde. Also wenn ich denke, dass die da jetzt im Keller sitzt und...“
Lydia schlug mit der flachen Hand auf den Servierwagen, dass die Gläser wackelten.
„Anna! Das ist ja zum Verzweifeln mit dir! Hast du's denn immer noch nicht gerafft? Du sollst nicht denken. Du sollst gehorchen!“
„Aber ich gehorche doch. Nur glaub ich halt nicht...“
Lydia stöhnte auf.
„Hör zu, Anna, hör mir gottverdammt einfach mal zu. Einmal in deinem Leben, ja?“ Ich sah, dass sie sich zur Ruhe zwang.
„O.k, also...die Sache ist doch die. Seit du hier bist, hast du's immer nur vergeigt, ist doch so, oder? Die machen dich zur Hilfsaufseherin- und du nimmst dir 'nen Lover, ziehst ihn auf deine Seite, machst aus der ganzen Veranstaltung hier so 'ne Art Höheres- Töchter- Institut, bis sie nicht mehr anders können, als dir klipp und klar zu zeigen, wo's langgeht. Ja? Kapierst du, was ich meine?
Dann geben sie dir noch'ne zweite Chance, also ich meine, da hast du echt Glück gehabt, und was tust du? O.k., endlich gehorchst du zwar, aber wie? Stellst alles in Frage, meckerst nur rum. Verdammt, du führst dich auf wie'ne Gräfin! Bist du aber nicht. Du bist 'ne Sklavin. DIE geben die Befehle, wir führen sie aus. Das ist doch ganz einfach. Ich versteh' ehrlich nicht, wo dein Problem ist. Das ist doch das Simpelste von der Welt....“ Fassungslos schüttelte sie den Kopf.
Ich gestand mir ein, dass sie recht hatte. Dass ich gerade drauf und dran war, mir auch noch die zweite Chance zu verbauen. Und dass es im Grunde egal war, ob Lydia jetzt im Auftrag handelte oder es von sich aus gut mit mir meinte: wichtig war, dass sie recht hatte. Dass ich lernen konnte von ihr, worauf es ankam im Leben. Sie hatte, ausgehend von einer total miesen Position (Ihr erinnert Euch, ihr Herr wollte sie ja abmurksen lassen) doch wirklich was erreicht, während ich aus Mangel an Realitätssinn alles kaputtmachte, mich weigerte, sämtliche goldenen Brücken zu beschreiten, die sie mir baute. Glaubte ich etwa ernsthaft, alles würde für den Rest meines Lebens so easy weitergehen wie bei meinem ersten Herrn?
Ich senkte beschämt den Kopf: „O.k., o.k., du hast ja recht. Ich seh's ja ein.“
„Wird aber auch Zeit. Blöder Affenarsch...“, brummelte sie. „Kann ich mich auch drauf verlassen? Kein Rumgemeckere mehr? Das wäre auch zu schön.“
„Ja, ja, o.k. Ich schwör's.“
Aber im Grunde meines Herzens tat es mir doch leid, das Kind, das jetzt im Keller saß und annehmen musste, das es den Morgen nicht mehr erleben würde.
Kapitel 99
Um drei Uhr nachts schreckte ich hoch. (Mittlerweile verfügte ich nämlich nicht nur über eine Nachttischlampe, die auf dem Boden neben dem Sofa stand und die ganze Nacht anblieb- eine wesentliche Neuerung; nein- neben dem Aushändigen des versprochenen eigenen Bettzeugs hatte Lydia auf eine Bemerkung von mir hin auch noch eine Armbanduhr für mich organisiert. Die hatte wohl mal einer Anderen gehört. „So, jetzt weißt du immer, was es die Stunde geschlagen hat, Annalein!“)
Mein Herz klopfte wie verrückt. Was tat ich hier? Waren wir wirklich dabei, ein kleines Mädchen, das doch nur ungeschickt war, in Todesängste zu versetzen?
Mir war undeutlich , als hätte ich davon geträumt, ich sei an ihrer Stelle und ich spürte: es war etwas ganz und gar Schreckliches, an dem ich mich da beteiligte....
„Was ist, Anna?“ Lydia, hellwach und kein bißchen schläfrig, „hast du wieder Schmerzen?“
„Nicht so arg.“ Es stimmte. Irgendwie waren sie heute viel erträglicher.
......
„Lydia, kann ich dir eigentlich trauen?“
„Nein, Affenarsch, das kannst du nicht. Nur ein Idiot traut irgend jemandem. Und jetzt schlaf.“
„Ja, du auch. Also, schlaf gut, meine ich.“
Sie lachte kurz auf. „Danke. Schlaf besser.“
Am nächsten Tag war das Mädchen verschwunden. Sie war einfach weg, meine ich, und als ich Lydia darauf ansprach und rauszufinden versuchte, ob sie irgendwas Genaueres wüsste, schüttelte sie nur ärgerlich den Kopf. „Was du nicht weißt, Anna, das bringt dich nicht um. Also scher dich um dein eigenes Überleben und bring uns nicht in Gefahr durch neugierige Fragen. Wir haben getan, was man uns aufgetragen hat. Der Rest ist uninteressant. Sie ist weg und damit basta!“
Bei Licht besehen hatte sie auch hierin natürlich recht. Wir führten nur Befehle aus, waren nicht verantwortlich. Schon, weil wir überhaupt keine andere Wahl hatten. Nicht die allergeringste.
Nur- warum fühlte ich mich dann so schlecht und so schmutzig? Am liebsten hätte ich mir selber ins Gesicht gespuckt.
Kapitel 100
In der Folgezeit habe ich Lydia viel über mich erzählt. Also nicht über meine geheimsten Gedanken, über meine ständig unerträglicher werdenden Schuldgefühle- aber wenn wir des nachts so wach lagen, denn auch ich schlief immer schlechter, dann unterhielten wir uns eben.
Ich sprach viel von meiner Kindheit, von Mama und meinem ersten Herrn, und es tat gut, es zu tun.
Lydia gab fast nichts preis über sich, sie beschränkte sich überwiegend aufs Zuhören, aber an ihren Reaktionen und Zwischenfragen merkte ich, dass es sie echt nicht langweilte, was ich ihr alles so mitteilte. Überhaupt war sie während dieser nächtlichen Stunden ganz anders als tagsüber, menschlicher irgendwie, und sie konnte hellauf lachen über meine Anekdoten aus meiner Schulzeit und einmal, da sagte sie: „Ach Anna, wir hätten uns woanders kennenlernen sollen. Unter anderen Umständen, meine ich.“
Aber an irgendeinem Punkt unserer Unterhaltungen, das konnte nach zwei Stunden sein, da bestand sie immer darauf, dass alles nur „ein Schmarrn“ sei.
„Das ist alles nur ein schöner Traum gewesen, Anna. Hallo!?! Willkommen in der Wirklichkeit! Und jetzt schlaf, und halt endlich deine Sabbel. Blöder Affenarsch!“
Und sie drehte sich zur Wand, zog die Decke über den Kopf und ich spürte: in dieser Nacht war sie nicht mehr dazu zu bewegen, mir weiter Gehör zu schenken.
Über sie brachte ich eigentlich nur in Erfahrung, dass sie ihre Eltern und drei Schwestern gekannt hatte und gleich mir eine zeitlang zur Schule gegangen war. Weitergehende Fragen über sich beantwortete sie sehr rasch mit der kaum verhüllten Drohung, das Gespräch abzubrechen. Nur um dann sofort versöhnlich hinterherzuschieben: „Aber erzähl doch noch was über dich, Anna. Ich hör dir gern zu. Wirklich.“
Ich hab natürlich alles immer so erzählt, dass es möglichst lustig klang, selbst die Sache mit meiner ersten Vergewaltigung hörte sich ulkig an. Wie ich da fassungslos vor dem ersten harten Schwanz meines Lebens stand und mich dann rückwärts immer an der Wand lang rausschleichen wollte wie in so'nem Slapstick- Film, wo doch ohnehin klar war, dass mir das Unvermeidliche blühte und wie ich dann schon glaubte, dem doch noch entronnen zu sein, tja, da ausgerechnet tauchte leider Mama auf und schob mich wieder zurück, dem Herrn direkt vor die Flinte und wahrscheinlich war sie froh, selber mal die Fotz nicht hinhalten zu müssen ausnahmsweise und ich als braves Töchterlein hab dann halt die Beine breitgemacht und was gelernt, was mir im späteren Leben noch sehr nützlich war. „Sehr nützlich, Lydia, sehr“, meinte ich bedeutungsschwanger und machte gleich weiter mit einer deftigen und ziemlich der Wahrheit entsprechenden Schilderung aus meiner wilden Diskozeit.
„Anna, du Hur“, quietschte Lydia vergnügt und haute mir ihr Kissen über den Kopf und ich blieb ihr nichts schuldig, und es war nur gut, dass wir nun insgesamt über drei Kissen verfügten, denn eines blieb leider auf der Strecke und das Zimmer sah aus wie nach einem Besuch von Frau Holle.
Wir konnten uns auch Wein bringen lassen, mitten in der Nacht, wenn uns danach war, kein Problem.
Kapitel 101
Dieses Leben ging noch ein paar Tage so weiter, und ich hörte endgültig auf, mir noch Rechenschaft abzulegen über mein Tun. Ständig stand ich unter Alkohol, der Schlafmangel tat ein übriges, zudem gewöhnt der Mensch sich eben auch erstaunlich rasch; und , wie gesagt, richtig unangenehm war mir meine neue Position als gottgleiches Wesen (oder von mir aus: Teufelin) auch nicht immer. Ich fand mehr und mehr Gefallen an meiner und Lydias „Allmacht“ oder was wir eben dafür hielten. Über das Schicksal irgendeines unserer Opfer nachzudenken kam mir immer weniger in den Sinn. Wozu auch? Erstens waren es inzwischen zu viele und zweitens bekamen sie nur, was sie verdient hatten. Hatte man nicht auch mich grausam bestraft, bevor ich endlich schnallte, was Sache ist? Hätte ich schneller gelernt, wäre mir eben Manches erspart geblieben.
Dann konnte eine kaum die Arme heben, weil sie am Abend zuvor „gehängt“ worden war (also mit den Armen auf dem Rücken), sie hatte so was absolut Verstörtes in ihrem Gesichtsausdruck, da kam es wieder über mich, dieses kotzelende Gefühl. Ich hasste mich selbst in dem Moment....
Am Abend weinte ich. Lydia nannte mich erst 'ne Heulsuse, kam dann aber doch neben mich, wollte ihren Arm um mich legen, aber ich schob ihn weg. Sie zog sich zurück von mir, fing schon mal zu essen an, wartete, bis ich ausgeheult hatte.
„Na, geht’s wieder, Anna?“
......
„Hast du schon mal gedacht, dass du nicht mehr leben willst, Lydia?“
Sie schaute verwundert auf mich. „Nee, nie. Eigentlich immer nur das Gegenteil. Ehrlich. Wieso- bist du lebensmüde?“
Es war hoffnungslos. Wir waren zu verschieden.
„Nee, nee, alles o.k.“, wiegelte ich ab, „nur gelegentlich, da wünschte ich, ich wäre nie geboren, weißt du.“
„Das kenne ich“, seufzte sie, so aufrichtig und tief, dass es mich denn doch überraschte, „aber...“, so fuhr sie fort, „da es nun mal passiert ist, habe ich auch jedes Interesse daran, dass das nicht rückgängig gemacht wird, kapierst du?“
Am nächsten oder übernächsten Abend unterhielten wir uns über die Freiheit. Es war sogar ich, die mit dem Thema anfing. Irgendwie traute ich ihr wieder mehr, vielleicht immer noch mit einem gewissen Vorbehalt, aber man konnte sich unterhalten mit ihr, und das war mir doch zu kostbar, als dass ich es mir durch Paranoia, wie ich mich selber schalt, kaputtmachen lassen wollte. Obwohl mich eine innere Stimme nach wie vor davor warnte, allzu offenherzig zu sein.
Für sie war das ganze Thema natürlich von vornherein „Quatsch“.
„Aber wenn du unbedingt willst, reden wir drüber. Obwohl- das ist doch alles Quark mit Käse, Anna. Oder glaubst du noch an das Märchen mit dieser Befreiungsliga?“
Ich musste lachen. Das war ja eher was für die Giselles dieser Welt, Ihr erinnert Euch sicher noch an dieses naive junge Mädchen, mit dem ich vor undenklichen Zeiten (so kam es mir zumindest vor) mal in einem Cafe gesessen hatte. DIE waren die Sklavenbefreiungsliga. DIE konnten NIEMANDEM helfen, die wurden bestimmt auch nicht einen Kopf kürzer gemacht, wenn mal wieder eine (oder einer) eingefangen wurde...
„Nein, so meine ich das doch gar nicht. Ich meine, hast du dich nie gefragt, wie es wäre, frei zu sein? Wie sich das anfühlen würde?“
Sie schüttelte verständnislos den Kopf.
„Anna, ich glaube, die sind alle auch gar nicht so frei, wie sie tun. Oder wie sie selber meinen. Also ehrlich, vielleicht ist der Unterschied letzten Endes gar nicht so groß.“
Das fand ich zwar 'nen totalen Blödsinn, dennoch: solche Überlegungen hätte ich ihr nun wirklich nicht zugetraut. Also hatte auch sie sich schon so ihre Gedanken zu diesem Punkt gemacht...
„Gut“, gab ich mich konziliant, „mag sein. Aber wirklich wissen tun wir's nicht, weil wir es eben nie erfahren haben...“
„Hoppla, hoppla...“, fiel sie mir ins Wort, „das musst gerade du sagen. Du hast doch gelebt wie 'ne Freie, sagst du doch selber. Also du widersprichst dir, gib's zu!“
Sie verstand mich nicht. Es war, als ob ich zu einem Blinden von der Farbe spräche.
„Ich war's aber nicht. Ich war immer 'ne Sklavin, schon bevor ich geboren wurde, habe ich jemand gehört, und das liegt so auf mir....“ Ich wusste nicht mehr weiter. Wie kann man Sehnsucht beschreiben? Außerdem wurde mir das langsam doch zu gefährlich, das Thema.
„Tja, Anna“, meinte sie lakonisch, „warum fliehst du dann nicht?“
„Was?“
„Das tun mehr als man denkt.“
Sofort kam es mit voller Wucht wieder über mich, dieses Misstrauen. Ich geriet direkt in Panik. Ich hatte doch nie vor gehabt, zu fliehen, und wenn sie es jetzt so hindrehte, als ob ich auch noch sie dazu zu überreden versuchte durch dieses Gespräch...
„Nein, wirklich, ich meine es ernst, Anna. Hau doch einfach ab von deinem Herrn, sobald du wieder bei ihm bist. Das ist leichter, als von hier wegzukommen. Also ich rate es dir nicht ausgesprochen, weil sie dich sowieso erwischen, aber dann wüsstest du wenigstens, wie es sich anfühlt. Ein paar Tage oder vielleicht sogar ein paar Wochen bist du dann frei...“
„Lydia“, entgegnete ich scharf, „ich würde nie abhauen. Du hast mich völlig falsch verstanden. Flucht ist Tod, glaubst du, ich will sterben?“
„Ach!? Auf einmal willst du also doch weiterleben!“
Das war unser Gespräch zum Thema „Freiheit“.
Die nächsten zwei Tage waren wie immer. Ich wappnete mich mehr denn je mit Alkohol und bekam auch kaum mehr Mitleidsanwandlungen.
Am Ende der Woche wurden alle Mädels aus meiner Serviergruppe vom Zuchtmeister für einwandfrei geeignet befunden, ihrer Herrschaft künftig in dieser Weise zu dienen. Alle außer der einen, die ihre Arme nicht mehr richtig gebrauchen konnte. Lydia hat sie so gottserbärmlich verdroschen immer wieder, bis sie schließlich auf die Krankenstation kam. Ich habe ihr aber keinen Eintrag ins Strafbuch mehr gegeben.
„Lydia“, fragte ich abends, „glaubst du, ich bekomme gleich am Montag eine neue Gruppe?“
Sie nahm einen tiefen Zug aus ihrem Glas. Schwieg.
„Was ist? Hast du was?“
„Anna: ich muss dir was sagen, das weißt du jetzt nicht von mir, das weißt du überhaupt nicht, o.k.?- aber übermorgen, am Montag, wirst du nicht mehr bei uns sein. Hier in dieser Sklavenschule, meine ich. Du wirst mir sehr fehlen. Ehrlich! Ich hab' mich verdammt gewöhnt an dich.“
Mein Herz machte einen jähen Sprung.
„Du meinst...“, fragte ich, nicht zu hoffnungsfroh, denn ihre Traurigkeit über meinen Weggang schien echt zu sein, „du meinst, ich komme wirklich zurück zu meinem Herrn?“
Mit einem Male war mir leicht zumute, so leicht. Der Alptraum war vorüber und ich fühlte, dass ich nie mehr an diesen entsetzlichen Ort zurückkehren würde. Ich würde meinem Herrn dienen, den Rest meines Lebens, und noch nicht einmal mehr in Gedanken aufbegehren. Das spürte ich. Totaler Gehorsam, das wäre von nun an mein Bollwerk, mein Schutz davor, noch mal an einen solch schrecklichen Ort zu müssen. Aber totaler Gehorsam und vollständige Ergebenheit in den Willen meines Besitzers würden mehr sein als nur ein Mittel zum Zweck- ich war eine andere geworden in dieser Zeit hier- und es war gut so.
„Bald, Anna, bald wirst du deinen Herrn wiedersehen. Es dauert nicht mehr lange. Noch eine Woche oder zwei. Höchstens.“
„Aber du hast doch gerade gesagt...“
„Schnauze, Anna! Mehr sag ich wirklich nicht.“
„Ja, aber wieso...“
„Sei still. Sei still und sauf. Morgen brauchen wir nirgendwo hin. Also sauf!“
Ich merkte, mehr konnte ich nicht erfahren von ihr. Sie wusste was, aber sie wollte es mir nicht sagen. Wahrscheinlich durfte sie es auf keinen Fall, sie hatte mit Sicherheit ohnehin schon zuviel gesagt, was ich als Zeichen ihrer Zuneigung zu mir nahm. Ich wollte nicht weiter in sie drängen, das hätte ich unfair gefunden. Obwohl es mich schon interessiert hätte, was sie mir verschwieg.
Es wurde kein fröhlicher Abend. Lydia wirkte bedrückt und in sich gekehrt und ich bekam es immer mehr mit der Angst. Was um Gottes Willen stand mir noch bevor?
Es war der Zuchtmeister selbst, der es mir mitteilte.
Kapitel 102
Ich bin völlig unbeweglich mit abgewinkelten Armen bäuchlings an einen Eisenrost gefesselt. Mit den Füßen, den Händen, dem Hals. Ich liege in Eisen, wie man so schön sagt. Eiserne Fußfesseln, Eisenringe um Hals und Handgelenke. Alles irgendwie fest mit dem Gitter verbunden, ich kann mich kaum rühren. Es ist sehr unbequem, reglos auf den kalten Gitterstäben liegen zu müssen. Ich friere und habe wahnsinnige Angst, denn ich befinde mich im Sklavengefängnis. Mein schlimmster Alptraum ist Wirklichkeit geworden, und er hat eben erst angefangen, so viel ahne ich.
Mein Verlies ist schwach erhellt durch eine Glühbirne, wie ich annehme. Es kommt mir jedenfalls nicht vor wie Tageslicht. Genau weiß ich das aber nicht, denn als man mich hier rein zerrte, da trug ich noch eine Art Sack über dem Kopf, er wurde erst entfernt, als ich gefesselt und völlig wehrlos war, meinen neuen Peinigern schutzlos ausgeliefert. Ich bekam noch einen Arschfick, der sehr schmerzhaft war, da ich mich verkrampfte. Mein Vergewaltiger öffnete sich den Zugang zu meinem Darm aber mit brachialer Gewalt und es war wirklich ganz furchtbar, zumal er sich natürlich in Gänze auf mich legte, um mich zu ficken. Die Gitterstäbe, Gottseidank recht dicke, schnitten dennoch unerträglich ein. Ich bekam kaum Luft. Dann war auch das vorüber und man tränkte mich noch mittels der sattsam bekannten Methode „wassergetränkter Schwamm“.
Meinen stechend schmerzenden Anus ließ man jedoch in dem Zustand, in dem er sich befand, und machte ihn noch nicht mal im Geringsten sauber.
Was mich jedoch am meisten quält ist das Bewusstsein des Ortes, an dem ich mich nun befinde.
Doch der Reihe nach:
am Montag in aller Frühe musste ich gleich zum Zuchtmeister.
Der eröffnete mir ziemlich brutal, dass es für mich ins Sklavengefängnis ginge.
„Für dich geht’s jetzt fort von hier. Wir sind zwar recht zufrieden mit deinen Fortschritten, wir glauben, dass du 'ne gute Sklavin geworden bist hier bei uns, aber wir fürchten, du könntest alles in kürzester Zeit wieder vergessen. Deswegen schicken wir dich an einen Ort, den nie jemand vergisst, der jemals dort gewesen ist: du kommst jetzt ins Sklavengefängnis. Besuchsweise gewissermaßen. Nur damit du einen Eindruck bekommst, was dir blüht, wenn du noch einmal aufmuckst in deinem Leben.“
Ich war total geschockt und ich warf mich ihm zu Füßen und ich bettelte und ich flehte und versicherte ihm ein um das andere Mal, dass ich nie wieder ungehorsam sein wollte: „Nie, nie, nie mehr, ich schwör's!“
Geholfen hat's natürlich nichts und jetzt bin ich hier, und wie lange ich schon so liege, weiß ich nicht.
Ich würde gerne den Kopf wenden, meine Umgebung in Augenschein nehmen, das würde ihr möglicherweise etwas von ihrem Schrecken nehmen. Aber das geht ja nicht.
Das Gefühl der Einsamkeit, der Schutzlosigkeit ist überwältigend. So ausgeliefert habe ich mich noch nie gefühlt, in meinem ganzen Leben nicht. Mama hat mich immer gewarnt, dass ich mal im Sklavengefängnis landen würde, und jetzt bin ich tatsächlich hier!
Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen vor lauter Angst und ich friere immer mehr.
Ich muss geschlafen haben. Alles tut mir weh und fühlt sich total verspannt an und ich bewege wenigstens die Finger ein wenig und die Zehen und fühle mich so allein.
Ich heule auch so'n bißchen vor lauter Angst und Elend, und auf einmal höre ich einen Schrei, der mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Er ist jenseits des Schmerzes, es ist ein Schrei des vollständigen Entsetzens und ich weiß: da foltern sie eine. Und bis ich selber drankomme, das ist nur eine Zeitfrage.
Die hörte und hörte nicht auf, die Sondersitzung meiner unbekannten Leidensgenossin, sie schrie und schrie und schrie, mal lauter vor rasendem Schmerz, mal leiser. Dann war kurz Ruhe und dann ging's wieder von vorne los. Und immer war es, als schnitte mir ein Messer durch die Seele und ich lag da, völlig bewegungsunfähig und wartete darauf, dass die Tür aufginge und der Schmerz auch einträte in mein Leben, um mir den Verstand zu zerstückeln. Weil am Ende, kurz bevor es dann endlich, endlich vorbei war, da klang sie echt wie'ne Wahnsinnige, ich schwör's Euch!
Dann kam einer und ich wimmerte vor Furcht und er verdrosch mir den Arsch mit was, was sich anfühlte wie'n fingerdicker Rohrstock. Und der Schmerz kam und füllte meine ganze Existenz aus und es hätte nichts gegeben, was ich nicht getan hätte, damit er aufhörte. Das tat er aber nicht, und wieder hallte mir mein eigenes ohrenbetäubendes Gebrüll im Kopf herum und er hieb auf mich ein und hörte und hörte und hörte nicht auf.
Dann musste ich kotzen, während er weiter erbarmungslos zuschlug, und dann ging mir der Urin ab und er prügelte weiter und dann war es vorbei und er ging einfach wortlos raus und ich lag da mit einem Gesicht, das ganz mit Kotze verschmiert war und musste so liegen bleiben, weil losgemacht hatte er mich natürlich nicht.
Und dann kam lange niemand mehr, lange, lange. Und ich fror und ich heulte und der Arsch tat mir so weh und dann fühlte er sich wieder so taub an.
Wenn sie mich nur losmachen würden. Wie lange bin ich hier schon an dieses Metallbett gefesselt? Oh bitte, ich will, dass es endlich aufhört. Bitte bitte, lieber Gott, lass es aufhören!
Ich habe völlig jedes Zeitgefühl verloren. Sie kamen und haben mich mit einem scharfen Strahl kalten Wassers abgespritzt, auch im Gesicht, dort aber Gottseidank mit reduziertem Druck, worüber ich sehr froh bin. Das war trotzdem schlimm, ich kann ja nichts tun als daliegen und hilflos alles mit mir geschehen lassen. Jetzt zittere ich unkontrolliert und klappere buchstäblich mit den Zähnen. Trotzdem ist es eine große Erleichterung, nicht mehr ständig diese Kotze riechen zu müssen.
Ich versuche, meinen Arsch zu erspüren. Wie schlimm ist er zugerichtet? Er fühlt sich nun schon seit Stunden taub an und meine Beine auch. Die Zehen kann ich aber noch bewegen. Ziehende Schmerzen kriechen durch den Rücken, den Nacken, ich habe immer stärkere Kopfschmerzen.
Langsam wird mir übel, ich glaube, ich muss bald wieder brechen.
Ich versuche möglichst flach zu atmen, dann geht´s. Die Übelkeit flaut ab. Ich möchte mich nicht mehr übergeben. Nicht hier, nicht in dieser hilflosen Position. Was, wenn was in die Lunge geht?
Versuchsweise probiere ich, mich zu räuspern. Das geht ganz schlecht. Zum Räuspern muss man den Oberkörper ein bißchen anheben können, und das ist mir praktisch unmöglich.
„Also nicht mehr kotzen, Anna!“, befehle ich mir selbst. Wenn nur jemand käme, mich los zu machen. Es ist so quälend, so zu liegen.
Aber gleichzeitig habe ich natürlich auch Angst davor, dass jemand kommen könnte. Wer weiß, was er mir antut.
Die Zeit vergeht. Ich gerate von Gleichgültigkeit in Verzweiflung, von Verzweiflung in einen fast schon heiteren Gemütszustand. Ewig können sie mich ja nicht anbinden. Irgendwann müssen sie das tun, was ich will, nämlich mich losmachen. Also bestimme ich, was geschieht, nicht sie. Dann wieder wird der Wunsch, mich zu bewegen, übermächtig. Ich habe das Gefühl, vergessen worden zu sein. Sie haben mich bestimmt vergessen und ich muss hier sterben. Ich glaube, ich verliere den Verstand, wenn ich nicht endlich wieder rumlaufen kann und tun, was mir gefällt. Aber natürlich bleibe ich fest an diesen Metallrahmen gefesselt und mir ist kalt, so kalt, dass ich mit den Zähnen klappere. Dann versinke ich wieder in Apathie.
Schließlich kommt doch einer. Es ist der Sir. Der, dem die Sklavenschule gehört. Wenn ich eine anhätte, würde mir das Herz in die Hose fallen. Aber ich bin ja nackt.
Er tätschelt meinen Arsch. Ich will ihm gefallen, versuche ich ihn ein wenig hin- und her zu schwenken.
„Sie an, sieh an, die kleine Anna. Nicht mehr viel Widerstandsgeist, oder täusche ich mich da?“
„Nein, Sir.“
„Was nein?“
„Ich werde nie mehr Widerstand leisten, Sir. Nur noch gehorchen, Sir. Ich schwör´s.“
Erneut tätschelt er meinen Arsch.
„Wir werden sehen, wir werden sehen“, meint er, und es klingt nicht sonderlich überzeugt.
Dann: „Du weißt, wo du hier bist, nicht wahr, Anna?“
„Ja, Sir“,, ich schlucke, „im Sklavengefängnis, Sir.“
„Und du weißt ja, was im Sklavengefängnis geschieht, oder?“
Ich zögere. Aber ich muss antworten.
„Da werden welche ganz schlimm bestraft, Sir.“
„Und...“, fragt er lauernd.
„Umgebracht werden auch welche, Sir.“
Wieder Arschtätscheln, zum Abschluss gibt es einen leichten Klaps.
„So ist es, Anna. Obwohl wir den Ausdruck Hinrichtung vorziehen. Wenn welche zum Tode verurteilt sind, dann werden sie hier hingerichtet. Und du wirst uns dabei helfen. Was sagst du dazu?“
.....
„Wie? Wie helfen, Sir?“
Ich muss an das Video denken und Sabi, die dann immer dabei sein muss. Das kann ich nicht, ich kann es einfach nicht, das spüre ich. Es ist keine Frage des Wollens, ich wünschte so sehr, ich könnte es, weil ich sicher bin: wenn ich mich weigere, dann bin ich die nächste. Dann geschehen all diese schrecklichen Sachen mit mir. Aber ich kann da nicht zusehen, geschweige denn mitmachen, bin völlig außerstande dazu.
„Das erkläre ich dir gleich. Ich denke, erst mal sollten wir dich losmachen? Was denkst du? Möchtest du, dass ich dich losmache?“
„Ja, Herr. Oh bitte, bitte.“
„Oder soll ich dich lieber grillen? Wir können den ganzen Rahmen hier unter Strom setzen. Das Gitter, an das du gefesselt bist, auch. Da können wir dich grillen, bis du schön knusprig bist.“
Er erhebt sich. Für diese Unterhaltung saß er auf dem Rand des Gitterrostes.
„Nein, Herr, Gnade, Gnade!“, quieke ich entsetzt, „ich werde alles tun, alles, alles. Nur bitte nicht den Strom, nicht den Strom, bitte, bitte...“
Vor Elektroschocks habe ich eine Heidenangst.
Er ruft aber nur jemand von draußen herein, der offenbar vor der Tür gestanden hat. Der löst die Vorhängeschlösser, mit denen ich die ganze Zeit ans Bett gefesselt war, so viele Stunden, wahrscheinlich Tage. Sie helfen mir auch auf, alleine schaffe ich das nicht mehr.
Ich sitze auf dem Rand dieses teuflischen Folterbettes, der Sir hat sein Jackett ausgezogen und mir um die Schultern gelegt. Vor Schwäche und Entkräftung lehne ich mich an ihn und heule vor Erleichterung und Dankbarkeit.
Er hat mich losgemacht. Er hat mich endlich losgemacht. Ich bin nicht mehr angebunden.
„Danke, Sir, danke, danke, danke!“, schluchze ich immer wieder.
Wir sitzen noch eine Weile. Ich schlenkere mit den Beinen, lehne mich an ihn und fühle mich wohl und geborgen. Ich bin nicht mehr angebunden. Ich muss auch bei keinen „Schlachtungen“ dabei sein, hat er gesagt.
„Wir wissen, Anna, dass du das nicht kannst. Wir zwingen dich nicht, wenn du nicht in der Lage bist zu etwas. Du bist sehr empfindsam. Würde dir etwas Seelsorgerisches mehr liegen?“
Darunter kann ich mir zwar nichts vorstellen, aber er wird mir sicher gleich mitteilen, was darunter zu verstehen ist.
„Wie du weißt“, so fährt er fort, „versuchen idiotischerweise immer wieder welche, zu ihrer Herrschaft zu entfliehen. Natürlich werden sie früher oder später wieder gefasst und zum Tode verurteilt. Wir schlachten nur wenige von ihnen, in der Regel für zahlende Gäste. Einige werden auch auf andere Art langsam zu Tode gebracht. Den Rest jedoch, den großen Rest, hängen wir einfach. Darunter sind auch sehr junge Mädchen. Es ist nicht leicht für sie. Möchtest du sie begleiten auf ihrem letzten Gang? Ihre letzte Nacht mit ihnen verbringen und ihnen beistehen?“
„Ja, Sir. Darf ich Sie etwas fragen, Sir?“
„Sprich.“
„Warum müssen manche so qualvoll sterben?“
„Das hängt ab von der Schwere ihres Verbrechens. Es gibt welche, die haben zum Beispiel versucht, ihre Herrschaft umzubringen. Die haben dann kein Recht mehr auf einen schnellen Tod. Aber ich darf dir versichern, alle haben einen fairen Prozess gehabt, mit Verteidiger und Berufungsmöglichkeit und allem.“
Das kann ich nur hoffen. Nach den Buchstaben des Gesetzes stimmt es, was der Sir mir hier erzählt. Andererseits dürfte ich nach den Buchstaben des Gesetztes gar nicht hier sein an diesem Ort. Das behalte ich aber für mich.
„Es gibt aber noch etwas, das ich dir sagen muss, Anna. Ich will nämlich ganz fair zu dir sein. Begleitung, das heißt hier Begleitung bis zum Schluss. Das bedeutet, du bist auch dabei, wenn sie gehenkt werden. Hältst ihnen das Händchen bis zum Schluss, gewissermaßen. Selbstverständlich wirst du da zusehen und nicht etwa die Augen schließen. Du wirst die Falltür auslösen, auf der sie stehen und ganz genau hinsehen, was mit ihnen passiert, wenn sie hinuntersausen. Ist das in Ordnung für dich?“
Ich schweige schockiert. Sicher, es ist nicht so schlimm wie Menschenschlachten. Und sie sind wahrscheinlich auch alle so schuldig, wie man nur schuldig sein kann. Dennoch- ich kann doch nicht bei einer Hinrichtung mitwirken. Wenn ich doch nur selber tot wäre. Oh mein Gott, hilf mir!
Der Sir nimmt das Jackett wieder von meinen Schultern.
„Du machst es uns nicht leicht, Anna. Wir werden dich noch ein wenig foltern, du zwingst uns dazu. Vielleicht überlegst du es dir dann anders. Wirst du freiwillig mitkommen oder müssen wir Gewalt anwenden?“
Ich stehe auf.
„Ich komme freiwillig mit, Sir.“
„Brav, Anna, brav. Ich habe immer zu deinem Herrn gesagt: sie ist im Grunde ein ganz braves und vernünftiges Mädchen, die Anna.“ Er erhebt sich auch, tätschelt meine Wange.
Wir, also der Sir, dieser Typ, der vor der Tür gewartet hat (er bohrte sich gerade in der Nase, als wir rauskamen) und ich gehen einen Gang entlang, der Sir hat seinen Arm um mich gelegt. Ich bin ganz frei und heiter. ER ist dabei und wird mich beschützen. Er wird mir sehr wehtun, aber er wird auch achtgeben, dass mir kein Leid geschieht. Er sagte noch: „Ich habe deinem Herrn versprochen, dich ihm unversehrt zurückzugeben, Anna, wenn du uns in jedem gehorchen willst.“
Im Rausgehen nickte der Sir dem Typ noch zu.
„Wir müssen es doch tun, Edgar, damit sie über die letzte Hürde kommt.“
„O.k. Was?“, antwortet er nur.
„Ich denke, die Zahnbehandlung. Das sollte genügen, hoffe ich.“
„Wir werden sehen“, brummelt Edgar.
Im Grunde weiß ich jetzt schon, dass ich es tun werde. Ich möchte lebend hier rauskommen. Es gibt keinen anderen Weg. So einfach ist das. Warum ich meine Bereitschaft nicht einfach
erkläre und mir viel erspare, weiß ich nicht.
Wir betreten einen großen Raum. In ihm befinden sich zahllose Zinkwannen, abgedeckt mit festgeschraubten Gittern. In einer plätschert es leise. Unwillkürlich blicke ich hinein. In ihr ist ein Mädchen, das krampfhaft versucht, die Nase und den Mund über Wasser zu halten, denn die Wanne ist bis knapp unterhalb des Randes gefüllt. Sie hat sich mit beiden Händen in das Gitter gekrallt und wirkt bereits sehr erschöpft.
„Hilfe, Hilfe“, stöhnt sie leise.
In der nächsten Wanne sehe ich die erste Leiche meines Lebens. Ein lebloser Körper treibt kopfunter in ihr, sie ist bereits ertrunken.
„Sie werden alle ertrinken, das ist ihre Strafe“, erläutert der Sir, „je länger sie sich wehren, desto größer ihre Qual.“
Ich wage nicht, in die anderen Wannen zu blicken, an denen wir noch vorüberlaufen.
Wir betreten den nächsten Raum.
Er ist von oben bis unten gekachelt, ansonsten sieht er aus wie ein zahnärztliches Behandlungszimmer. Der Behandlungsstuhl, die Lampe, der Bohrer, das Tablett mit den ganzen schauderhaften Instrumenten (darunter ein paar, die man in Zahnarztpraxen üblicherweise eher nicht findet)- alles vorhanden. Der Stuhl hat Fixierungseinrichtungen, das sieht man. Hier können sie dich bewegungslos festschnallen, Kopf inklusive.
„Bitte, setz dich drauf.“
Ich zittere am ganzen Leib. Schüttele den Kopf.
„Herr, bitte, ich bin jetzt bereit. Ich werde tun, was Sie verlangen. Aber bitte nicht. Nicht mehr wehtun.“ (Das hat Saskia auch gesagt, fällt mir ein.)
„Anna, ich bitte dich ein zweites Mal. Setz dich auf den Stuhl, ja? Je länger du dich sträubst, umso mehr werden wir dir antun. Verstehst du das?“
Ich gehorche. Ich hatte ohnehin das Gefühl, als ob mir die Beine jeden Moment unter dem Körper wegknicken könnten. Während sie mich festschnallen, denke ich: „Noch die Schlaufe, und noch die, noch so viel Zeit.“
Dann sind sie fertig, mein Kopf ist festgezwängt zwischen zwei gepolsterten Auflagen an den Schläfen, dazu verläuft noch ein stramm festgezurrter Ledergurt über meiner Stirn.
Ich habe solche Angst. Trotzdem bringe ich es mit einem Mal fertig, laut zu rufen: „Ich werde es nicht tun, ich werde es nicht tun!“
„Doch, das wirst du“, erwidert der Typ, „was wir gleich mit dir machen, das hält keiner aus. Du wirst schon sehen.“
„Es ist im Grunde simpel“, mischt sich da der Sir ein. „Hast du schon mal von der Lebendprobe gehört, Anna?“
Ich würde gern den Kopf schütteln, aber das geht ja nicht.
„Nein, Sir.“
„Also, die geht so: wenn sich ein Zahnarzt rausfinden will, ob die Wurzel eines Zahnes abgestorben ist, dann berührt er diesen Zahn mit was Kaltem.“
Aus einer Halterung zieht er etwas, das mich entfernt an einen kleinen Lötkolben erinnert. Es hängt an einem silbrig ummantelten Schlauch.
„Bei uns läuft das aber ein bißchen anders. Hier, durch diesen Schlauch, kann man Flüssigstickstoff hineinleiten. Der ist minus hundert und was weiß ich wieviel Grad kalt. Der Kolben ist ziemlich gut isoliert, Wolfram oder was weiß ich für'n Zeugs. Die Spitze nicht. Dann ist es gut, wenn der Nerv des Zahnes bereits abgestorben ist. Wir hier, wir berühren natürlich gesunde Zähne damit.“
„Bitte, Sir“, stammle ich, „ich werde es doch tun. Alles, alles, alles. Alles, was Sie verlangen.“
„Daran zweifle ich nicht Aber glaub mir, wenn wir fertig sind, dann willst du es tun.“
Der Typ hat sich inzwischen Gummihandschuhe übergestreift. Er kommt mit so einer Zahnklemme ganz nah an mein Gesicht heran, also so einem Teil, mit dem man den Mund gewaltsam öffnen und durch Arretierung auch offen halten kann.
„Schön auf das Schnäbelchen, du kleine Futt.“
Ich weiß, Gegenwehr ist sinnlos. Also öffne ich den Mund ein wenig. Er schiebt die beiden gummierten Stifte hinein, spreizt die Klemme, drückt meine Kiefer auseinander, bis sie knacken, arretiert die Klemme, nun steht mein Mund obszön weit offen. Dann kippen sie mich mitsamt dem Behandlungsstuhl nach hinten, ich starre in die helle Lampe, die auf meinen Kopf gerichtet wird.
Dann taucht kurz eine Hand mit dem Lötkolben- Dingens in meinem Gesichtsfeld auf, die Hand stützt sich leicht auf meine Kinn.
„Achtung, Anna, es geht gleich los!“
Ein blendend weißer Schmerz schlägt ein in meinen linken Unterkiefer. Es ist das Schlimmste, mit Abstand das Schlimmste, was ich bisher erlebt habe. Der Schmerz ist so konzentriert, so bösartig, ich kann es kaum beschreiben. Wie der Einschlag eines Eispickels genau in meinen Zahn. Die gesamte Gesichtshälfte pelzig, wie gelähmt, nur im Zahn, da rast der blendend helle Schmerz.
„Aaaarrgh“, mache ich, „aaauh!“
„Ja, das tut gut“, höre ich die Stimme des Sir wie aus weiter Entfernung. „Eigentlich wäre jetzt Schluss. Aber als Strafe für deine Gegenwehr bearbeiten wir alle deine Backenzähne. Hoffentlich überlebst du's.“
Die Hand kommt wieder.
„Aaaaaaaah!“
Die dickleinenen Fixiergurte knacken, so verzweifelt versuche ich mich aufzubäumen, als der Blitz ein zweites Mal einschlägt, direkt neben die erste Stelle. Es ist, als risse es mir den Unterkiefer in Stücke, als würde er pulverisiert.
Ich spüre, wie der Typ seinen Unterarm über meine Brust legt, um sich besser abzustützen.
Von außen betrachtet muss das schauderhaft ausgesehen haben: einer liegt halb auf einem völlig wehrlos festgeschnallten Mädchen, hantiert gnadenlos und und systematisch in dessen weitgeöffneter Mundhöhle, entlockt diesem gähnenden Loch immer wieder entsetzliche Schreie.
Laute Schreie: „Aaaiiiih. AAAAH!“
Dazwischen ist ein Gurgeln zu vernehmen, das man nur mit viel Phantasie als „aufhören, bitte, bitte, aufhören!“ interpretieren kann.
Der Andere, in diesem Fall der Sir, hantiert derweil mit der Lampe, leuchtet das Einsatzgebiet aus.
Längst habe ich mich konsulvisch zuckend entleert, es stinkt, Urin tröpfelt auf den Boden. Noch nie habe ich mir so sehr gewünscht, tot zu sein. Es war das Schlimmste, das Schlimmste, das Schlimmste.
Und sie haben Wort gehalten. Jeder Backenzahn, jeder, oben und unten, kam an die Reihe. Und jedesmal war es noch ein bißchen schlimmer als beim vorherigen Mal.
Endlich ist es vorüber, die Klemme wird entfernt, sie richten mich wieder auf mit dem Stuhl, drehen die grelle Lampe zur Seite.
Ich bin halb ohnmächtig, kann den Mund nicht richtig schließen, die gesamte untere Hälfte meines Kopfes ein stechender Schmerz. Speichel sabbert mir unkontrolliert auf die Brust. Aber auch der Schädel droht mir wegzuplatzen, dieser Schmerz hat jedoch eine dumpfe Qualität.
„Oooooh“, stöhne ich, „ooooh!“
„Jaaah!“, lacht der Sir (er lacht wirklich), „so geht das HIER, wenn du nicht parierst. Das nächste Mal nehmen wir uns die Schneidezähne vor. Das tut noch ganz anders, oder wir bohren gleich welche an. Noch Fragen, Anna?“
„Njein“, lalle ich.
„Guuut!“
Sie schnallen mich los, stellen mir erst gar nicht mehr die Frage, wegen der ich so bestialisch gefoltert wurde. Es ist sowieso klar, wie die Antwort ausfallen würde. Ich würde lieber meine eigene Mutter in Stücke hacken, als das noch mal mitzumachen.
Kapitel 103
Der Sir hat mich getragen, ich bin ja klein und leicht und habe auch sehr abgenommen in letzter Zeit, glaube ich, trotz des guten Essens und des ganzen Alkohols in der Sklavenschule.
Er trug mich vor seinem Bauch vor sich her, ich saß auf seinen gefalteten Händen, hielt ihn umhalst. Der Schmerz war erträglicher geworden, dafür war mir jetzt übel und farbige Kreise drehten sich vor meinen geschlossenen Augen. Ich heulte in einer Tour und fühlte mich doch geborgen, während der Sir mich trug.
„Buhuhu“, machte er, halb tröstend und halb ironisch, „wird schon wieder, kleine Anna.“
In einer Zelle bettete er mich auf eine Pritsche, deckte mich sorgsam zu. Ich zittere unkontrolliert, habe Schüttelfrost.
„Da..danke!“
„Sch! Sprich nicht. Sonst tut's wieder weh.“
Er hatte recht. Das scheußliche Stechen wurde wieder stärker.
Später kam noch die Sabi.
„Sabi!“ Ich freute mich wirklich.
„Möchtest du eine Spritze, Anna? Gegen die Schmerzen?“
Ich nickte und Sabi spritzte mir Morphium. Ich versank in einen tiefen traumlosen Schlaf.
Am nächsten Morgen kam die Sabi wieder. Ich hatte Fieber, jedenfalls glühte ich und mein Mund fühlte sich ganz trocken an. Er tat auch wieder höllisch weh.
„Durst, Sabi. Bitte trinken.“
Sie hatte auch eine Pflegerin bei sich, die stützte mich, während Sabi mir klares erfrischendes Wasser zu trinken gab, in das sie was hineingerührt hatte.
„Das wird das Fieber senken, Anna.“
Dann sagte sie zu der Pflegerin, die war noch ganz jung, dreizehn vielleicht, trug aber so einen Schwesternkittel und ein Häubchen: „Bleib bei ihr. Füttere sie.“
Jetzt sah ich, dass sie eine große Isoliertasche bei sich hatten. Da war allerhand drin.
„Ja, Ma'm.“
Sabi ging und das Mädchen fütterte mich mit Brei. Der war lauwarm, und das war auch gut so. Sonst hätte ich ihn nicht essen können.
Das Mädchen betrachtete mich ernsthaft.
„Schmeckt's? Mach ich alles richtig?“
„Ja. Du machst es prima!“
Sie hörte nicht auf, mich anzustarren.
„Ich muss zum ersten Mal hier dabei sein. Ist es arg schlimm hier? So schlimm, wie sie sagen?“, flüsterte sie.
Ich drehte mich zur Wand. Ich wollte nicht darüber reden. Wie kann man so was erzählen?
„He, du musst noch aufessen!“
Ich hatte keinen Appetit mehr. Wollte nur noch in Ruhe gelassen werden.
„Iß doch“, flehte die Kleine, „wenn du nicht aufißt, werde ich wieder bestraft.“
Ich reagierte aber nicht, auch nicht, als sie mich an der Schulter rüttelte.
Dann hörte ich den Löffel in dem Schälchen schaben. Sie aß es einfach selber auf. Wahrlich die praktischste Lösung.
Kapitel 104
Nach ein paar Tagen ging es mir wieder besser. Die Kleine pflegte mich hingebungsvoll, wusch mich, kämmte mich und alles, allerdings sah sie nach dem ersten Besuch bei mir ganz verheult aus und sprach kaum mehr, nur noch das Nötigste.
Mit Sicherheit war die Zelle verwanzt, das war die einleuchtendste Erklärung, und sie wird ordentlich Dresche bekommen haben, nehme ich mal an. Ich war froh, nichts gesagt zu haben.
Dann musste ich zu meinem ersten Einsatz. Zu meinem Erstaunen gaben sie mir auch so eine Schwesterntracht. Die soll wohl Vertrauen einflößen.
Sie steckten mich in eine Zelle zu einem Mädchen meines Alters.
Einer, der sich als der Scharfrichter der Anstalt vorstellte (man hätte es ihm aber nie angesehen, in einer Menschenmenge wäre einem sein Gesicht nie aufgefallen), hatte mich zuvor per Handschlag begrüßt.
„Da ist ja meine neue Gehilfin. Schön, dass du mir zur Hand gehen wirst. Weil, ganz ehrlich...“, er kratzte sich mit einer Hand im Nacken, „ich richte nicht so gerne welche hin, vor allen Dingen Mädchen, die nur so dusslig waren, davonzulaufen. Ich finde die Strafe zu hart. Na ja, vielleicht fällt es dir ja leichter, weil du selber ein Mädchen bist.“
Diese Logik kapierte ich nicht. Aber ich hielt natürlich die Klappe.
Jetzt wurde der Alptraum wahr. Nun gab es kein Zurück mehr. Aber um nicht mehr gefoltert zu werden, war mir wirklich alles recht. Alles. Ich war innerlich wie tot. Und welchen Unterschied machte es schon, wer die armen Dinger ins Jenseits beförderte.
„Also, Anna“, er kannte offenbar meinen Namen, „wir wollen, dass sie halbwegs gefasst in den Tod gehen. Das ist deine Hauptaufgabe. Tröste sie. Das Technische bringe ich dir morgen vor Ort bei, die ersten paar hängen wir gemeinsam. Dann gehe ich zwei Wochen in Urlaub und du bist offiziell die Frauen- Henkerin dieses Gefängnisses. Für die Männer kommt dann eine Vertretung von auswärts.“
Auch das kapierte ich nicht. Was sollte das? Aber ich stellte keine Fragen, schon weil mir alles egal war. Scheißegal.
Also: ich bin bei meinem morgigen Opfer in der Zelle. Es gibt zwei Pritschen, aber ich glaube nicht, dass wir viel schlafen werden. Sie kauert in der Hocke auf dem Boden und starrt nach unten. Sie ist klein und zierlich, wie ein Vögelchen, und wringt unaufhörlich die Hände. Hin- und her, hin und her, so geht das die ganze Zeit, und so langsam geht mir das auf die Nerven.
„Hör doch auf“, sage ich gereizt.
Sie hört wirklich auf damit, setzt sich auf den Rand ihrer Pritsche. Jetzt sehe ich, dass sie mandelförmige Augen hat. Sie ist wunderschön, noch nicht mal das Leid in ihren Zügen kann das verbergen.
„Was bist du?“, stößt sie hervor, „'ne Schwester? Ich bin nicht krank. Oder musst du morgen auch sterben?“
Ich schüttele den Kopf.
„Nein. Ich heiße Anna. Ich bin hier, damit du nicht so alleine bist.“
„O.k. Danke. In meiner letzten Nacht, meinst du, oder was?“
Sie lacht auf, wirft sich auf die Seite, schlägt die Hände vor's Gesicht, fängt schlagartig an bitterlich zu weinen. Sie schluchzt, dass ihr ganzer Körper bebt.
Ratlos und betreten sitze ich daneben.
Nach und nach beruhigt sie sich wieder.
„He, du, komm her bitte“, sagt sie.
Ich gehe rüber zur ihr, streiche ihr über das Haar.
Eine tränenfeuchte Hand ergreift die meine.
„Danke, danke, dass du gekommen bist. Bitte bleib.“
„Ja. Ich bleib die ganze Nacht.“
Dass ich es bin, die sie ins Jenseits befördern, die ihr auch noch die Schlinge um den Hals legen wird gewissermaßen,, wenn ich den Scharfrichter recht verstanden habe, traue ich mich nicht zu sagen. Ich finde es jedenfalls trotzdem gut, dass sie mich reinschicken, damit die nicht so alleine sind, die sterben sollen. Ich versteh sogar warum: „Das ist eine christliche Tradition“, hat unser Geschichtslehrer immer gesagt, „eine bewusste Abkehr vom Heidentum. Ein Akt der Barmherzigkeit.“
Gut, das sehe ich auch so. Aber Beichtvater und Scharfrichter in einer Person, das finde ich pervers.
„Also, Anna“, ruft sie, ebenso aufgekratzt fröhlich, wie sie vor kurzem noch todtraurig war, „Henkersmahlzeit gefällig? Die kommen nachher noch und fragen mich, was ich haben will. Du darfst gern auch was bestellen, ich gebe das als meinen Wunsch aus. Also, was isst du gerne?“
Und wir bestellen Spaghetti und Hamburger und Pommes für sie und Linsen und Spätzle und Saitenwürstle für mich.
Als das Essen dann kommt, hat sie aber gar keinen Appetit mehr, sie würgt nur so krächzend und ist wieder ganz verzweifelt.
„Anna, ich will nicht sterben, ich will nicht“, heult sie und klammert sich an mich, „oh bitte, kannst du nicht irgendwas machen, irgendwas, dass sie mich am Leben lassen?“
Dann kommt sie wieder zu sich, lächelt matt.
„Iß nur, iß, du kannst auch meines haben, wenn du willst. Oder vielleicht esse ich ja später noch was.“
Ich kriege aber auch nichts runter. So steht das Essen zwischen uns auf einem Servierwägelchen und wird langsam kalt.
Wir hören die Schreie eines Gefolterten, ein Mann diesmal.
Die Kleine, und auf einmal wird mir bewusst, dass ich ihren Namen gar nicht kenne, zieht die Beine an den Körper, schlingt ihre Arme um die Knie.
„Na ja, besser so, also schnell, meine ich, als so leiden zu müssen wie dieser arme Teufel da, hoffentlich versteht der Scharfrichter morgen sein Handwerk“, murmelt sie.
„Haben...haben sie dich auch gefoltert?“, frage ich sie.
„Nein. War nicht nötig. Ich habe gleich alles gestanden und alle verraten, die mir geholfen haben. Wenn du mich jetzt für ein Schwein hältst und gehen willst, kann ich das verstehen.“
„Nein. Unter der Folter hättest du auch alles gesagt. Du hast richtig gehandelt.“
Sie schaut mich sinnend an. Ich merke, dass auch sie mir gerne einige Fragen stellen würde, sie verkneift es sich aber.“
„Du, ernsthaft..., äh, wie heißt du eigentlich?“
„Clarissa“
„Also, ernsthaft, ich glaube, dass du Mut genug bewiesen hast, als du abgehauen bist. Das bist du doch,oder?“
„Ja“, sie nickt heftig, „ja, das bin ich. Das Schwein hat mich fast täglich vergewaltigt, seit ich neun war, und meine Mutter musste zusehen, das hat ihn geil gemacht, und dann hat sie sich das Leben genommen und da...ja, da bin ich abgehauen. Was sollte ich da noch? Allein mit ihm. Ja, so war das. Ich bereue es nicht. Alle sollten abhauen. Einen Aufstand sollten wir machen. Dann wäre Schluss mit der Sklaverei.“
„Na, ich weiß nicht...“, wende ich skeptisch ein, erstens, weil ich da tatsächlich nicht daran glaube, und zweitens, weil ich davon ausgehe, dass auch diese Zelle verwanzt sein könnte.
„Aber ich weiß es. Die von der Anti- Sklaverei- Liga, die sagen das doch angeblich auch immer, und die arbeiten dran, glaub ich.“
Ich mache ihr verzweifelte Zeichen, doch ruhig zu sein, aber sie ist zu sehr in Fahrt.
„Und weißt du was?“, kichert sie triumphierend, „ich hab gar niemand verraten. Ich sag' dir was- ich hab 'nen Haufen völlig Unschuldiger ans Messer geliefert, alles Sklaven, alles Sklaven, und dafür werde ich in der Hölle schmoren, ich weiß, aber alles, was ich über die Anti- Sklaverei mitgekriegt habe, das habe ich für mich behalten. Ich habe ihnen nichts gesagt, nichts.“
Alles klar. Die Zelle ist verwanzt und ich war der Lockvogel. Die haben die gefoltert, die sie angegeben hat, und irgendwann war klar, die Geschichte stimmt nicht. Also nichts von wegen Humanität und christliche Tradition, das war alles nur ein Schmus, der beste Lockvogel ist eben immer noch einer, der es selber nicht weiß.
Als sie dann kamen, sie zu holen, da erst dämmerte es ihr.
„Du Schwein, du Schwein, du verdammtes Schwein“, heulte sie noch, als sie sie aus der Zelle zerrten.
Wieso? Ich hab das doch nicht gewollt. Na ja, selber Schwein. Wieviele Unschuldige die wohl ans Messer geliefert hat? Das ist auch nicht richtig.
Nur- was hat sie gemeint mit den „Dingen“, die sie über die Anti- Sklaverei- Liga mitbekommen haben will? Bestimmt alles Humbug, die üblichen Gerüchte eben.
Mir kommt sie vor wie ein Phantom, diese Liga. Alle reden drüber, aber ist das ein Beweis ihrer Existenz?
Eine Zeit bleibe ich in dieser Zelle eingeschlossen, weil natürlich läuft hier keine frei herum in diesem Gefängnis. Dann öffnet sich die Tür und der Sir selbst kommt ein, Zigarre in der Hand.
Ich springe auf.
Wortlos öffnet er den Hosenschlitz, befördert sein gewaltiges Glied ans Freie.
Ich sinke auf die Knie, lecke erst mal so'n bißchen um die Eichel. Ich weiß, es ist eine Art Auszeichnung, fast schon eine Ehre, dem Sir einen blasen zu dürfen. Ich will mich dessen würdig erweisen, nicht vielen von uns erbärmlichen kleinen Insassinnen hier wird dieses dieses Privileg zuteil werden.
Meine Fresse tut aber noch so weh von der „Zahnbehandlung“. Ich kriege kaum seine dick geschwollene Eichel rein. Er merkt es.
„Lass, Anna. Wichs mich einfach.“
In kniender Position komme ich dem Befehl nach. Da bin ich gut drin, im Männer- Abwichsen!
Langsam und zärtlich, mit kaum merklichem Druck. Sanftes Kraulen seine Klöten mit den Fingerspitzen der anderen Hand. Züngeln an dem kleinen Spalt vorne, da, wo ein Tropfen klarer Flüssigkeit austritt. Ich lecke ihn sanft weg. Dann: mehr Druck, energisch wichse ich den Schaft in seiner ganzen Länge zwei- dreimal hoch und runter. Wir dick er ist, meine Hand passt kaum herum. Das ist ein Mann! Meine Möse wird warm und klebrig. Tief drin juckt es. Ich glaube, meine Gebärmutter sehnt sich nach was.
Ich mache wieder langsam und zärtlich weiter, stopfe mir jetzt doch die Eichel in den Mund, sauge mich fest daran, bis sich meine Backen nach innen wölben. Scheiß auf die Schmerzen. Er ist ein echter Mann! Und er zeigt es mir, obwohl ich doch nur ein Mädchen bin, eine magere, durchgeprügelte Sklavin,mit zwei unbedeutenden Hautlappen als Titten. Aber ER hat mich erwählt. Was bin ich stolz!
Erneute Temposteigerung. Mehr Druck! Dann lasse ich wieder nach, knete zärtlich die Eier. Oh, sind die geschwollen! Da baut sich ein wahnsinniger Druck auf, keine Frage.
„Nimm ihn aus dem Mund, Anna. Wichs mich hart!“
Ich gehorche. Energisch fährt meine kleine Hand diese lange Stange entlang, sie ist hart wie Ebenholz. Er stöhnt, die Bauchdecke spannt sich.
Der Schaft wird noch härter, Adern treten hervor. Ich erhöhe das Tempo, nicht aber den Druck. Beginne wieder damit, die Eier zu kraulen. Kitzle sie, nur so mit den Fingerspitzen!
Härter, immer härter wird er. Ich schaue in das kleine Loch vorne, es weitet sich. Ein weißlicher Tropfen tritt aus. Das ist bereits Sperma!
„Bitte entleeren Sie sich in mein Gesicht, Herr“, flüstere ich.
Die Eier ziehen sich zurück in seinem Gekröse. Nun geschieht es gleich! Ich ertaste sie, massiere sie. Nehme sie ganz in die Hand. Drücken, lockerlassen, drücken, lockerlassen. Mit der anderen Hand: hoch, runter- hoch, runter. Die Eier zucken.
Er explodiert! Nun zuckt auch sein Glied heftig in meiner Hand, schleudert einen dicken Batzen gegen meine Backe, pfeffert ihn mir richtiggehend ins Gesicht. Augenblicklich verbreitet sich der Geruch nach Sperma, steigt mir intensiv in die Nase. Ich spüre die schleimige Konsistenz, während es hinabrinnt, den Hals entlang, sich in einer Achselhöhle sammelt, bis diese überfließt.
Ein glibbriges Rinnsal läuft sich über eine Brust.
Eine schier schier unglaubliche Menge für den „ersten Schuss!“
Da- was geschieht nun? Nach einem erneuten regelrechten Aufbäumen seiner gewaltigen Männlichkeit strulllert er mir förmlich ins Gesicht, aber mir Sperma! Bestimmt zwei, drei Sekunden lang. So was habe ich noch nicht erlebt! Und noch mal und noch mal, schwächer werdend. Ich sterbe vor Geilheit, während er mich einkleistert.
Er ist fertig, ich höre, wie er sein Glied verpackt, den Reißverschluss hochzieht. Sehen kann ich nichts, mein Gesicht ist überzogen mit seinem Schleim, den er mir zu Ehren abgesondert hat. Ich fühle mich emporgehoben in den siebten Himmel. Was kann sich ein Mädchen mehr wünschen?
„Ich schicke dir eine, die dich säubert. Du bist wirklich gut. Ich glaube, ich mache dich zu meinem Sexspielzeug. Ich gebe nächstens eine Party. Da hätte ich Bedarf für dich.“ Tür auf, Tür zu, Schlüssel rum, weg ist er.
Nun beginne ich hemmungslos zu wichsen, nachdem ich mir mit zwei Fingern notdürftig das Gesicht gesäubert habe. Insbesondere die Nasenlöcher, die musste ich freilegen. Atmen muss ich schließlich.
Einen Gutteil schiebe ich mir in den Mund, schlürfe den salzigen, zwischenzeitlich erkalteten Schleim wie ein Kenner eine Auster. Den größten Teil des Schmands befördere ich jedoch Richtung Brüste, weil ich gehört habe, sie wachsen davon. Und meine hätten's ja dringend nötig. Ich lege mich auf den Boden, auf den Rücken dazu, weil ich nicht will, dass was herabtropft. Ich massiere mir das Sperma mit beiden Händen ein, das quietscht und quackelt ganz schön anfänglich, und ich hoffe wirklich, es bringt was. Obwohl- denke ich mit schlechtem Gewissen, mein Herr wäre da gar nicht glücklich darüber. Der will mich ja auch oben rum mager und knochig. „wie eine Elfjährige schaust du aus, Anna, genau richtig für meinen Geschmack “, so sagte er mir einmal.
Das war ja auch ein Grund, warum er mich so sehr auf strenge Diät setzte, obwohl ich auch früher schon mager war, noch bevor ich so abnahm in der Sklavenschule.
Aber jetzt, das ist mir denn doch zu wenig. Ich meine, die Männer wollen ja auch was haben, an dem sie „herumschrauben“, an dem sie saugen können, und nicht nur zwei hautige Lappen. Also ein bißchen wachsen sollten sie schon wieder, finde ich. Deswegen würde der Herr doch sicherlich nicht gleich seine Drohung wahrmachen: „Wenn sie zu groß werden, Anna, dann stürze ich mich in Unkosten und sie werden amputiert. Ich meine es ernst!“
Er hat es mir später mal genauer erläutert, kurz bevor ich dann wegkam.
„Ich würde mir ja gerne ein neues Auto kaufen, Anna, aber ich fürchte, ich werde das Geld für deine Operation brauchen.“
Im Moment war mir gar nicht klar, was er meinte. Wir hatten schon länger nicht mehr über das Thema geredet.
„Operation? Welche Operation, Herr?“
„Na, die Tittenamputation. Sie werden mir langsam zu groß, deine Dinger. Noch gehen sie, aber...., sag mal, was hat denn deine Mutter für Titten? Richtige Titten oder nur so Zitzen?“
„Schon richtige Titten, Herr. So birnenförmig. Vielleicht eine handvoll. Eine Männerhand, meine ich.“
„Zu groß. Aber es ist wohl unvermeidlich, dass auch deine so aussehen eines Tages.“ (Das hoffte ich insgeheim!)
„Ja, und dann kommst du ins Krankenhaus und sie werden abgeschnitten.“
„Oh, Herr...!“ (Das ist das Äußerste an Widerspruch, das ich wage.)
„O.k., setz dich mal her. Ich erkläre es dir. Es ist nicht ganz so, wie du es dir vielleicht vorstellt.“
Gehorsam setze ich mich neben ihn auf's Sofa. Widerspruch oder Aufbegehren sind sinnlos, das weiß ich. Der Herr hat beschlossen, dass meine Titten abgeschnitten werden, also muss ich mich damit abfinden, obwohl ich todtraurig bin deswegen. Aber es soll ja nicht gleich morgen geschehen, also habe ich noch etwas Zeit, mich darauf einzustellen. Und immerhin ist er so nett, mir mitzuteilen, was genau mit mir geschehen soll, das ist ja auch nicht selbstverständlich.
Er legt seinen Arm um mich.
„Also, Anna, jetzt hörst du mir mal gut zu. Du brauchst keine Angst zu haben, dass da nur noch zwei hässliche Narben sind, wo vorher deine Brüste waren, wie nach solchen Totalresektionen nach Krebs. Ich habe mich da unlängst mit einem Chirurgen unterhalten darüber. Du wirst komplett ausgeschabt, Fettgewebe, Milchdrüsen, das alles wird dir weggemacht. Dann wird noch die überschüssige Haut weggeschnitten und schön straff gespannt, dann siehst du wieder aus wie mit acht Jahren. Nur dass du eben Brustwarzen hast, die behältst du ja als Einziges. Durch die gestraffte Haut sind sie permanent erigiert, sagt der Chirurg. Das sieht doch sexy aus, findest du nicht?“
Nein, das tue ich nicht. Jedenfalls nicht wirklich.
„Ja, Herr“, murmele verzagt Soll ich in den Prügelkeller wegen eines Protests, der doch nichts bringt?
„Und wer weiß, Anna, vielleicht kratze ich ja genug zusammen, und wir können dich bei der Gelegenheit auch gleich noch sterilisieren lassen. Mal sehen. Sklavinnen, so man sie nicht zur Fortpflanzung braucht, sollten sterilisiert sein, finde ich. So, und jetzt gehst du weiterarbeiten.“
„Ja, Herr.“
Ich erhebe mich geräuschlos, mache einen Knicks und gehe wieder an meine Arbeit. Heute sind sämtliche Fenster dran.
Seltsam, dass ich jetzt, wo man mir doch eben als Frau die höchste Referenz erwiesen hat, wieder an diese ollen Geschichten denken muss.
Aber ich komme sicherlich bald wieder zu meinem Herrn zurück,und dann werde ich über kurz oder lang wieder ein vorpubertäres Mädchen sein und es für den Rest meines Lebens auch bleiben. Das ist wohl leider so gewiss wie das Amen in der Kirche.
Seufzend massiere ich mir das restliche Ejakulat des Sir in die Brüste und empfinde fast so was wie Trotz dabei.
Dann wichse ich, schiebe mir die spermafechten Finger rein unten. Schwanger kann ich zwar nicht werden, weil sie tun dir was ins Essen oder die Getränke im Sklavengefängnis, um das zu verhindern (weiß ich von Lydia). Aber ich will diese mikroskopisch kleinen Dinger, die so'n bißchen aussehen wie Kaulquappen (wir haben da in Bio mal einen Film gezeigt bekommen darüber) trotzdem in meiner Scheide haben!
Ach, könnte ich meinen Herrn doch überreden, mich schwängern zu lassen, es gibt da so Einrichtungen dafür. Zum Beispiel diese sogenannten Brutställe, da kann man seine Sklavin, gegen eine Gebühr, versteht sich, hinschicken und decken lassen. Von Sklaven natürlich.
Wenn es ein Junge würde, müsste man ihn leider wohl gleich nach der Geburt verkaufen, was soll er damit? Man kann das Geschlecht schließlich vorgeburtlich feststellen heutzutage und das Ungeborene im Internet versteigern, dann bringt es einen anständigen Preis, bis es soweit ist.
Und wenn ich, was ich hoffe, ein Mädchen zur Welt brächte, dann hätte ich was zum Liebhaben und er eine kleine Kindersklavin. Die würde ich von vornherein schon so erziehen, dass sie ihm frühestmöglich eine entzückende Sexsklavin im Miniaturformat wäre.
Im Grunde habe ich die Hoffnung aber aufgegeben zwischenzeitlich. Eigentlich ist ja schon der bloße Gedanke daran Widerstand. Das muss ich mir abgewöhnen, ermahne ich mich energisch.
„Keine Tagträumereien mehr, Anna. Denk lieber drüber nach, wie das ohne Brüste und mit durchgeschnipfelten Eileitern sein wird!“
Kapitel 104
Die Nacht schlafe ich nicht. Ich muss immer daran denken, was sie Ungeheuerliches von mir verlangen. Das Blut summt mir in den Ohren und ich bin so was von unruhig und rastlos. Zudem bin ich allein in einer Zelle, allein mit meinen Gedanken. Wenigstens brennt ein Nachtlicht. Der Grund dafür ist wahrscheinlich die Überwachungskamera, die blinkt mit ihrem roten Betriebslicht oben in einer Ecke. Obwohl es ja auch solche mit Nachtsichtfunktion geben soll, aber die haben die hier wahrscheinlich nicht. Mit einem Fuß bin ich ans Bett gekettet, die Kette ist aber so lang, dass ich bequem den Toiletteneimer erreichen könnte. Den will ich aber nur im äußersten Fall benutzen, ich möchte nicht, dass es stinkt in meiner Zelle.
Was soll ich nur tun? Manchmal bin ich mir sicher , dass ich mich weigern werde. Aber was werden sie dann tun mit mir? Werde ich dann nur selber hingerichtet einfach oder foltern sie mich zu Tode wie dieses Mädchen in dem Video? Wenn ich mir nur selber das Leben nehmen könnte irgendwie. Ich sehe aber keine Möglichkeit. Aber vielleicht können sie mich gar nicht so ohne Weiteres hinrichten, nach dem Sklavenrecht ist schließlich verboten.
Dann höre ich wieder Schreie, die schaurig und langanhaltend durch das Haus hallen- und ich bin mir sicher- die Kraft mich zu weigern, die habe ich nicht mehr.
In aller Frühe kommt mich der Scharfrichter abholen, jedenfalls fühlt es sich an wie sehr früh am Tag, aber wer kann das schon sagen in diesem fenster- und uhrenlosen Haus?
Wir gehen hinunter in den Keller, wortlos, und betreten die Exekutionsräume. Mit Schaudern erblicke ich eine Guillotine, davor die Zinkwanne, in die die abgeschnittenen Köpfe fallen. Sie ist nicht verhüllt, die Schneide der Guillotine, es klebt aber kein Blut an ihr.
Dann der Galgen, an dem wir arbeiten werden, wie mir der Scharfrichter erklärt.
Wir schreiten gemeinsam die Stufen hoch, die er in der Regel wohl alleine wieder herabschreitet.
Er fängt an, mir alles zu erklären. Wo der Knoten der Schlinge genau zu sitzen hat, hinter dem einen Ohr nämlich.
„Es ist wichtig, den Knoten ganz genau zu platzieren, und genauso wichtig ist es, die Schlinge nicht zu fest zuzuziehen. Zu locker darf sie andererseits auch nicht sein. Sonst verrutscht der Knoten während des Falls des Delinquenten, und das Genick bricht nicht, sondern sie ersticken qualvoll. Oder man muss sie ein paar Mal henken. Alles schon vorgekommen. Am besten gibst du erst mal nur acht, wie ich das mache. Da braucht man Erfahrung. Aber wie gesagt, die ersten paar henken wir gemeinsam.“
Er redet völlig emotionslos, trägt auch keine schwarze Kutte oder sowas, Hemd und Hose, noch nicht mal 'ne schwarze Krawatte. Darüber einen weißen Kittel, der aussieht wie ein Malerkittel. Man könnte ihn sich auch als Losverkäufer auf dem Jahrmarkt vorstellen, und dennoch geht etwas absolut Grauenerregendes von ihm aus. Dieses völlige Unberührtsein! Wie vielen er wohl schon den Kopf abgehackt oder sie aufgehängt hat? Könnte er selber es überhaupt noch sagen?
Ich höre ihm zu wie in Trance und komme mir vor wie in einem Alptraum, aus dem ich nicht erwachen kann.
Oh mein Gott, das können sie doch nicht verlangen von mir. Hilf mir, hilf mir, hilf mir!
Also ich will es kurz machen: wir haben der ersten die Schlinge angelegt, die hatte so eine schwarze Kapuze übergestülpt, schon, als zweie sie auf's Schafott führten . Sie trug Hand- und Fußfesseln und stolperte mehr, als dass sie ging, die Treppe rauf. Sie gab nur erstickte und gedämpfte Angstlaute von sich, sie war bestimmt schwer geknebelt unter ihrer schwarzen Kapuze. Ich glaube, sie versuchte immer wieder, was zu sagen. Wahrscheinlich flehte sie um ihr Leben, denn als es die Treppe hochging, da ging ihr der Urin ab. Auch zappelte sie auf den letzten zwei Stufen plötzlich so und hat sich gewehrt. Aber sie haben sie natürlich fast mühelos hochgeschleift.
Dann, wie gesagt, die Schlinge, ich musste das obere Ende halten, während mir der Scharfrichter mit gedämpfter Stimme noch mal alles ganz genau erklärte, was er tat. Die Verurteilte stand jetzt ganz still, auch nachdem wir sie losgelassen hatten und zur Seite getreten waren.
Er deutete auf einen roten Hebel, der seitlich am Galgen angebracht war. Das war der Hebel für die Falltür.
„Los, leg ihn um.“
Einen Moment zögerte ich noch, dann griff ich nach ihm, um zu tun, was mir befohlen worden war.
Da wurde es plötzlich Nacht um mich und ich fiel in Ohnmacht.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Boden neben dem Galgen, und blutete übel am Kopf. Die Plattform des Galgens verfügte über kein Geländer, ich war herabgestürzt. Meine rechte Hand tat irre weh und war nicht mehr zu gebrauchen, später stellte sich heraus, dass sie aber nur verstaucht war. Etwas oberhalb von mir baumelten die Beine der Gehenkten, Urin und Kacka liefen an ihnen herab und tropften in eine darunter bereitgestellte Wanne.
Bis heute halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass der liebe Gott mein Gebet erhört hat und mich davor bewahrt hat, zur Mörderin zu werden. Ganz sicher bin ich mir aber nicht. Vielleicht gibt' s ihn ja doch nicht.
Der Scharfrichter war an mich herangetreten.
„Für gar nichts bist du zu gebrauchen, gar nichts, da haben sie mir ja was Schönes angedreht mit dir. Diese Arschlöcher!“
Ich kam dann wieder in meine Zelle, mit verbundener Hand und verbundenem Kopf, Sabi sah zweimal täglich rein zu mir, und diese Kleine hat mich wieder gepflegt.
Sie hat nichts mehr gefragt und ganz wenig geredet, klar, sie war wohl eine Haussklavin der Sklavenschule, und die dürfen ja eigentlich auch nicht reden, zu uns wenigstens nicht. Untereinander vielleicht schon manchmal, ich weiß es nicht.
Sabi muss Bescheid gewusst haben.
„Diese Schweine“, wisperte sie, als sie mich verband, „dieses Schwein!“ Damit meinte sie wohl ihren Mann, den Sir.
„Oh Sabi, gib mir was, dass ich sterbe. Ich hab es tun wollen und jetzt will ich nicht mehr leben“, heulte ich.
Sie hat mir aber natürlich nichts gegeben und ich habe mich wieder etwas beruhigt. Ich meine, es ist doch ein Unterschied, ob man nicht mehr leben will oder ob man daran denkt, sich echt umzubringen, oder?
Später beugte sich die Kleine an mein Ohr und ich kapierte, dass sie mir was reinflüstern wollte.
„Die Sabi hat dafür gesorgt, dass du nicht die Henkerin werden musst. Soll ich dir sagen.“
Kapitel 105
Ich bin wieder mit dieser Fußkette ans Bett gefesselt, nur ist sie kurz diesmal und der Toiletteneimer steht direkt neben meinem Bett. Es bleibt mir nicht anderes übrig, als ihn zu benutzen. Die Kleine, die jetzt die ganze Zeit bei mir in der Zelle ist, kann ihn auch nicht einfach vor die Tür stellen, weil die ist natürlich abgeschlossen.
Aufgeschlossen hat sie eigentlich nur die Sabi, die war immer mit einem dicken Schlüsselbund unterwegs, schien also auch hier ziemlich viel Zugang zu haben. Oder waren es nur der Schlüsselbund von der Sklavenschule, an den sie den zu meiner Zelle einfach drangemacht hat? Schon möglich.
Zu essen gab's für uns beide durch die Klappe in der Tür. Die Kleine hat es immer geholt. Es gab aber immer nur so einen Fraß. Angebrannt und versalzen. Oder zur Abwechslung auch mal ganz ohne. Aber immerhin Limo zum Trinken.
„Iß“, sagte die Kleine, „iß bitte auf. Bitte.“
Ich wusste, sie wird bestraft, wenn ich es nicht tue. Also hab ich es runtergewürgt.
Es wäre natürlich Wahnsinn gewesen, wenn wir versucht hätten, uns zu unterhalten, bei laufender Überwachungskamera. Ich verspürte aber ohnehin keine große Lust dazu.
Ich hatte so einen bleiernen Druck im Kopf, fühlte mich reizbar und müde, schlief viel, ohne darin Erquickung zu finden.
Nur wenn Sabi kam, dann freute ich mich, aber reden konnten wir natürlich auch nicht miteinander. Ich wollte auch nicht, dass sie meinetwegen in Schwierigkeiten geriet.
Das ging zwei Tage so und hätte ganz schön sein können, wenn ich jetzt nicht immer diese Schreie hätte mitanhören müssen. Sie hallten durch das Haus, besonders grässlich war es aber, wenn sie offensichtlich aus Zellen in unserem Flur kamen. Ich vermutete, dass sie welche auch gleich in ihren Zellen folterten, eine Vermutung, die sich als zutreffend herausstellen sollte.
Der Betrieb dieses Gefängnisses war darauf abgestellt, zu jedem beliebigen Zeitpunkt einem maximalen Prozentsatz der Insassen die schauderhaftesten Dinge anzutun. Die regelrechten Folterkammern waren ständig komplett „ausgebucht“ und dienten den „spezielleren Dingen.“ Eines davon hatte ich ja am eigenen Leibe erlebt.
Als ich ankam, war wohl gerade „eine ruhige Zeit“ gewesen, und das jetzt, das stellte den „Normalbetrieb“ dar.
Alleine diese Schreie konnten einen in den Wahnsinn treiben, auch die Kleine litt erkennbar darunter, oft hielt sie sich die Ohren zu. Es war aber auch unaussprechlich!
Anfänglich war sich die Sabi nicht sicher, ob ich nicht doch ins Krankenhaus müsste, zum Nähen meiner Kopfwunde.
Dann hat sie es aber doch vor Ort im Gefängnis gemacht, und wisst Ihr, wo?
In dieser Folterkammer aus dem Snuff- Video.
Die Sabi hat mich schonend darauf vorbereitet.
„Anna, ich muss es nähen. Es geht nicht anders. Und, weißt du, es gibt hier einen Raum, der ist ausgestattet wie ein OP. Und jetzt erschrick bitte nicht: es ist der Raum, wo sie auch welche, na ja, zerstückeln, unumwunden gesagt. Du wirst ihn aus dem Video kennen.
Aber du brauchst dich nicht zu fürchten, wegen seiner erstklassigen Ausstattung nutzen wir ihn auch für kleinere operativen Versorgungen, also auch für rein medizinische Zwecke. Ich verspreche dir, dass du keine Angst zu haben brauchst. Nur du und ich und meine Assistentin hier...“, sie wies auf die Kleine, „...werden anwesend sein. Bitte, traue mir, Anna. Ich lüge dich nicht an, und wir werden auch ganz schnell fertig sein, das verspreche ich dir.“
Natürlich hat es dann doch einige Zeit in Anspruch genommen, das Nähen, und als ich zur Tür rein kam, bin ich vor Entsetzen fast gestorben. Das WAR der Raum aus dem Snuff- Video. Auch wenn all diese Instrumente sich nicht in ihm befanden, nur, was die Sabi brauchte zur Wundversorgung.
Und sie hat Wort gehalten, und unter ihren kundigen Händen kam ich dann etwas zur Ruhe. Ich traute ihr. Legte mich brav auf den Operationstisch, bekam eine örtliche Betäubung und ließ mich nähen.
Sabi nutzte die Gelegenheit auch, mir ein paar Dinge zu sagen, beruhigte mich, als ich bestürzt Gesten machte, sie solle doch ruhig sein.
„Dieser Raum ist einer der wenigen hier ohne Mikrophone, Anna.“ (Klar, hier wird ja üblicherweise auch gefilmt!)
„Also- was ich dir sagen muss: mein Mann, der ist im Grunde krank. Wenn auch nicht im medizinischen Sinne. Kein Psycho-, aber ein hochgradig sadistischer Soziopath, o.k., ich weiß nicht, ob dir das was sagt. Jedenfalls warst du sehr klug bisher und hast richtig gehandelt. Tu auch weiterhin alles, was er will, glaub mir, beim leisesten Anzeichen von Ungehorsam von deiner Seite aus würde er dich foltern, bis du deinen Verstand für immer los wärst. Du wärst nicht die Erste, also bitte, bitte, sei vernünftig. Für nichts, was du tust, weil er es dir befiehlt, trifft dich die geringste Schuld, Anna. Das bist nicht du, die es tut, Anna, sondern er. Du bist nur sein Werkzeug, sein ausführendes Organ.“
Sie teilte mir auch noch mal mit, was ich schon von der Kleinen wusste, nämlich dass es ihr gelungen war, ihn davon abzubringen, mich zur Henkerin zu machen.
„Wenn du total gehorchst, Anna, dann hat er deinem Herrn versprochen, dich ihm in funktionsfähigem Zustand zurückzugeben, körperlich wie seelisch. Er hat verstanden, dass du mit dem Amt des Scharfrichters emotional überfordert wärst Aber er ist noch nicht fertig mit dir. Also sei weiterhin ein so kluges Mädchen, wie ich dich kennengelernt habe.“
Das war zwar ein bißchen widersprüchlich, weil vor kurzem, da hatte sie mich ja noch ein „dummes Kind“ genannt, aber ich spürte ihren verzweifelten Wunsch, mich vor mir selber zu retten, meiner Neigung zum Ungehorsam und vor einem ganz furchtbaren Schicksal.
Kapitel 106
Nach zwei Tagen, die Kleine, sie hieß übrigens Vanessa, war gerade dabei, mir die Haare zu kämmen und summte dabei ein Liedchen vor sich hin und es war ausnahmsweise recht still im Gefängnis, nur aus weiter Entfernung war einiges Schmerzensgebrüll zu vernehmen, da wurde von außen energisch der Schlüssel in die Tür gestoßen und rumgedreht.
Sie, also die Tür, flog auf, und der Sir stand in der Zelle, eine Pistole in der Hand. Vanessa floh entsetzt quiekend in eine Ecke, wo sie sich ganz klein machte, die Hände schützend über den Kopf zusammengeschlagen.
Ein ohrenbetäubender Knall, dann rieselte der Kalk. Er hatte in die Decke geschossen. Nun saß auch in in einer Ecke, blitzartig hatte ich mich hineingeflüchtet. Ich erinnere mich noch, wie ich dachte: „Ich muss ihm den Schwanz lutschen, den Schwanz lutschen, dann geschieht uns nichts!“
Er hatte aber andere Pläne, der Sir.
Er ging rüber, hielt Vanessa die Pistole an den Kopf. Sie machte sich noch kleiner, wimmerte nur so.
„Du redest zuviel, kleine Dummfotz. Willst du sterben oder warum lässt du es nicht?“
„Bitte..., es tut mir so leid. Ach, lassen Sie mich doch leben, oh bitte...“ Sie weint und kann gar nicht mehr aufhören. Was will er nur von ihr, sie ist doch keine Aufrührerin. Nur ein kleines Mädchen....
Er hat sie entjungfert- mit der Pistole, und ich habe ihm geholfen dabei.
Die wollte nämlich erst nicht mitmachen- die Vanessa, das muss man sich mal vorstellen.
„Leg dich auf den Rücken. Höschen runter, Beine breit!“
Er dirigierte sie mit seiner Knarre, bis sie so lag, wie er sich das vorstellte. Huschte geduckt in die Mitte des Raume, striff eilig ihr Höschen runter, zeigte mir eine das schwach behaarte Geschlechtsteil eines Kindes. „Wie will er sie nur ficken mit seinem Riesen- Ding?“, fragte ich mich.
Dann sah ich den Rücken eines Mannes, der zwischen zwei dünnen Beinchen kniete, den Rücken des Sir.
Nur- er hatte die Hose nicht runtergelassen. Er machte irgendwie mit einer Hand unten rum an ihr. Ein lautes Wehklagen setzte ein, sie begann rumzuzappeln, und plötzlich verstand ich. Er- er hatte die Pistole ja noch in der Hand. Er versuchte wohl, sie damit zur Frau zu machen und es tat ihr weh, sie wehrte sich, und ich bin mir sicher, sie hatte Angst, wahnsinnige Angst, denn sie war sanftmütig und folgsam und hätte sich sonst nie widersetzt. Das ist ganz undenkbar.
Die Sabi, der sie diente, war immer freundlich zu ihr, und es war nie nötig, dass sie auch nur nur die Stimme erhob, Vanessa war eine Sklavin durch und durch, das merkte man.
Sie war nicht sie selbst, als sie auf so gruslige Art und Weise ihre Unschuld verlieren sollte, und ich glaube, ich hätte mich auch sehr gefürchtet an ihrer Stelle.
Aber es ging natürlich nicht, dass sie sich wehrte.
Mit der einen freien Hand versuchte der Sir noch, sie zu bändigen, sie wieder an dem einen Bein zurückzuziehen, denn sie bemühte sich, wegzukommen von ihm.
So schnell als möglich rutsche ich auf den Knien nach vorn, ich kauerte ja noch in der Ecke, klemme ihren Kopf zwischen meinen Schenkeln fest. Der Sir reißt ihre Beinchen an den Knien auseinander, die sie zusammengepresst hält, nun liegt sie wieder offen da. Sofort rutscht er wieder zwischen sie, stößt ihr erneut den Lauf in die Scheide, den Finger am Abzug, wie ich mit Schaudern bemerke.
„Sch, sch, sch, ganz ruhig, es passiert dir nichts. Ich bin bei dir“, bemühe ich mich, sie zu beruhigen.
Es funktioniert, sie öffnet ihre Beine vollständig, liegt ruhig da stöhnt nur so und wimmert, während der Sir ihr mit der Pistole die Unschuld nimmt, ihr immer wieder brutal den Schaft reinstößt, sie mit der Waffe vergewaltigt. Es ist eine blutige Angelegenheit, ich hoffe, es ist in Ordnung, das ist bestimmt nur so, weil es ihr erstes Mal ist. Ich habe auch ihre Hände in die meinen genommen, streichle ihre Finger mit meinen Daumen, während sie unter Schmerzen aufhört, ein Kind zu sein. Fast bin ich froh für sie, trotz der perversen Art und Weise, in der es geschieht.
Ich hoffe nur, dass er nicht abdrückt.
Er hat ihr das Ding dann noch reingedrückt, bis es fast bis zur Hälfte in ihr verschwunden war, sie hat sich aufgebäumt und laut geweint und es floss viel Blut. Oh mein Gott, hat sie geblutet- und ich habe meine ganze Kraft gebraucht, um sie unten und halbwegs ruhig zu halten.
Ich setzte mich auf ihren Kopf, den ich zwischen meinen Beinen einklemmte, so fest ich nur konnte, ich bog ihr beide Arme auf den Bauch und drückte sie dort unerbittlich fest, ich tat es, um ihr das Leben zu retten. Ich biss die Zähne zusammen und ignorierte den nicht geringen Schmerz in meiner verstauchten Hand. Denn wäre es ihr gelungen, sich freizukämpfen, dann, und daran hege ich bis heute keinen Zweifel, wäre es sofort um sie geschehen gewesen. Obwohl ich mir auch damals schon sagte, dass sie mit heillos zerstörtem Unterleib höchstens noch als Arbeitssklavin taugte, und die haben kein beneidenswertes Leben. Ich meine, solange man uns als Sexobjekte ausbeuten kann, geht’s uns ja nicht ganz miserabel.
Ist man erst mal in einer dieser Fabriken gelandet, dann gute Nacht...Dort soll es zugehen wie in einem nordkoreanischen Straflager, aber auch das sind selbstredend nur Gerüchte und vielleicht wird auch Vieles übertrieben.
Als er fertig war mit ihr, da dachte ich, jetzt erschießt er sie, denn er schob ihr den Lauf in den Mund, und sie kniff die Augen zusammen und ihr ganzes Gesicht war eine Maske der Angst und ich saß reglos und total geschockt in meiner Ecke wieder und musste fast zwanghaft hinstarren und er lachte und zwang sie, alles „schön sauber“ zu lecken, aber er verschonte sie, hat sie am Leben gelassen.
Dann war er weg und sie wand sich leise wimmernd gekrümmt am Boden, die Hände zwischen die Beine geklemmt.
Ich rutschte rüber zu ihr und habe ihr hilflos übers Haar gestreichelt, denn ich wusste echt nicht, was ich tun sollte, um ihr irgendwie zu helfen.
Sie blutete und blutete, es wollte einfach nicht aufhören rauszuströmen aus ihr, und da zog ich mein Kleid aus und versuchte es ihr zwischen die Beine zu schieben, um die Blutung irgendwie zu stillen, aber sie wehrte sich und ließ es nicht zu. Ich sah die Vergeblichkeit meiner Bemühungen ein und habe mir das Kleid wieder übergestreift, obwohl es natürlich auch was abbekommen hatte. Ich fror aber.
„Bitte, bitte, stirb nicht“, heulte ich, denn sie bewegte sich immer schwächer und dunkel und unaufhörlich kam es raus aus ihr und wurde immer mehr.
Dann rührte sie sich nicht mehr und war tot.
Ich kroch in eine Ecke und rollte mich zu einem Ball zusammen. Gleich würde Mama kommen und mich aufs Ohrläppchen küssen und dann wäre es an der Zeit, in die Schule zu gehen.